Toedliche Traeume
dass er sich meinetwegen Sorgen macht. Er ist anders als du.«
»Ja und nein. Wir haben eine Menge gemeinsam. Als er mich vor einem Jahr aufgesucht hat, fühlte ich mich ihm sehr verbunden. Wir gehören beide einem ziemlich exklusiven Club an.«
Sie hatte diese Verbundenheit gespürt, als sie mit den beiden am Tisch gesessen hatte. Obwohl sie so verschieden waren, schienen sie sich fast ohne Worte zu verstehen. »Er ist voller Wut und Verbitterung. Was du eigentlich auch sein müsstest.«
»Er ist frustriert. Wie gesagt, ich hab meinen persönlichen Dämon besiegt, als ich Thomas Reilly getötet habe, aber Royd kämpft immer noch gegen seine Dämonen. Und er wird nicht ruhen, ehe er Boch und Sanborne in die Hölle geschickt hat.«
»Und mich?«
Jock zuckte die Achseln. »Nicht, wenn ich ihn davon überzeugen kann, dass du die Wahrheit sagst. Er sträubt sich dagegen, es zu glauben, weil er dachte, er hätte endlich jemanden aufgestöbert, der ihm die Informationen über Sanborne und Boch liefern kann, die er braucht, um zuschlagen zu können. Dass du dich jetzt auch als Opfer der beiden entpuppst, geht ihm gegen den Strich, er will einen Ansatzpunkt. Er wird eine Weile brauchen, um das zu verdauen, aber er wird sich schon an den Gedanken gewöhnen. Aber selbst wenn er die Wahrheit akzeptiert, wird ihn das nicht lange daran hindern, dich zu benutzen, falls sich ihm die Gelegenheit bietet. Er sinnt einfach schon viel zu lange auf Rache.«
»Das kann ich verstehen.«
»Und es ist nicht nur wegen REM-4. Er hat seinen Bruder in Garwood verloren.«
»Was?«
»Boch musste Royd damals irgendwie nach Garwood locken, also hat er Sanborne gesagt, er soll seinem jüngerem Bruder dort einen Job verschaffen. Als Todd kurze Zeit darauf bei Royd angerufen und ihn um Hilfe gebeten hat, ist er sofort aufgebrochen.«
»Wie ist sein Bruder denn gestorben?«
»Das hat er mir nicht erzählt. Aber auf jeden Fall war’s eine hässliche Geschichte.«
»REM-4?«
»Sophie, in Garwood stand nicht alles Hässliche im Zusammenhang mit REM-4. Sanborne und Boch sind durch und durch kriminell, und ihrer perversen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Royd hat mir erzählt, dass Boch ihn töten wollte, weil er in Tokio Zeuge eines Treffens zwischen Boch und einem japanischen Drogenbaron geworden war. Weil er ihn loswerden wollte, hat er mit Sanborne zusammen den Plan ausgeheckt, Royd nach Garwood zu locken. Und wenn das nicht geklappt hätte, dann hätte er sich eben was anderes einfallen lassen, um ihn in die Hände zu kriegen.«
Sophie schüttelte den Kopf. »Garwood bot sich wahrscheinlich an. Aber was hatte Royd denn in Japan verloren?«
»Er hatte gerade bei den SEALs ausgemustert und wollte sich eine Weile in Ostasien herumtreiben, bevor er in die USA zurückkehrt, dann wollte er sehen, ob er das Kapital beschaffen kann, um ein Import-Export-Unternehmen zu gründen. Er hat mir erzählt, dass er in den Slums von Chicago aufgewachsen ist. Wenn man aus armen Verhältnissen stammt, legt man meist großen Wert auf die Sicherheit, die Geld bietet.«
»Aber wegen Garwood konnte er seine Pläne nie verwirklichen.«
»Er wird schon noch kriegen, was er sich wünscht. Ich bin noch nie jemandem begegnet, der so entschlossen ist wie Royd. Seine Pläne liegen nur vorübergehend auf Eis.«
Sophie musste daran denken, wie konzentriert er sie über den Küchentisch hinweg angesehen hatte. Ja, sie konnte sich gut vorstellen, dass er seine Ziele mit unerbittlicher Zielstrebigkeit verfolgte. Sie wandte sich ab. »Was meinst du, wie lange er weg sein wird?«
»Etwa eine Stunde.«
»Und dann?«
»Dann müssen wir uns einen Plan zurechtlegen.«
»Ich habe bereits einen Plan, und der wird nächsten Dienstag ausgeführt.«
»Wenn Sanborne dir seinen besten Mann auf den Hals hetzt, kann es gut sein, dass du keine Gelegenheit haben wirst, deinen Plan in die Tat umzusetzen. Der wird garantiert seinen Tagesablauf ändern.«
Jock hatte recht. An diese Möglichkeit hatte sie auch schon gedacht, sie jedoch wieder verdrängt. »Wir werden einfach abwarten müssen.«
»Ich glaube nicht, dass Royd bereit sein wird, abzuwarten und Däumchen zu drehen, bis du deine Chance kriegst. Du musst dich damit abfinden, dass es jetzt einen neuen Mitspieler gibt.«
»Ich muss mich mit gar nichts abfinden.« Sie setzte sich aufs Sofa. »Geh fort von hier, Jock. Diese Sache entwickelt sich mehr und mehr zu einer Horrorstory. Überlass das alles mir.«
»Wie
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