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Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Heggerty hatte ihre Arbeit vergessen und hörte ihnen voller Mitgefühl zu.
    »Ja, das weiß ich«, gestand Monk. »Aber ich habe versprochen, es zu versuchen.« Er nahm ebenfalls einen Schluck von seinem Tee. Er schmeckte besser, als er erwartet hatte. »Na ja, Sie könnten’s im Buxton House unten am anderen Ende der High Street versuchen«, schlug Mrs. Heggerty vor. »Sie muss nicht mehr ein noch aus gewusst haben, die arme Frau. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einem Menschen etwas Schlimmeres geschieht, als seine Kinder weggeben zu müssen, noch dazu, wo sie nicht gesund waren! Wie schrecklich, nie auch nur den Trost zu haben, dass jemand anderes sich so um sie kümmert, wie man es selbst getan hätte.« Sie stand sehr steif da, die Arme vor der Brust verschränkt, als halte sie ihre eigenen Kinder fest an sich gedrückt. Monk musste an die vielen kleinen Kleidungsstücke auf dem Wäschegestell denken und an die Puppe, die auf der Treppe hockte. Wahrscheinlich hatten die Kinder so früh am Morgen Schule.
    Er erhob sich. »Vielen Dank, das werde ich tun.« Der Tee war erst halb getrunken. Wenn er ihn stehen ließ, bedurfte dies einer Erklärung. »Ich weiß, dass es nutzlos ist. Ich möchte es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Ich danke Ihnen, Mrs. Heggerty, Mr. Connor.«
    »Keine Ursache, Sir, keine Ursache«, sagte sie und begleitete ihn zur Tür.
    Nach einigen weiteren Erkundigungen kam er schließlich ins Buxton House, ein großes, kahles Gebäude, in dem in früheren Zeiten Familien gelebt hatten, das heute aber offensichtlich nur noch auf Nützlichkeit ausgerichtet war. Eine dünne, knochige Frau, die sich das Haar streng aus dem Gesicht gebunden hatte, schrubbte den Trittstein mit rhythmisch hin und herschwingenden Armen, - ihre Gedanken waren anderswo.
    Als er die Glocke betätigte, kam eine andere Frau aus dem Haus, die so dick war, dass der Stoff ihres graue n Kleides an den Nähten beinahe platzte. Ihr gerötetes Gesicht war schon erzürnt, bevor sie ihn überhaupt sah.
    »Wir sind bis oben hin voll!«, erklärte sie schroff. »Versuchen Sie’s im Waisenhaus auf der anderen Seite des Flusses bei Parson’s Green.« Sie drehte sich um, als wolle sie die Tür schließen.
    Als er in ihre kalten blauen Augen sah, kam Monk plötzlich eine Idee.
    »Das mache ich, wenn Sie mir nicht helfen können« , erwiderte er ebenso barsch. »Ich suche nach Mädchen von zehn oder elf Jahren, die alt ge nug sind, um mit der Arbeit anzufangen, und denen man noch leicht gute Manieren beibringen kann. Ich gründe ein paar Meilen von hier entfernt einen Hausstand und hätte lieber Mädchen ohne Familie, damit sie nicht ständig nach einem freien Tag schreien, um nach Hause gehen zu können. Ich könnte es mit Mädchen aus der Stadt versuchen, aber ich habe da keine Beziehungen.« Er hätte ebenso gut ein Bordell einrichten können oder Mädchen für den weißen Sklavenhandel in Übersee besorgen wollen, und das wusste sie genauso gut wie er.
    Ihre Miene hellte sich plötzlich auf. Die scharfen Linien um ihren Mund waren weicher geworden, und das Eis in ihren Augen schmolz.
    »Tut mir Leid, Sir«, sagte sie servil. »Die Leute rennen mir die Tür ein, dass ich arme Kinder aufnehmen soll, die zu versorgen ich nicht das Geld hab’, obwohl Gott weiss, dass ich’s gern täte. Aber man kann keine hungrigen Mäuler stopfen, wenn man kein Essen für sie hat.« Sie strich sich geistesabwesend über ihren Rock. »Es wär’ ein Segen, wenn Sie mir zwei oder drei Mädchen abnehmen würden, Sir. Dann hätt’ ich Platz für zwei oder drei Kleine, die noch nicht für sich selbst sorgen können. Ich könnte Ihnen mehrere anbieten, die willig sind und fügsam und auch hübsch. Sie verstehen schon - sie sind gerade dabei, sich zu jungen Damen zu mausern.« Sie schenkte Monk ein wissendes Lächeln. Vielleicht war sie in ihrer Jugend anziehend gewesen, jetzt wirkte sie nur noch grotesk. Die Tatsache, dass er ihr Gewerbe nur allzu gut kannte, machte sie ihm widerwärtig.
    Er zwang sich, Interesse zu heucheln. Es fiel ihm schwer, den Ekel aus seinen Zügen zu verbannen.
    »Am besten sind die jungen«, fuhr sie fort. »Die können Sie Ihre Sitten lehren, bevor jemand anderes ihnen die falschen Sachen beibringt. Kommen Sie in den Salon, Mister…?«
    Aus irgendeinem Grund widerstrebte es ihm, seinen eigenen Namen zu verwenden. Er wollte nicht, dass auch nur der geringste Teil seiner wahren Persönlichkeit mit diesem Geschäft zu

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