Toedliche Traeume
gehen. Anfangs hätte ich das vielleicht getan, aber dafür ist es jetzt zu spät. Sie müssen es schon genauso wollen wie ich.«
»Und wenn nicht?«
»Das wäre schlimm«, erwiderte er. »Denn ich will es zu sehr. Ich könnte in Versuchung kommen, Ihnen weh zu tun, damit Sie dasselbe empfinden wie ich, aber das will ich nicht. Sie müssen es genauso wollen. Wenn nicht, lassen Sie mich nicht in Ihre Nähe.« Er musterte ihr Gesicht. »Ich mache Ihnen Angst.«
»Nein, tun Sie nicht.« Er hatte sie erschüttert, er hatte sie erregt, ja, er hatte sie sogar gerührt, aber Angst machte er ihr nicht. »Seit dem ersten Abend, als ich dachte, Sie würden mir die Kehle durchschneiden, haben Sie mir keine Angst mehr gemacht.« Sie bemühte sich zu lächeln. »Und ich glaube auch nicht, dass Sie mir jemals weh tun würden. Es ist nur … keine gute Idee.« Sie überwand sich, das Treppengeländer loszulassen, und ging den Flur hinunter. »Gute Nacht, Royd.«
»Gute Nacht.«
Sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken. Aber er schwieg, bis sie ihre Zimmertür erreichte.
»Sie irren sich«, sagte er ruhig. »Es ist eine verdammt gute Idee. Denken Sie noch mal drüber nach.«
Sie griff nach dem Türknauf. Sie brauchte nur den Knauf zu drehen, die Tür zu öffnen und hinter sich zu schließen. Es ging einzig und allein um Sex. Sie brauchte Royd nicht. Er brauchte sie nicht. »Schiffe, die einander in der Nacht begegnen.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wir werden es nie wissen, nicht wahr?«
Sie war in ihrem Zimmer. Am besten, sie schloss die Tür, ohne ihn noch einmal anzusehen.
Es widerstrebte ihr, die Tür zu schließen.
Ein Grund mehr, es doch zu tun.
Sie schloss die Tür.
Sie würde zu ihm kommen. Nein, sie würde bestimmt nicht kommen. Was bildete er sich eigentlich ein, anzunehmen, dass sie sich der Anziehungskraft, die sie zueinander zog, nicht widersetzen würde?
Royd war nackt. Er durchquerte sein Zimmer, öffnete das Fenster und atmete die warme, salzige Luft ein. Ganz ruhig bleiben. Ganz cool bleiben. Sie musste zu ihm kommen. Er hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte, dass er sich davor fürchtete, ihr weh zu tun. Er hatte auch nicht gelogen, als er gesagt hatte, er könnte in Versuchung geraten, ihr weh zu tun. Normalerweise hatte er sich gut im Griff, aber das war etwas anderes. Sie war etwas anderes.
Seine Tür ging auf. Er erstarrte, drehte sich jedoch nicht um.
»Ich hab’s mir anders überlegt.« Ihre Stimme zitterte.
Er rührte sich nicht. »Gott sei Dank.«
»Dreh dich um, verdammt noch mal. Ich will dein Gesicht sehen.«
»Wenn ich mich umdrehe, wird dir nicht nur mein Gesicht auffallen.«
»Angeber.«
Langsam drehte er sich um.
Sie musterte sein Gesicht, dann wanderte ihr Blick nach unten. »Heiliger Strohsack.«
»Ich hab dich gewarnt.«
Sie schaute ihm in die Augen. »Du hast mit mir gerechnet. Du hast auf mich gewartet.«
»Ich habe gehofft, dass du kommst.«
»Das glaub ich dir aufs Wort.« Sie zog ihr Nachthemd aus. »Also gut, tun wir’s.« Sie warf ihr Nachthemd auf den Boden, legte sich ins Bett und zog sich die Decke bis unters Kinn. »Komm her.«
»Gleich. Erst möchte ich dich was fragen.«
»Nein, willst du nicht. Du willst überhaupt nicht reden. Das ist weiß Gott nicht zu übersehen.«
»Okay, ich muss dich etwas fragen.«
»Komm her.«
»Erst, wenn du meine Frage beantwortet hast. Wenn ich erst mal bei dir im Bett liege, interessiert die Antwort mich einen Scheißdreck.«
»Ich will nicht reden. Glaubst du etwa, es wäre mir leicht gefallen?«
Er schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil. Deswegen muss ich mich vergewissern, dass du aus dem richtigen Grund gekommen bist.«
Sie schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »O Gott. Lass mich raten. Ich soll dir versprechen, dass du dich hiermit zu nichts verpflichtest. Ich will keine Verpflichtung, verdammt. Ich kann mir schon denken –«
»Verpflichtung interessiert mich nicht. Ich müsste ein Idiot sein anzunehmen, dass du dich mit mir auf eine feste Beziehung einlassen würdest. Ich will nur, dass du mir eine Frage beantwortest.«
»Welche, verflucht! Frag schon!«
»Ist das eine Art Wiedergutmachung?«
Sie starrte ihn verdutzt an. »Wiedergutmachung?«
»Wieso wunderst du dich so? Du bist weich wie Butter, und jedes Mal, wenn du mich ansiehst, weiß ich, dass du an Garwood denkst. Du bist dermaßen voller Schuldgefühle, dass du schon seit Jahren dein Leben nicht mehr richtig genießen kannst. Ich
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