Toedliche Traeume
behauptet, er sei immer unberechenbar gewesen, aber etwas hatte sich geändert, das spürte sie noch deutlicher als MacDuff.
Es kam gar nicht in Frage, ihn allein abziehen zu lassen, bloß weil er auf einmal Skrupel hatte, sie der Gefahr auszusetzen.
Sie stürmte die Treppe hoch. Sie würde zuerst in seinem Zimmer nachsehen. Dann würde sie sich vergewissern, dass er nicht im Stall war, wo sie den Mietwagen untergestellt hatten.
Er saß auf dem Bett und telefonierte, seine offene Reisetasche neben sich. Als sie das Zimmer betrat, beendete er das Gespräch. »Sind Sie gekommen, um sich zu verabschieden?«
»Nein, ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, dass ich Sie begleiten werde. MacDuff hat jemanden gefunden, der in seiner Abwesenheit auf Michael aufpasst.«
»Tatsächlich?« Royd stand auf und schloss den Reißverschluss an seiner Reisetasche. »Sind Sie sich da auch ganz sicher?«
»Ja, und stellen Sie Ihre Versuche ein, mich zu verunsichern.« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Sie zu begleiten ist das einzig Richtige.«
»Sagen Sie mir das, wenn Sie tausend Meilen weit weg sind von Ihrem Sohn.«
»Sie verdammter Mistkerl.« Ihre Stimme zitterte. »Anfangs hatten Sie kein Problem damit, mich zu benutzen. Was zum Teufel ist auf einmal anders?«
Ihre Blicke begegneten sich. »Was sich geändert hat, ist die Art und Weise, wie ich Sie benutzen will.«
Ihr blieb die Luft weg. Sie spürte, wie ihr ganz heiß wurde.
»Tun Sie nicht so, als hätten Sie das nicht gewusst«, sagte er heiser. »Damit war doch zu rechnen. Ich bin kein Mann, der seine Gefühle verbirgt.«
Sie befeuchtete ihre Lippen. »Aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass Sex uns bei unserem gemeinsamen Ziel in die Quere kommen könnte.«
»Ich auch nicht. Deswegen geht es vielleicht auch nicht um Sex.« Seine Mundwinkel zuckten. »Ah, das hat gesessen. Falls es nur Sex ist, dann ist es auf jeden Fall stark genug, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen, und wenn es so stark ist, dann werden Sie es schwer haben mit mir. Ich bin nicht so ausgeglichen und zivilisiert wie Ihr Exmann. Also überlegen Sie es sich sehr gut, ehe Sie mich irgendwohin begleiten.«
»Versuchen Sie etwa, mir Angst vor Ihnen zu machen?« Sie schüttelte den Kopf. »Sie werden mich schon nicht vergewaltigen.«
»Nein, aber ich werde nichts unversucht lassen.«
»Ich komme mit Ihnen.«
»Meinetwegen. Gut. Warum sollte ich etwas dagegen haben? Ich will Sie nur nach Strich und Faden durchvögeln, ehe Sie draufgehen.« Er nahm seine Reisetasche. »Ich habe ein Flugzeug bestellt. In einer halben Stunde breche ich auf.«
»Sie werden sich noch etwas gedulden müssen. Ich muss noch mit Michael sprechen. Ist er immer noch mit Jock auf dem Turnierplatz?«
»Soweit ich weiß.«
»Sobald ich fertig bin, komme ich zum Wagen.«
»Ich muss mit Jock reden. Schicken Sie ihn in den Hof.« Ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer.
Sie holte tief Luft. Gott, sie zitterte am ganzen Leib. Und ihr war immer noch ganz heiß. Wie seltsam. Sie war voller Angst und Sorge um Michael gewesen, und plötzlich war sie nur noch erregt.
Aber bloß weil Royd so eine starke Anziehungskraft auf sie ausübte, war sie noch lange keine brünstige Stute, die sich mit ihm paaren musste.
Schluss damit, ermahnte sie sich. Sie musste einen klaren Kopf bewahren.
Sie würde zu Michael gehen und ihm zu erklären versuchen, warum seine Mutter ihn schon wieder verließ, und das, nachdem er gerade erfahren hatte, dass sein Vater ermordet worden war.
Wie zum Teufel sollte sie ihm das begreiflich machen?
14
MICHAEL UND JOCK spielten nicht Fußball, sondern saßen auf einem der riesigen Felsbrocken, die den Turnierplatz säumten.
»Hallo, Sophie.« Jock stand auf. »Alles in Ordnung?«
Sie nickte. »Ich muss mit Michael sprechen. Würdest du uns einen Moment allein lassen?«
»Natürlich.« Er musterte ihr Gesicht, dann wandte er sich an Michael. »Ich glaube, deine Mutter braucht ein bisschen Unterstützung, Michael. Ich kann mich doch auf dich verlassen, oder?«
Michael nickte. »Wir sehen uns später.«
»Darauf kannst du Gift nehmen«, antwortete Jock lächelnd.
»Royd erwartet dich im Schlosshof, Jock«, sagte Sophie.
Er nickte und machte sich auf den Weg.
Sophie schaute Michael an. Wo sollte sie anfangen?
»Du gehst fort, stimmt’s?«, fragte Michael ruhig.
Sie zuckte zusammen.
Michael schaute aufs Meer hinaus, wo gerade die Sonne unterging. »Es ist in Ordnung, Mom.«
Sie
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