Tödliche SMS (German Edition)
glaube ja. Obwohl …“
„Was?“
„Obwohl sie sich kurz darauf von Max getrennt hat. Sie hat mir aber nie erzählt, warum.“
Sie schwiegen einen Moment.
„Ich will dir keine Schwierigkeiten machen. Es ist mir ziemlich gleichgültig, mit wem du schläfst oder warum. Ich will nur wissen, was schiefgelaufen ist. Hast du vor eurem Verhältnis von Max gewusst?“
„Ja.“
„Und dass sie vor etwa zwei Monaten wieder zusammengekommen sind und Max deine Produktionsassistentin wegen Silke kaltherzig abserviert hat?“
„Ja.“
„Und dass die ihn daraufhin regelrecht verfolgt hat?“
„Mein Gott! Ja! Worauf willst du hinaus?“
„Würdest du Monika einen Mord zutrauen?“
Augenblicklich nahm er die Füße vom Tisch, richtete sich auf.
„Monika? Ich glaub, du spinnst!“ Er spuckte die Worte förmlich aus. „Monika ist vielleicht etwas schräg drauf und manchmal auch ziemlich stur, aber Mord? Nein, einen Mord würde ich ihr nicht zutrauen.“
Die Tür ging auf. Eine Frau mit blondem Pagenschnitt steckte ihren Kopf herein. Sie lächelte freundlich. „Braucht ihr noch lange?“
Andrea musterte Gerhards Frau. Sie wirkte sympathisch.
„Nein, wir sind fertig.“ Gerhard wandte sich an Andrea. „Oder?“
„Klar! Wir sind fertig“, wiederholte sie und erhob sich gleichzeitig aus dem Sessel. Veronika Mann verschwand wieder.
„Eine Frage hab ich noch. Hätte Silke für euch demnächst gearbeitet?“
Gerhard Mann schüttelte den Kopf. „Nein, wieso?“
„Nur so … Hast du sie vom Büro aus angerufen?“
Er überlegte einige Sekunden, nickte.
„Sei so gut, sag es nicht der Polizei. Du weißt schon …“ Er machte eine rasche Kopfbewegung in Richtung Tür.
„Schon gut. Ich wollt’s nur wissen. Ach, fast hätte ich es vergessen.“ Sie machte einen Schritt nach vorn, legte ihre Hand auf seinen Arm. „Die Beerdigung ist morgen, fünfzehn Uhr, Gersthofer Friedhof. Vielleicht hast du Zeit.“
Noch einmal nickte Gerhard.
Dann verließ sie das Haus.
Auf der Straße schaute sie auf ihre Armbanduhr. Es war sieben.
Sie beschloss, zu Fuß in die Argentinierstraße zu gehen, sie brauchte dringend frische Luft. Das Treffen mit Gerhard Mann hatte sie aufgewühlt. Und für ein klärendes Gespräch mit Monika war es sowieso schon zu spät, außerdem fehlte ihr die Kraft dazu. Für heute hatte sie genug Geschichten gehört. Und falls Monika mit Silkes Tod etwas zu tun hatte, wollte sie sie nicht durch zu schnelles oder unüberlegtes Handeln warnen und sich selbst vielleicht dadurch in Gefahr bringen.
Sie schlenderte die Währinger Straße entlang in Richtung Gürtel, hauchte in ihre klammen Hände. Sie fröstelte. Der Abendwind ließ die Luft kälter erscheinen als sie war. Sie schritt schneller aus. Nur hie und da blieb sie vor einem beleuchteten Schaufenster stehen, starrte hinein, ohne wirklich mitzubekommen, welche Waren sie betrachtete. Vielmehr grübelte sie nach. Irgendwie hatte sie das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden. Vor der Volksoper spürte sie Angst in sich hochsteigen, blieb einen Augenblick stehen, blickte nervös die Währinger Straße hinunter. Menschen eilten an ihr vorbei, beachteten sie nicht. Eine Straßenbahn machte eine laute Sandbremsung.
Einatmen. Ausatmen.
Sie bezwang ihre Furcht, ging einfach weiter.
Da war es wieder.
Das Geräusch.
Klick, klick, klick.
Der Auslöser einer Kamera.
Wurde sie etwa paranoid?
Wenige Minuten nach halb zehn stand sie vor dem Haustor. Sie sah nach oben. Hinter fast allen Fenstern brannte Licht. Die meisten Bewohner waren in ihren Wohnungen. Sie stieß das schwere Tor auf, blieb vor dem Innenhof stehen und sperrte Silkes Postkasten auf. In diesem Moment erblickte sie Michael Kogler.
„Schon fertig mit den Dreharbeiten?“
Andrea drehte sich um. „Ah, Herr Kogler. Ja, ja, wir sind fertig. Sogar früher als ich dachte. Aber gut, dass ich Sie treffe, das erspart mir einen Anruf bei der Hausverwaltung.“
„Geht’s um die Möbel?“, fragte er.
„Genau. Ich war heute bei Silkes Eltern. Also, sie haben nichts dagegen. Sie können die Möbel haben, wenn Sie sie noch wollen.“
„Natürlich will ich sie noch.“
„Gut“, sagte Andrea. „Dann kommen Sie doch …“ Sie dachte kurz nach. „Ach was! Haben Sie heute Abend etwas vor?“
Michael Kogler schüttelte den Kopf.
„Dann kommen Sie doch hoch, schauen sich die Möbel noch mal an und wir reden über den Preis.“
„Gerne, aber nur, wenn ich Sie dafür zum Essen
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