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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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großmütig war. Es lag eine Wärme darin, wie er sie für seine Klienten nicht empfand.
    Er begegnete ihnen stets mit einer kühlen Zurückhaltung, in die sich manchmal sogar Zorn mischte.
    Mrs. Hanning hatte ihren Pflichtbesuch absolviert. Er war kein Erfolg gewesen. Sie machte Anstalten, sich zu verabschieden.
    Perdita dankte ihr noch einmal, dass sie gekommen war, und begleitete sie nach unten. Sie ging sehr gerade und hocherhobenen Hauptes, auch wenn die zu Fäusten geballten Hände ihre Angespanntheit verrieten.
    Monk drehte sich wieder zu Gabriel um. Er saß noch immer aufrecht und steif da, aber die unversehrte Seite seines Gesichts zeigte den Anflug eines Lächelns.
    Hester trat ins Zimmer.
    Monk fragte sich, ob sie den Zwischenfall erwähnen würde oder nicht. Sie sah erst Gabriel, dann Monk an, und in ihren Augen stand echte Besorgnis. Sie war sich nicht sicher, ob sie richtig gehandelt hatte. Ohne nachzudenken, stand er auf und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Es war eine Geste der Kameradschaft, der Wunsch, sie wissen zu lassen, dass er verstand.
    »Wie kommt Ihr Fall voran?«, fragte sie ihn. Ihre Stimme bebte.
    »Überhaupt nicht«, erwiderte er. »Ich bin in der Hoffnung hergekommen, Sie könnten mir vielleicht einen Rat geben, obwohl ich nicht weiß, ob uns jetzt noch irgendetwas helfen könnte.«
    »Warum? Was ist passiert?« Jetzt vergaß sie seine Geste und dachte nur noch an den Fall.
    »Nichts«, sagte er. »Das ist es ja gerade. Der Fall wird zum Ende kommen, ohne dass Rathbone auch nur das Geringste zur Verteidigung seines Mandanten beitragen konnte.« Hester sah zu Gabriel.
    Er lächelte, und seine Augen leuchteten, obwohl die Hände auf der Decke geballt waren. Keiner von ihnen sagte etwas. Eine so vollkommene Stille erfüllte den Raum, dass Monk Pferdehufe auf der Straße hinter der Gartenmauer hören konnte, das Echo eines Tabletts, das irgendwo im Haus heruntergefallen war, und die Haustür, wie sie geöffnet und wieder geschlossen wurde. Dann kamen Schritte näher, und Perdita trat ins Zimmer. Ihr erster Blick galt Gabriel, der zweite Hester.
    »Ich war furchtbar unhöflich, nicht wahr?«, fragte sie. »Ich hätte diese Bemerkung, dass ich eine gute Gefährtin sein möchte, nicht machen dürfen. Schließlich ist ihr Mann tot!« Sie unterdrückte ein Schluchzen.
    »Nun…«, begann Gabriel.
    »Ja, Sie waren unhöflich«, gab Hester ihr mit einem Lächeln Recht. »Ich vermute, dass es das erste Mal war, dass die Ehefrau eines Lieutenants sie ungestraft beleidigt hat. Es wird ihr ungemein gut tun.« Sie fuhr herum. »Nicht wahr, Gabriel?«
    Er blickte von Hester zu Perdita, als sähe er sie zum ersten Mal. Ihre Beziehung hatte sich verändert. Sie mussten ganz neu beginnen.
    »Ja…«, sagte Gabriel zaghaft. »Ja, ich…« Er lachte ein wenig. »Nachdem ich sie kennen gelernt habe, bekomme ich ein ganz neues Bild von John Hanning. Ich sehe Dinge an ihm, die ich vorher nicht wahrgenommen habe.«
    »Was war er für ein Mensch?«, fragte Perdita rasch.
    »Nun - er war…«
    Hester nahm Monk am Arm und führte ihn aus dem Zimmer , damit Gabriel Perdita von John Hanning erzählen konnte: von seinem Charakter, seinen Schwächen und Stärken, wie er gekämpft, was er geliebt oder gehasst hatte, von seinen Erinnerungen an seine Jugend und sein Zuhause, davon, wie er während des Aufstands in Gwalior gestorben war.
    Draußen auf dem Flur sah Hester ihm forschend in die Augen. Er erwiderte ihren Blick lange und ruhig. Es war ein angenehmes Gefühl. Ausnahmsweise gab es keine Spannung zwischen ihnen, keinen Kampf. Erklärungen waren unnötig.
    Sie lächelte.
    Er legte ihr einen Arm um die Schultern und spürte durch den Stoff ihres dicken Wollkleids ihre Wärme. Sie war knochig und mager, und das war sie schon gewesen, als er sie das erste Mal mit ihrer Schwägerin in der Kirche gesehen hatte. Damals war Josephine ihm so viel schöner erschienen als Hester, aber bis zu diesem Augenblick hatte er diese vollkommen vergessen.
    »Wie kann ich Ihnen bei Ihrem Fall helfen?«, fragte sie , während sie die Tür zum Salon öffnete.
    »Wahrscheinlich gar nicht«, antwortete er und folgte ihr hinein. »Zillah Lambert scheint eine normale hübsche junge Frau zu sein, die gern ein wenig flirtet, deren Ruf jedoch tadellos ist. Ich weiß nicht einmal, wonach ich suchen soll.«
    Sie setzte sich auf einen chintzbezogenen Sessel und dachte nach. Er blieb stehen und sah aus dem Fenster.
    »Sie glauben immer noch,

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