Toedliche Traeume
außerhalb des Schlosses rumlaufen zu lassen.«
»Risiko?«, sagte Campbell empört. »Es gibt kein Risiko. Der Schlossherr ist bei ihm.«
Er hätte genauso gut sagen können, »Superman ist bei ihm«, dachte Sophie. Offenbar hielt der Mann ebenso große Stücke auf MacDuff wie Jock, was sie als beruhigend empfand. »Ich komme mit.« Sie stieg aus dem Wagen. »Ist Jock auch auf dem Turnierplatz?«
Campbell nickte.
»Dann rufen Sie ihn an und sagen ihm, dass wir kommen«, sagte Sophie im Weggehen.
»Sie hätten mich das ruhig machen lassen können«, sagte Royd leise.
»Hätte ich.« Sie ging schneller. »Aber ich glaube kaum, dass irgendeiner von Sanbornes Leuten hier im Gebüsch auf der Lauer liegt.«
»Und Sie wollen Michael so schnell wie möglich wiedersehen.«
»Allerdings«, flüsterte sie. »Ich kann es kaum erwarten, und ich will es hinter mich bringen.«
Royd schwieg eine Weile. »Werden Sie mich vorausgehen lassen, damit ich mich überzeugen kann, dass die Luft rein ist?«
»Wir sitzen im selben Boot. Es war meine Entscheidung herzukommen, und falls es sich um eine Falle handelt –«
»Michael.«
Sie war Michaels Mutter. Wenn sie ihn schützen wollte, musste sie am Leben bleiben. Sie holte tief Luft und blieb stehen. »Also gut. Gehen Sie voraus. Wenn Sie in fünf Minuten nicht zurück sind, gehe ich zum Schloss zurück und renne diesen Wachmann einfach über den Haufen.«
»Der lässt sich nicht so leicht über den Haufen rennen«, sagte Jock, der plötzlich vor ihnen auf dem Weg aufgetaucht war. Sein Oberkörper war nackt, und er war schweißnass, aber er lächelte. »Und wenn es dir gelingen sollte, müsste ich nachher seine Leiche entsorgen.« Er hob eine Hand und zog die Nase kraus. »Hallo, Sophie. Ich würde dich ja gern umarmen, aber das lasse ich im Moment lieber bleiben. MacDuff und Michael machen mich fix und fertig.«
»Wie bitte?«
»Komm mit.« Er drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit.
Stirnrunzelnd folgte sie ihm. Fix und fertig? Wovon zum Teufel redete er?
Als sie hinter dem Schloss angelangt waren, lag der Turnierplatz vor ihnen, eine große, ebene Fläche, die rundherum von riesigen, glatten Felsbrocken eingerahmt war.
Dann sah sie Michael und einen großen, dunkelhaarigen Mann über den Platz rennen. Ebenso wie Jock lief der Mann mit nacktem Oberkörper herum und war genauso schweißgebadet. Sein Haar hatte er im Nacken mit einem Taschentuch zusammengebunden. Michael und MacDuff keuchten und lachten, als gäbe es nichts auf der Welt, was ihr Glück trüben könnte.
Sophie war entgeistert. Das war nicht der Michael, den sie in den vergangenen Tagen vor ihrem geistigen Auge gesehen hatte. Er wirkte so … frei. Das Herz schlug ihr vor Freude, doch im nächsten Augenblick überkam sie Panik bei dem Gedanken, dass sie drauf und dran war, dieses Glück zu zerstören.
»Mom!« Michael hatte sie gesehen und kam auf sie zugerannt.
Sie ging in die Hocke, als er sich in ihre Arme warf, und drückte ihn fest an sich. Er roch nach Salz und Schweiß und Seife. Gott, wie sehr sie dieses Kind liebte. Sie räusperte sich. »Was machst du denn hier draußen? Müsstest du nicht eigentlich längst im Bett liegen?«
»Ich hab auf dich gewartet.« Er schob sie ein bisschen von sich. »Und MacDuff hat gesagt, es ist in Ordnung. Er sagt, Fußball tut der Seele gut, egal, ob tagsüber oder mitten in der Nacht.«
»Ich fürchte, da bin ich anderer Meinung.« Sie schob ihm die Haare aus der Stirn. »Aber du siehst nicht besonders mitgenommen aus.«
»Mir geht’s gut.« Er drehte sich um. »Das ist meine Mutter. Und das ist der Earl of Connaught, der Schlossherr von MacDuff’s Run. Er hat noch jede Menge andere Namen, aber die vergesse ich immer. Ich glaube, wir müssen jetzt aufhören, Sir.«
»Schade.« MacDuff kam auf sie zugeschlendert. »Erfreut, Sie kennenzulernen, Miss Dunston. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise.«
»Ja, die hatten wir. Bis wir plötzlich von einer Herde Schafe umzingelt waren, die herrenlos auf der Straße herumliefen.«
MacDuff runzelte die Stirn. »Tatsächlich?«
»Ja, tatsächlich.« Widerstrebend ließ sie Michael los. »Ich muss mich mit meinem Sohn unter vier Augen unterhalten. Würden Sie uns bitte allein lassen?«
»Nein.« MacDuff wandte sich an Royd und reichte ihm die Hand. »Sie sind Royd?«
»Ja.« Er schüttelte MacDuffs Hand.
»Würden Sie Michael und Miss Dunston zum Schloss begleiten? Ich muss kurz mit Jock reden. Ich
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