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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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witzig.« Mit einem argwöhnischen Blick in Richtung der schwarzen Säcke bezog Peabody Position neben der Tür.
    Als Eve den Raum betrat, schnitt Morris gerade mit einem Laserskalpell einen der sechs auf verschiedene Tische verteilten Toten auf.
    Er hatte seine dunklen, zu einem langen Zopf geflochtenen Haare unter einer Kapuze und sein fröhliches Gesicht hinter einer Schutzbrille versteckt und trug über seinem schicken, marineblauen Anzug einen durchsichtigen Plastikoverall.
    »Wozu haben Sie eine Mailbox, wenn Sie sie nicht abhören?«, herrschte Eve ihn an.
    »Wir haben heute Morgen aufgrund eines Luftbus-Unfalls jede Menge unerwarteter Gesellschaft reinbekommen. Haben Sie keine Nachrichten gesehen? Die Leute sind wie die Vögel vom Himmel geflogen.«
    »Wenn sie hätten fliegen können, lägen sie jetzt nicht hier. Wie viele Opfer waren es?«
    »Zwölf Tote, sechs Verletzte. Irgendein Idiot in einem Miniflieger hat das Ding gerammt. Der Buspilot hat es geschafft, den Flieger bis fast ganz unten unter Kontrolle zu behalten, aber die Leute sind in Panik ausgebrochen. Dazu kommen noch eine Messerstecherei in einem Club, bei der neben den beiden Streithähnen noch ein unschuldiger Dritter getroffen worden ist, eine unbekannte Frauenleiche, die aus einem Recycler gezogen wurde, und die alltäglichen Prügeleien, Totschlägereien und anderen Brutalitäten. Und schon sind wir überbelegt.«
    »Ich habe eine Tötung durch einen Polizisten, bei der es noch ein paar offene Fragen gibt. Ein junger, uniformierter Beamter schießt mit seinem Stunner auf einen Amokläufer und der Amokläufer stirbt. Der Stunner war auf die niedrigste Stufe eingestellt und es gibt kein Anzeichen dafür, dass er in Kontakt mit dem Opfer geraten ist.«
    »Dann hat der Schuss ihn nicht getötet.«
    »Er ist genauso tot wie Ihre anderen Gäste.«
    Morris führte seinen Schnitt zu Ende. »Ein Schuss aus einem Dienststunner könnte nur dann jemanden töten, wenn der bereits vorher so starke Atem- oder Hirnprobleme hätte, dass der im Grunde harmlose Elektroschock sie weit genug verstärkt.«
    Genau das hatte sie hören wollen. »Wenn das der Fall ist, wäre es doch technisch gesehen nicht der Schuss, der tödlich war.«
    »Technisch gesehen nicht. Allerdings -«
    »Technisch gesehen reicht. Seien Sie ein Kumpel, Morris, und sehen Sie sich den Kerl mal an. Es geht nämlich um Trueheart.«
    Morris hob den Kopf und schob seine Schutzbrille nach oben. »Der Junge mit dem pfirsichfarbenen Flaum im Gesicht, der aussieht wie die reinste Zahnpastareklame?«
    »Genau der. Er wird gerade psychologisch untersucht. Dann ist die Dienstaufsicht an die Reihe. Und irgendetwas stimmt nicht daran, wie diese Sache abgelaufen ist. Weshalb er jede Hilfe braucht.«
    »Dann gucke ich mir diesen Amokläufer mal schnell an.«
    »Er liegt da drüben. Nummer vier.« Sie zeigte mit dem Daumen auf den toten Mann.
    »Ich brauche den Bericht.«
    »Ich kann Ihnen -«
    »Lassen Sie ihn mich lesen«, fiel Morris ihr ins Wort, während er bereits vor den Computer trat. »Wie heißt der durchgeknallte Tote?«
    »Cogburn, Louis K.«
    Morris rief die Akte auf, und während er sie las, summte er eine leise Melodie, die ihr bekannt vorkam und von der sie wusste, dass es Stunden dauern würde, bis sie sie wieder vergaß.
    »Er war ein kleiner Drogendealer«, stellte er schließlich fest. »Eventuell hat er zu viel von seinem eigenen Zeug genommen und deshalb einen Herz- oder Hirnschaden gehabt.
    Hat aus den Ohren und der Nase geblutet und die Blutgefäße in seinen Augen waren geplatzt. Hmm.«
    Er trat an den Tisch, auf dem der nackte, klapperdürre Louis K. lag, schob sich die Brille wieder vor die Augen und senkte sein Gesicht so dicht über den Toten, dass es aussah, als gäbe er ihm einen Kuss.
    »Rekorder an«, befahl er und diktierte, was er sah.
    »Tja, am besten schneiden wir ihn auf und inspizieren ihn von innen. Wollen Sie dabei sein?«
    »Wenn es rasch geht.«
    »Man sollte ein Genie niemals drängen, Dallas.« Er griff nach einer Knochensäge und schaltete sie ein.
    Eve hatte sich schon oft gefragt, wie jemand diesen Beruf ergreifen konnte und es dann noch schaffte, nicht die gute Laune zu verlieren, wenn er bei der Arbeit war.
    Zumindest war es herrlich kühl im Leichenschauhaus. Sie schlenderte zu dem kleinen Kühlschrank, holte sich eine Dose Ginger Ale und kehrte damit zu Morris zurück.
    »Was -«
    »Pst!«
    Sie runzelte die Stirn, hielt aber den Mund. Für gewöhnlich

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