Toedliche Traeume
und trösten würde. Und jedes Mal, wenn es ihr gerade gelungen war, sich gegen ihn zu verschließen, sagte er plötzlich etwas, das wieder ihr Herz rührte. »Danke.« Sie räusperte sich. »Ich werde daran denken.«
Er sagte nichts. War er eingeschlafen? Sie wusste, dass sie keinen Schlaf finden würde.
Daran denken? Wie sollte sie das vergessen können?
15
ERST NACHDEM ES schon lange dunkel geworden war, gingen sie zum Haus zurück.
»Alles in Ordnung?«, fragte Royd, als er das Tor aufschloss. »Sie sind die ganze Zeit so still.«
Sie rang sich ein Lächeln ab. »Sicher. Warum auch nicht? Ich habe stundenlang gemütlich am Strand gelegen.« Sie ging ihm voraus in den Hof. »Sie hatten recht, ich brauchte diese paar Stunden Ruhe und Frieden.« Auch wenn das mit dem Frieden so eine Sache gewesen war. Ihr Körper hatte sich entspannt, aber ihre Gedanken und Gefühle waren ein einziger Tumult gewesen.
Und er hatte es gewusst, hatte es genau gespürt.
Sein wachsamer Blick sagte alles. Sie wandte sich ab und ging zum Haus. »Es war eine gute Idee, an den Strand zu gehen, anstatt in das kubanische –«
»Sollte das etwa bedeuten, dass das Glück mir endlich hold ist?«
Sie blieb wie angewurzelt stehen. »Wie bitte?«
»Sie haben mich richtig verstanden«, sagte er barsch. »Vielleicht war die Frage nicht besonders diplomatisch, aber ich muss es wissen.«
Sie drehte sich um. »Ob das Glück Ihnen endlich hold ist?«, wiederholte sie. »Herrgott noch mal, Sie tun ja gerade so, als wäre ich ein billiges Flittchen, das Sie in einer Bar aufgelesen haben.«
»Ganz und gar nicht. Ich will nur – Ach, vergessen Sie’s.« Er ging an ihr vorbei ins Haus und eilte die Treppe hinauf. »Ich hätte wissen müssen, dass –«
Sie hörte, wie er die Tür zu seinem Zimmer hinter sich zuschlug. Nach kurzem Zögern ging sie nach oben. Sie war perplex und empört und verwirrt.
Und enttäuscht. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber jedenfalls nicht, dass er ihr die Tür vor der Nase zuschlagen würde.
Was wollte sie also? Sie hatte sich vorgenommen, sich auf gar keinen Fall auf eine sexuelle Beziehung mit Royd einzulassen. Das wäre ein großer Fehler. Ihr einziges gemeinsames Interesse bestand darin, Sanborne und Boch zur Strecke zu bringen, und sie waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Ohne gemeinsame Basis konnte man keine Beziehung aufbauen. Dave und sie hatten jede Menge gemeinsame Interessen und Ziele gehabt, und trotzdem war ihre Ehe gescheitert. Die Ehe war zu labil gewesen, um eine Tragödie zu überdauern. Wie also sollte eine Beziehung mit einem Mann funktionieren, der –
Was waren das überhaupt für Gedanken? Royd wollte keine Beziehung. Er wollte Sex.
Und sie? Wollte sie das nicht auch? Warum zerbrach sie sich den Kopf, als würden sie eine feste Beziehung anstreben?
Seine Tür ging auf.
Sophie blieb fast das Herz stehen.
»Ich musste es einfach loswerden«, sagte er zögernd. »Ich hab mich mal wieder ungeschickt ausgedrückt. Ich bin nicht blöd, aber mir fehlen häufig die Worte, wenn ich mit Ihnen zu tun habe. Ich weiß auch nicht, warum. Alles kommt ganz schräg raus.«
Ihre Hand umklammerte das Treppengeländer. »Ich fand, Sie haben sich ziemlich klar ausgedrückt.«
Er schüttelte den Kopf. »Sie meinen, ich hätte Sie beleidigen wollen. Sie haben das Wort ›billig‹ benutzt. Aber das ist das Letzte, was ich mit Ihnen verbinde.«
Sie befeuchtete ihre Lippen. »Wirklich?«
»Sie glauben mir nicht.« Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Das ist mir einfach so rausgerutscht. Okay? Ich bin unzivilisiert aufgewachsen, und ich habe mein halbes Leben ziemlich unzivilisiert verbracht. Ich habe ausgesprochen, was mir durch den Kopf gegangen ist. Vielleicht ist das ein Spruch unter Singles, aber für mich hat es nicht diese Bedeutung.«
Sophie konnte ihren Blick nicht von ihm losreißen. »Was haben Sie denn gemeint?«
Er schwieg einen Moment. »Dass ich mich für den größten Glückspilz der Welt halten würde, wenn ich Sie berühren dürfte. Wenn ich Sie vögeln dürfte, dann wäre das wie ein Hauptgewinn im Lotto.« Er verzog das Gesicht. »Das war schon wieder grob. Ich kann’s einfach nicht lassen. So bin ich nun mal.«
»Ja, es war grob.« Aber selbst seine Grobheit erregte sie, stellte sie fest.
»Aber es war ehrlich. Ich will Ihnen gegenüber absolut offen und ehrlich sein. Ich versuche nicht, Ihnen Honig um den Bart zu schmieren, bis Sie endlich mit mir ins Bett
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