Toedliche Traeume
außerhalb des Landes, und das war die beste Gelegenheit für uns, ihn zu liquidieren.«
»Ich habe ihn ständig im Auge behalten.«
»Und zwar so gut, dass er Ihnen durch die Lappen gegangen ist. Ich kann mich noch bestens an ihn erinnern. Er ist nicht nur verdammt gut, er ist ein Experte. Niemand in Garwood war besser als Royd.«
»Ich werde ihn schon finden«, sagte Boch. Dann fügte er hinzu: »Und wagen Sie es nicht, noch einmal so mit mir zu reden.«
Sanborne zögerte. Verflucht. Er musste den Scheißkerl besänftigen. »Tut mir leid.«
»Und regeln Sie Ihre Angelegenheiten. Sophie Dunston mag nur eine Frau sein, aber sie muss ausgeschaltet werden. Wenn wir uns auf der Insel niederlassen, will ich keine Altlasten mehr mit mir herumschleppen.« Er legte auf.
Glaubt Boch etwa, das weiß ich nicht?, dachte Sanborne aufgebracht. Sophie Dunston war ihm ein Dorn im Auge, seit sie herausgefunden hatte, dass er die Experimente, die sie in Amsterdam begonnen hatten, weiterführte. Bisher war es ihm gelungen, sie sich vom Hals zu halten, aber sie würde nicht aufgeben. Sie würde nicht aufhören zu schnüffeln, nachzuforschen und nach jemandem zu suchen, der ihr endlich zuhörte.
Aber womöglich machte er sich Sorgen um ein Problem, das längst gelöst war.
Falls Caprio das Miststück erhängt hatte.
»Alles erledigt?«, fragte Jock, als Royd anderthalb Stunden später zurückkehrte.
Royd nickte. »Die Straßen waren voller, als ich um diese Zeit erwartet hatte.« Er schaute Sophie an. »Sie sehen ja ganz elend aus. Legen Sie sich ins Bett. Reden können wir später.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es hat Sie also niemand gesehen?«
»Nein.« Er wandte sich an Jock. »Du kannst gehen. Ich bleibe hier und passe auf sie auf.«
»Das ist mein Job.«
»Himmelherrgott, ich kann auf mich selbst aufpassen«, sagte Sophie aufgebracht. »Ihr könnt alle beide –«
Michael.
»Okay, einer kann bleiben. Werft eine Münze.« Sie wandte sich zum Gehen. »Ich schlafe im Gästezimmer. Im Moment bringe ich es noch nicht fertig, in mein Schlafzimmer zu gehen.«
»Ich werde den Monitor einschalten, während du im Bad bist«, sagte Jock. »Und bis du geduscht hast, lausche ich auf das Warnsignal.«
»Danke.« Sie zitterte, als sie an ihrer Schlafzimmertür vorbeiging. Innerhalb weniger Minuten hatte sich ein Ort der Zuflucht in etwas Hässliches verwandelt. Sie wusste nicht, ob sie das Zimmer je wieder mit einem guten Gefühl würde betreten können.
Sie durfte jetzt nicht weiter darüber nachdenken. Sie musste ins Bett. Vielleicht würde sie besser mit der Situation umgehen können, wenn sie erst mal ein paar Stunden geschlafen hatte.
Noch eine ganze Stunde lang lag sie wach im Bett und versuchte, sich einen Plan zurechtzulegen. Aus dem Wohnzimmer war kein Geräusch zu hören. Vielleicht waren sie ja beide gegangen. Nein, Jock würde sie nicht allein lassen …
5
»WACHEN SIE AUF.«
Michael!
Sophie fuhr im Bett hoch und wollte aufstehen, doch jemand drückte sie zurück auf ihr Kissen.
»Immer mit der Ruhe. Es ist alles in Ordnung. Ich wollte Sie nur wecken«, sagte Royd. »Ich habe Sie ein paar Stunden schlafen lassen, aber Ihr Sohn wird gleich aufwachen, und ich wollte nicht, dass er einen Schrecken bekommt, wenn er einen Fremden in der Küche antrifft. Das wollen Sie doch bestimmt auch nicht.«
»Oh. Nein, nein«, sagte sie verschlafen, während sie sich die Haare aus dem Gesicht strich. Sie warf einen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch. Halb sechs. »Nein, ich möchte nicht, dass Michael erschrickt.« Sie schüttelte den Kopf, um wacher zu werden. »Aber er steht erst um sieben auf.«
»Gut.« Er schenkte ihr Kaffee aus der Kanne auf dem Nachttisch ein und reichte ihr die Tasse. »Dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit, uns zu unterhalten.« Er setzte sich in den Sessel neben dem Bett. »Decken Sie sich zu, es ist kühl hier im Zimmer.«
»Mir ist nicht kalt.« Das war gelogen. Das leichte Nachthemd, das sie anhatte, wärmte nicht besonders, und die Tatsache, dass sie emotional und körperlich völlig ausgelaugt war, beeinflusste ihre Körpertemperatur. »Sie haben also beim Münzenwerfen gewonnen.«
»Jock würde sich nie auf den Zufall verlassen. Am liebsten wäre er ebenfalls geblieben. Aber ich wollte mit Ihnen reden, und ich hatte das Bedürfnis, eine Weile allein zu sein.« Er stöhnte theatralisch. »Natürlich musste ich ihm versprechen, mich zu beherrschen und Ihnen nicht die Kehle
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