Toedliche Traeume
wär’s mit einem Drink?« Er setzte sich in einen Sessel ihr gegenüber. »Wir müssen jetzt erst mal auf Royd warten.«
»Es wird mir vorkommen wie eine Ewigkeit.« Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Ihr ging der Anblick der beiden Schlingen nicht mehr aus dem Kopf. Eine für sie und eine für Michael. Sie hatte sich durchaus Gedanken über die Konsequenzen für Michael gemacht, falls es ihr gelänge, Sanborne zu töten, aber sie hatte nie die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass sein Leben in Gefahr sein könnte. Sie hatte angenommen, Sanborne hätte es ausschließlich auf sie abgesehen. Warum sollte jemand ein Kind töten wollen? Sicher, ihr Vater hatte versucht, Michael zu erschießen, aber das war von Sanborne so eingefädelt worden, um es aussehen zu lassen, als hätte er den Verstand verloren. Und jetzt war Michael wieder in Gefahr. Zur Hölle mit Sanborne. »Ich will keinen Drink. Ich wünschte, diese Nacht wäre schon vorbei.«
»Hat Caprio sich schon gemeldet?«, fragte Boch, als Sanborne das Gespräch annahm.
»Nein, noch nicht.«
Boch fluchte vor sich hin. »Ich hab Ihnen gesagt, bei Caprio sollen Sie sich vorsehen. Als wir ihn übernommen haben, war er ein drittklassiger Profikiller, und REM-4 hat ihn auch nicht klüger gemacht.«
»Aber es hat dafür gesorgt, dass er mir treu ergeben ist. Ich habe ihm genauestens erklärt, was er tun soll, und er wird den Auftrag ausführen. Die Experimente haben bewiesen, dass Intelligenz nicht immer die beste Voraussetzung für unsere Kandidaten ist. Dafür muss ich Sie ja wohl nur an Royd erinnern.«
»Er war der beste Kandidat, den wir je hatten.«
»Bis er sich von der Konditionierung befreit hat, als wäre es nichts.«
»Ganz so leicht war’s wohl nicht. Aber es geht nicht um Royd. Ich will wissen, warum Caprio sich noch nicht gemeldet hat. Schicken Sie jemanden zu Sophie Dunstons Haus, um nachzusehen.«
»Und riskieren, dass man ihn sieht, wenn die Leichen entdeckt werden? Auf keinen Fall. Wir warten noch ab.«
»Tun Sie, was Sie wollen. Ich bin nicht so geduldig wie Sie. Ich habe meine eigenen Männer, und das sind nicht solche Zombies wie Ihre. Ich gebe Ihnen noch zwei Stunden, dann will ich ein Resultat.«
»Was regen Sie sich so auf? Sie weiß nicht mal von Ihrer Existenz. Sie ist hinter mir her.«
»Und woher weiß sie, dass in dieser Anlage mit REM-4 experimentiert wird? Wenn sie das rausgefunden hat, dann weiß sie womöglich auch über unsere Kontakte Bescheid. Sie hätten sie sofort liquidieren sollen, als sie sich in Ihrer Nähe niedergelassen hat.«
»Ich hatte gehofft, dass sie mir von Nutzen sein kann, falls ich sie zu fassen bekomme. Das REM-4 ist noch nicht perfekt, und sie hat die weiteren Forschungen an einem verbesserten Produkt, das eine zehnfach stärkere Wirkung haben könnte, abrupt abgebrochen.«
»Nichts ist perfekt. Wir brauchen sie nicht, sie ist nicht der einzige Fisch im Teich. Was wir haben, ist vollkommen ausreichend.«
»Ihre Kunden könnten das anders sehen. Drei von zehn Probanden sterben oder verlieren den Verstand.«
»Das ist ein akzeptabler Prozentsatz. Ich kann nicht zulassen, dass sie ihre Nase in meine Angelegenheiten steckt. In drei Monaten werde ich mich zur Ruhe setzen, und wenn ich meine Kontakte behalten will, muss ich bis dahin reinen Tisch gemacht haben.«
Bochs ach so kostbare Beziehungen, dachte Sanborne genervt. Aber diese Beziehungen könnten sich für sie beide als wichtig erweisen. Der Mistkerl kannte jeden korrupten Mann in der ganzen Army, und er hatte Kontakte nach Übersee, die unschätzbar wertvoll sein würden, wenn sie REM-4 auf den Markt werfen würden. Sanborne riss sich zusammen. »Sie werden Ihre Kontakte schon nicht verlieren. Caprios Rückmeldung ist erst eine Stunde überfällig, Herrgott noch mal. Was macht Sie so nervös?«
Boch antwortete nicht gleich. »Mein Informant bei der CIA hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass Royd Kolumbien verlassen hat.«
»Was?«
»Vielleicht hat es nichts zu bedeuten. Womöglich hat er einfach einen neuen Job übernommen. Der Mann ist sehr gefragt.«
»Sie haben mir doch gesagt, Sie würden jemanden da runterschicken, der ihn eliminiert.«
»Das habe ich auch. Und zwar schon dreimal. Royd ist verdammt gut. Das ist unser Verdienst.«
»Und Sie sind ein Trottel.«
»Ich verbitte mir diesen Ton!«
Aha, jetzt habe ich das riesige Ego dieses Idioten verletzt, dachte Sanborne zähneknirschend. »Er befand sich
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