Toedliche Traeume
ist, wie sie aussieht.«
Sophie zuckte zusammen. »Müssen Sie –« Sie unterbrach sich und setzte noch einmal an. »Gibt es denn keine andere Möglichkeit, ihn loszuwerden, als ihn zum Verrotten in einen Sumpf zu werfen?«
»Doch«, sagte Royd. »Ich könnte ihn zum Beispiel einfach in Sanbornes Vorgarten abladen, würde Ihnen das besser gefallen? Es wäre mir ein Vergnügen.«
Er würde es wirklich tun, dachte Sophie, und zwar mit der ganzen Genugtuung, die in seinen Augen aufblitzte. »Das glaube ich Ihnen aufs Wort.«
»Aber es wäre sehr unklug«, entgegnete Royd. »Ein Schlag ins Gesicht ist eine eindeutige Warnung, und ich möchte weder Sanborne noch Boch warnen. Ich habe Caprio getötet und will keine Hindernisse im Weg haben. Wir werden Caprio also entsorgen, um Sanborne nichts gegen uns in die Hand zu geben, denn der findet am Ende noch eine Möglichkeit, den Anschlag auf Sie wie einen heimtückischen Mord an Caprio aussehen zu lassen. Über genügend Geld und Einfluss verfügt er jedenfalls.« Er wandte sich zum Gehen. »Und ehe Sie sich mit Gewissensbissen plagen, weil wir diesem Abschaum kein anständiges Begräbnis zukommen lassen, will ich Ihnen mal was zeigen, was ich in Ihrem Schlafzimmer auf dem Fußboden gefunden hab.« Er verließ kurz das Zimmer und kam nach wenigen Minuten mit zwei Gegenständen zurück, die er auf den Couchtisch warf. »Der Mann war gut vorbereitet.«
Sophie betrachtete das Seil. »Soll das heißen …?«
»Das Messer hat er nur für alle Fälle mitgenommen. Anscheinend war Caprio nicht halb so gut ausgebildet wie Jock und ich, denn er hat sich von seinen Gefühlen überwältigen lassen und sein Ziel aus den Augen verloren. Eigentlich sollte er Sie erhängen und es wie einen Selbstmord aussehen lassen. Aber er hat zwei Schlingen mitgebracht. Was schließen Sie daraus?«
»Michael?«, flüsterte sie.
»Eine psychisch labile Mutter, die erst ihr einziges Kind und dann sich selbst umbringt. Man sollte annehmen, dass Sie Ihren Sohn eher vergiften würden, aber Sanborne hat keine Ahnung von Psychologie. Andererseits, wenn man Ihre Geschichte in Betracht zieht, ist das mit den Schlingen nicht völlig aus der Luft gegriffen.« Über die Schulter hinweg sagte er zu Jock: »Ich bin in zehn Minuten fertig. Sorg dafür, dass draußen die Luft rein ist.« Wieder an Sophie gewandt, fügte er hinzu: »Wir reden miteinander, wenn ich wieder zurück bin.«
Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, sagte Sophie zu Jock: »Wenn es schon getan werden muss, sollte ich mit anpacken.«
»Und Michael allein lassen?« Jock betrachtete die beiden Schlingen. »Den Anblick hätte Royd dir ersparen können.« Er warf die Schlingen in den Papierkorb in der Ecke.
»Er hat nicht vor, mir irgendetwas zu ersparen«, entgegnete Sophie erschöpft. »Ich kann’s ihm nicht verdenken. Was kann ich tun, um zu helfen, Jock?«
»Bleib hier und kümmere dich um deinen Sohn«, sagte Jock kopfschüttelnd und ging zur Tür. »Wir wissen, was wir zu tun haben. Du würdest uns nur behindern.«
Frustriert und hilflos sah sie zu, wie er die Tür hinter sich zuzog.
Nein, sie durfte Michael auf keinen Fall allein lassen, aber sie zog Jock mit in die Sache hinein, indem sie zuließ, dass er ihr half, dabei hatte sie genau das doch eigentlich verhindern wollen.
Und dass Matt Royd ein solches Risiko auf sich nahm, war ihr auch nicht recht. Schließlich hatte er ihr das Leben gerettet, als er Caprio getötet hatte. Andererseits fiel es ihr schwer, Royd gegenüber Dankbarkeit zu empfinden, so knallhart und regelrecht feindselig, wie er sich ihr gegenüber verhielt.
Aber konnte man es ihm übelnehmen?, dachte sie. Sie konnte von Glück reden, dass Jock ihr nicht dasselbe Misstrauen entgegenbrachte. Seit sie von Garwood erfahren hatte, quälte sie sich mit Selbstvorwürfen. Sie hatte diesen Männern, allen diesen Männern, ein Leid zugefügt, wie man es sich kaum vorstellen konnte.
Und doch versuchte sie immer wieder, es sich vorzustellen. Sie konnte einfach nicht damit aufhören.
Bis sie Robert Sanborne das Handwerk gelegt hatte.
Nachdem die beiden Männer Caprios Leiche in den Wagen geladen hatten, kam Jock zurück ins Haus.
»Ich dachte, du wolltest mit ihm fahren«, bemerkte Sophie.
»Wollte ich auch. Aber Royd meinte, es gäbe keinen Grund, dass wir uns beide dem Risiko aussetzen, wenn er die Sache auch allein durchziehen kann. Ihm gefiel der Gedanke nicht, dich hier allein zu lassen.«
»Kaum zu glauben,
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