Tödliche Unschuld
Erfahrungen mit Chadwick Fitzhugh erzählen?«
»Der Mann hat meinen minderjährigen Sohn sexuell belästigt.« Zum ersten Mal seit Anfang des Gesprächs bekam Dukes’ steinerne Fassade einen Riss. Statt jedoch Trauer drückte seine Miene kalten Ekel aus. »Er hat sich meinem Jungen aufgezwungen und widernatürliche Akte mit ihm vollzogen.«
»Und diese Belästigung fand in Fitzhughs Wohnung statt?«
»Ja.«
»Wie war Devin dorthin gekommen?«
»Er hatte ihn dorthin gelockt.«
»Hat Devin Ihnen erzählt, womit er ihn gelockt hat?«
»Das ist jetzt egal. Er wurde sexuell belästigt, und die Sache wurde ordnungsgemäß zur Anzeige gebracht. Trotzdem wurde der verantwortliche Mann nicht für seine Tat bestraft.«
»Die Anzeige wurde fallen gelassen? Warum?«
»Weil die Gesetze den Täter geschützt haben und nicht das Opfer. Ihre Zeit ist um.«
»Wie und wann ist Devin gestorben?«
Ohne auf die Frage einzugehen marschierte Dukes aus dem Wohnzimmer zurück zur Haustür.
»Ich kann diese Information genauso gut durch Einsicht in das Sterberegister erhalten.«
»Mein Sohn hat sich umgebracht.« Dukes ballte die Fäuste. »Vor acht Monaten. Er hat seinen Körper voll mit Dreck gepumpt, bis er gestorben ist. Unser so genanntes Rechtssystem hat es nicht geschafft, ihn zu beschützen. Es hat mir nicht dabei geholfen, ihn zu schützen.«
»Sie haben noch einen zweiten Sohn. Wie weit würden Sie gehen, um ihn zu schützen?«
»Joseph wird nicht von dem Krebsgeschwür befallen werden, das unsere Gesellschaft korrumpiert.«
»Krebs ist eine Art Virus, oder? Man kann einen Virus mit einem Gegenvirus töten.
Kann den Krankheitsträger damit infizieren, damit er alle schlechten Zellen zerstört. Sie sind Computerfachmann, Mr Dukes. Sie kennen sich mit Viren aus.«
In dieser Sekunde huschte ein Ausdruck von Stolz über sein Gesicht, der jedoch sofort wieder verschwand. »Ich habe gesagt, Ihre Zeit ist um.«
»Ihre auch, Mr Dukes«, antwortete Eve mit ruhiger Stimme. »Sie treffen also besser Vorkehrungen für die Versorgung Ihrer Frau und Ihres Sohnes, denn es wird nicht mehr lange dauern, und Sie werden zusammen mit den anderen Reinheitssuchern untergehen.«
»Verlassen Sie mein Haus. Ich rufe noch heute meinen Anwalt an.«
»Gute Idee. Den werden Sie gut brauchen können.«
Als sie wieder im Wagen saßen, blickte Peabody stirnrunzelnd auf das Dukes’sche Haus. »Warum haben Sie ihn vorgewarnt?«
»Wenn er nicht so schlau war, bereits von selber zu erkennen, dass er verdächtig ist, wird derjenige, den er von unserem Besuch in Kenntnis setzen wird, es ihm auf alle Fälle sagen. Ich habe also nicht ihn, sondern seine Frau gewarnt.«
»Sie glauben nicht, dass sie dazugehört?«
»Er hat sie kaum eines Blickes gewürdigt und kein einziges Mal berührt. Obwohl ihr die Tränen über die Wangen gelaufen sind, hat er sie total ignoriert. Nein, das hier ist seine Sache, sie hat nichts damit zu tun. Was haben Sie in dem Haus gesehen, Peabody?«
»Tja, er scheint derjenige zu sein, der die Befehle gibt.«
»Mehr als das. Es ist wie in einer verdammten Kaserne, und er ist der Kommandeur.
Obwohl es noch vor neun war, als sie an die Tür kam, war sie bereits zurechtgemacht wie eine Frau in einer AutoChef-Reklame. Und der Sohn muss an die vierzehn sein, und trotzdem braucht der Alte nur mit dem Finger zu schnippen, damit er tut, was man ihm sagt. Ich wette, sämtliche Betten waren bereits so ordentlich gemacht, dass man eine Münze darauf hätte springen lassen können.«
Nachdenklich lenkte sie den Wagen zurück ins Zentrum. »Wie kommt ein ehemaliger Marine, der verlangt, dass alle in seiner Umgebung strammstehen, damit zurecht, dass sein eigener Sohn sein Hirn und seinen Körper mit Drogen korrumpiert? So hat er es doch formuliert, oder? Genau wie er von widernatürlichen Akten gesprochen hat. Er hat also einen drogenabhängigen, homosexuellen Sohn. Himmel, damit kommt ein ordnungsfanatischer, schwulenfeindlicher Kerl wie er hundertprozentig nicht zurecht.«
»Der arme Junge.«
»Ja, und jetzt kann sein Vater ihn sogar noch als Symbol missbrauchen, als eine Entschuldigung für Mord. Es gibt alle möglichen Krebsarten«, murmelte sie und nahm dann ihr klingelndes Autotelefon ab.
»Sind Sie gerade mit dem Auto unterwegs?«, fragte Nadine Furst. »Dann fahren Sie besser erst einmal rechts ran. Das, was ich Ihnen zu erzählen habe, wird Sie gewiss interessieren.«
»Ich kann auch beim Fahren zuhören. Das habe ich
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