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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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dass die Frau keinen Anwalt kontaktieren würde, der nicht vorher von den Reinheitssuchern gebilligt worden war. Aber sie riefe garantiert bei Dwier an.
    Sie hatte das Entsetzen in Prices Gesicht beim Anblick der Fotografien der toten Hannah Wade gesehen. Schock und Unglauben würden vergehen, das Entsetzen aber würde bleiben. Es würde so lange an Clarissa nagen, bis sie nachts schreiend aus dem Schlaf auffuhr.
    Damit es ihr nicht ebenso erginge, müsste Eve sich weiter auf die Arbeit konzentrieren und die nächsten Schritte gehen. Also pinnte sie die neuesten Fotos an die Steckwand in ihrem heimatlichen Arbeitszimmer.
    Sie musste alles tun, um zu verhindern, dass ihr eigenes Entsetzen wieder an die Oberfläche kam und sich ihr Magen so zusammenzog, wie es bei Betreten der Wohnung in der Greene’s Park Avenue geschehen war. Für ein paar Minuten war sie zurückgeworfen worden in einen kleinen, kalten Raum in Dallas, in dem sie ein blutbedecktes Messer in der Hand gehalten hatte, während ihr derselbe süßliche Gestank wie gerade in dem Apartment entgegengeschlagen war.
    Roarke kam in ihr Büro, zog die Tür hinter sich zu und schloss obendrein noch ab.
    »Ich brauche das gesamte Team, bis auf Jamie, hier, um sie über die letzten Mordfälle zu unterrichten.«
    »Gleich.« Er trat hinter sie, umfasste ihre Schultern und drehte sie zu sich um. Ihr trüber Blick war teilweise ihrer Erschöpfung zuzuschreiben. Das wusste er. Er war aber vor allem eine Folge des fürchterlichen Alptraums, unter dem sie schon seit Jahren litt.
    »Ich sehe es dir an.« Er küsste sie zärtlich auf die Braue. »Ich sehe es dir an, wie sehr der Schmerz dich quält.«
    »Er wird mich auch dieses Mal nicht daran hindern, meinen Job zu machen.«
    »O nein, das wird er nicht. Trotzdem würde ich dich gerne kurz in die Arme nehmen.
    Nur eine Sekunde.«
    Er hielt sie bereits fest in seinen starken Armen und jetzt schlang auch sie ihm ihre Arme um den Hals. »Es war nicht das Gleiche. Es war völlig anders. Aber trotzdem …
    hat es mich dorthin zurückgeworfen. Mitten in das Zimmer. Ich stand dort und habe erst auf sie und dann auf ihn herabgesehen. Mir war entsetzlich kalt. Ich habe solche Dinge schon des Öfteren gesehen, aber niemals vorher hat es mich mit einer solchen Wucht zurückgeworfen in den schrecklichen kleinen Raum.«
    »Die Tote war ein Mädchen. Ein junges Mädchen.«
    »Älter als ich damals war. Doppelt so alt wie ich damals war. Ich hätte ebenfalls so enden können.« Sie atmete tief durch. »Das ging mir bei ihrem Anblick durch den Kopf.
    Wenn ich ihn nicht vorher getötet hätte, wenn ich ihm nicht entkommen wäre, hätte aus mir das Gleiche werden können wie aus ihr.«
    Etwas ruhiger drehte sie ihren Kopf an seiner Schulter und schaute mit wieder klaren Augen auf die Fotos an der Wand. »Siehst du, was sie mit ihr gemacht haben?«
    Trotz all der Dinge, die er schon gesehen und die er selber schon verbrochen hatte, ließ ihm das Bild der toten Hannah Wade das Blut in den Adern gefrieren.
    Das Mädchen war in Stücke gehackt worden. Die Bluse und die kurze Hose, die sie getragen hatte, waren nur noch Fetzen und mit ihrem Blut getränkt.
    »Du siehst diese Dinge immer wieder und trotzdem gehen sie dir nach wie vor nahe«, stellte er mit leiser Stimme fest. »Genau das macht dich aus.«
    »Ich muss es einfach tun.« Du musst deine Arbeit machen, dachte sie. Du musst die nächsten Schritte gehen. »Ich möchte, dass Jamie irgendwo anders beschäftigt wird. Er soll diese Aufnahmen nicht sehen. Zwischen den Besprechungen nehme ich sie ab.«
    »Ich werde ihn ins Spielzimmer oder ins Schwimmbad runterschicken und Summerset Anweisung geben, ihn zu überwachen, damit er dein Büro erst wieder betritt, wenn du die Fotos abgenommen hast.«
    Nickend machte sie sich von ihm los. »Eins noch. Habe ich dich gezwungen, bestochen oder bedroht, damit du Einsicht in die versiegelten Akten nimmst?«
    »Nein. Du hast mich widerwillig und zähneknirschend darum gebeten.«
    Beinahe hätte sie gelächelt. »Abgesehen von dem Zähneknirschen sehe ich das genauso.
    Aber wenn mich die Dienstaufsicht gefragt hätte, ob ich irgendwen darum ›gebeten‹ habe, hätte ich eiskalt gelogen und nein gesagt. Damit kann ich leben, auch wenn es mir nicht unbedingt gefällt.«
    Wieder warf sie einen Blick auf die Aufnahmen von Hannah Wade. »Ja, damit kann ich leben.«
    Sobald ihre Leute um sie versammelt waren, klärte sie sie über die beiden jüngsten Morde

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