Toedliche Traeume
auf keinen Fall Gefahr laufen will, wegen Beihilfe zum Mord verhaftet zu werden.«
»Dann darf ich mich also an seine Fersen heften?«
»Sobald er auftaucht. Bis dahin bleiben Sie in meiner Nähe.«
»Um Sie zu schützen?«, fragte Devlin. Dann fügte er hastig hinzu: »Das ist klug. Ihnen darf auf keinen Fall etwas zustoßen.«
»Freut mich, dass Sie sich an dieses oberste Prinzip erinnern«, antwortete Sanborne sarkastisch. »Manchmal mache ich mir Gedanken über Sie, Devlin.«
»Warum? Ich führe doch alle Aufträge gewissenhaft aus, oder?«
»Ja, immer. Aber meistens fließt wesentlich mehr Blut als nötig.«
»Ein reines Mittel zum Zweck.«
»Mag sein.« Sanborne betrachtete den Bericht, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Wenn Gorshanks Analyse korrekt war, konnte das seine Zielrichtung beeinflussen. »Es wird sich einiges ändern. Halten Sie sich auf Abruf bereit. Kann sein, dass ich noch einen Auftrag für Sie habe, während wir darauf warten, dass Royd zum Angriff übergeht.« Er legte auf. In diesem Fall konnte es sich sogar als positiv erweisen, dass Devlin sich seinem Blutrausch hingegeben hatte. Es könnte Sophie so schockiert haben, dass sie sich womöglich auf Sanbornes Seite schlug. Sie fühlte sich ohnehin gejagt, und zu wissen, dass Devlin ihrem Sohn so nahe gekommen war, musste ihr Vertrauen ziemlich erschüttert haben.
Ob er noch einmal versuchen sollte, das Miststück zu ködern?
Vielleicht. Er war schon in der Vergangenheit nicht zufrieden gewesen mit Gorshank, aber jetzt wurde er allmählich ungeduldig. Anfangs hatte er den Mann für den perfekten Ersatz gehalten und geglaubt, er könne sich Sophie endlich guten Gewissens vom Hals schaffen. Aber Gorshank war weder so genial noch so vielseitig talentiert wie Sophie, und die Ergebnisse seiner letzten Tests waren zwar vielversprechend gewesen, bedurften aber noch der Bestätigung. Sieben Tote und zehn Probanden, die lange nicht den Grad an Fügsamkeit aufgewiesen hatten, den Sanborne anstrebte.
Sollte er warten, bis Devlin Royd getötet hatte und Sophie sich von aller Welt verlassen fühlte?
Wenn der Junge nicht von steinernen Mauern geschützt würde, hätte er ihn entführen lassen und Sophie zur Zusammenarbeit überreden können, indem er ihr angedroht hätte, ihren Sohn zu quälen. Aber Devlin hatte gesagt, dass es unmöglich war, an den Jungen heranzukommen, vor allem, wo jetzt auch noch die Polizei das gesamte Gebiet um das Schloss herum durchkämmte. Aber vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit …
Er würde sich bald entscheiden müssen, dachte Sanborne. Boch drängte ihn, die Abschlusstests durchzuführen, damit er mit den Verhandlungen beginnen konnte.
Okay, Royd, zeig dich. Devlin wartet auf dich.
Und diesmal würde Sanborne nichts dagegen haben, wenn Devlin ein Blutbad anrichtete.
Wenige Minuten bevor sie das Flugzeug bestiegen, klingelte Sophies Handy.
»Sophie Dunston? Ich bin Jane MacGuire.« Die Stimme der Frau klang kehlig und jung, verriet aber gleichzeitig Stärke. »Tut mir leid, dass ich mich nicht eher gemeldet habe, ich dachte, Sie hätten vielleicht lieber, dass ich warte, bis ich im Schloss angekommen bin und Sie dann mit Ihrem Sohn sprechen können.«
»Ja, richtig.«
»Er ist im Zimmer nebenan. Ich rufe ihn, wenn wir fertig sind. Sie werden sicher einige Fragen an mich haben. Schießen Sie los.«
»Hat MacDuff Sie über Michaels Schlafstörungen aufgeklärt?«
»Ja. Ich schlafe in dem Zimmer neben Ihrem Sohn. Wir werden schon miteinander klarkommen.« Dann fügte sie hinzu: »Er ist ein netter Junge. Sie sind bestimmt sehr stolz auf ihn.«
»Ja.« Sophie räusperte sich. »MacDuff hat mir gesagt, dass Ihr Vater Detective bei der amerikanischen Polizei ist. Es wundert mich, dass Sie ihn überreden konnten, Sie nach Schottland zu begleiten.«
»Es war auch nicht ganz einfach«, räumte Jane ein. »Joe hält sich gern an die Regeln, außer wenn das Leben eines Kindes auf dem Spiel steht. Dann setzt er sich über alle Regeln hinweg. Sie können ihm getrost vertrauen. Wenn ich ein Kind hätte, dann würde ich es niemandem lieber anvertrauen als Joe.«
»Sie könnten sich mit Ihrer Hilfsbereitschaft großen Ärger einhandeln. Warum sind Sie bereit, das Risiko auf sich zu nehmen? Stehen Sie MacDuff so nahe?«
»Gott, nein.« Schweigen. »Das war keine besonders beruhigende Antwort, nicht wahr? MacDuff und ich kennen uns schon lange, und wir sind nicht immer einer Meinung, aber in diesem Fall
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