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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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am Ende noch zusammen gesehen. Die Plaza Bolivar liegt zwei Straßen weiter geradeaus. Von hier aus musst du allein gehen.«
    Allein. Sie bemühte sich, ihm nicht zu zeigen, wie sehr seine letzten Worte sie erschüttert hatten. Sie hatte damit gerechnet, und sie hätte sich mit ihm angelegt, wenn er es sich im letzten Moment anders überlegt hätte. Doch jetzt, wo es darum ging, sich von ihm zu verabschieden, überkam sie plötzlich die Angst.
    »Also gut.« Sie versuchte zu lächeln, als sie die Beifahrertür öffnete. »Ich melde mich, sobald ich das verdammte Funkgerät habe.« Sie stieg aus. Dann, ehe sie die Tür zuschlug, sagte sie: »Royd, ich muss dich noch etwas fragen.«
    »Schieß los.«
    »Falls mir irgendwas zustößt, wirst du dich um meinen Sohn kümmern? Wirst du dafür sorgen, dass er in Sicherheit ist und es ihm gutgeht?«
    »Ach du Scheiße.«
    »Versprichst du es mir?«
    »Dir wird nichts zustoßen.«
    »Versprich es mir.«
    Nach kurzem Zögern sagte er: »Einverstanden. Ich verspreche es.«
    »Danke.« Sie schlug die Tür zu.
    »Warte.«
    Sie schaute ihn an.
    Er hatte das Fenster heruntergekurbelt und sah sie so durchdringend an, dass sie wie gebannt war.
    »Erinnerst du dich noch, dass ich dir mal gesagt habe, ich würde für dich töten?«
    Sie nickte.
    »Also, ich habe darüber nachgedacht. Und es hat sich was geändert. Es ist noch schlimmer geworden.« Ihm versagte beinahe die Stimme. »Inzwischen glaube ich, ich würde für dich sterben.«
    Ehe sie darauf etwas erwidern konnte, hatte er Gas gegeben und sich in den Verkehr eingefädelt.
     
    Im Rückspiegel sah Royd, wie Sophie einen Augenblick lang am Bordstein stehen blieb und ihm nach schaute, ehe sie davoneilte.
    Verdammt, verdammt, verdammt.
    Seine Hände umklammerten das Steuerrad, bis er sich zwang, sich zu entspannen. Dass er einen Unfall baute, bloß weil er sich nicht unter Kontrolle hatte, hätte ihm noch gefehlt.
    Sophie hatte versucht, es vor ihm zu verbergen, aber sie hatte sich beim Abschied schrecklich allein und unsicher gefühlt. Wer sollte es ihr verdenken? Er hatte sie mutwillig in die Höhle des Löwen geschickt.
    Aber ihr würde nichts zustoßen. Er würde dafür sorgen, dass sie das alles heil überstand.
    Er nahm sein Handy und wählte Kellys Nummer. »Ich hab sie abgesetzt. Wir treffen uns am Pier.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Was glauben Sie denn wohl?«, fragte Royd ungehalten. »Entschlossen und ängstlich. Und sie fragt sich, ob sie das überleben wird.« Er legte auf.
    Und jetzt ein Anruf bei MacDuff. Mit Mühe widerstand Royd der Versuchung, hinter Sophie herzufahren und sie ins Auto zu zerren, ehe sie Sanbornes Mann traf. Aber sie hätte sich wahrscheinlich sowieso mit Händen und Füßen zur Wehr gesetzt, jetzt, wo sie sich entschlossen hatte, die Sache durchzuziehen. Schließlich tat sie es nicht ihm zuliebe, sondern weil es die beste Möglichkeit war, das Grauen zu beenden. Zumindest hoffte er das. Er hatte ihr immer wieder vorgeworfen, sie sei besessen von ihren Schuldgefühlen, aber auf einmal war es andersherum.
    Royd wählte MacDuffs Nummer.
San Torrano
    Die Insel wirkte auf Sophie träge und tropisch und vollkommen normal an diesem warmen Abend, während das Motorboot durch die Wellen pflügte und auf den Pier zusteuerte, wo Sanborne sie erwartete. Der Pier war sehr lang, und der Anblick war wie ein Déjà-vu, das sie erschaudern ließ. Auf einem solchen Pier waren ihre Eltern gestorben, und mit diesem grauenhaften Ereignis hatte dieser grässliche Alptraum begonnen.
    Sanborne war ein gutaussehender Mann von Anfang fünfzig mit graumeliertem Haar und einer tiefen Sonnenbräune, als wäre er auf dieser Insel zu Hause. Er wirkte beinahe jünger und lässiger als zu der Zeit, als sie für ihn gearbeitet hatte. Er lächelte und winkte ihr freundlich zu.
    Sophie spürte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Wie konnte er sich so leutselig geben? Und wie war es möglich, dass sie damals nicht gemerkt hatte, was für ein Monster er war? Während der Monate, in denen sie mit ihm zu tun gehabt hatte, war er ihr nie wirklich unsympathisch gewesen. Vielleicht war sie damals einfach so sehr in ihre Forschung vertieft gewesen, dass er für sie keine Rolle gespielt hatte.
    Dafür hatte er später allerdings eine umso größere Rolle gespielt. Er hatte ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt und den Tod von Menschen verschuldet, die sie geliebt hatte.
    Als das Schnellboot anlegte, schlenderte er ihr entgegen. »Sophie,

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