Toedliche Verfolgung
Hass in sich, der ihr selbst Angst machte.
George hatte dafür allerdings nur ein hämisches Grinsen übrig. »Gehen wir.« Erneut packte er ihren Arm und zog sie mit sich. Die Pistole in seiner anderen Hand zeigte zu Boden, doch sie ließ sich davon nicht täuschen. Sollte sie zu fliehen versuchen, würde er sie bereits nach ein paar Schritten erschießen. »Zeigen Sie mir den Truck.«
Gehorsam überquerte Lissa den freien Asphaltplatz, auf dem der Hubschrauber stand, und schwenkte in den kleinen Feldweg ein, dessen Fahrspuren fast von der Vegetation überwuchert waren. Sie würde George sicher nicht darauf hinweisen, dass sich die Datenspeicher nicht mehr im Lastwagen befanden. Je länger er sich daran aufhielt, desto mehr Zeit hatten Jack und Hawk. Der Anblick von Jacks Truck, der immer noch in seinem Versteck unter den Bäumen stand, ließ ihr Herz für einen Moment höher schlagen. Fast erwartete sie, Jack aussteigen und auf sie zukommen zu sehen, doch das war natürlich Unsinn. Lissa schluckte mühsam den Kloß in ihrer Kehle hinunter und wandte sich zu George um.
Dieser blickte sie erwartungsvoll an. »Machen Sie ihn schon auf.«
Lissa starrte ihn erstaunt an. »Wie?«
»Sagen Sie nicht, Sie haben den Schlüssel nicht dabei.«
»Das ist doch nicht mein Lastwagen! Jack hat den Schlüssel.«
George schlug mit der Hand an das Metall des Anhängers. »Verdammt! Dieser elende Tease schon wieder.«
»Natürlich, es ist schließlich sein Truck.«
Drohend baute sich George vor ihr auf. »Das gefällt Ihnen, oder? Aber ich werde die Datenspeicher bekommen, daran besteht kein Zweifel.« Er überprüfte den Schließmechanismus des Anhängers und brummte zufrieden. »Kein besonders kompliziertes Schloss, nur eine Sache von Minuten.«
Lissa bemühte sich, ihre Freude nicht zu zeigen. Auch wenn er das Schloss relativ leicht knacken konnte, hatte sie wieder ein wenig Zeit gewonnen. Unauffällig blickte sie auf ihre Uhr. Es war bereits eine halbe Stunde vergangen, seit sie in Mesa Verde gestartet waren. Jede einzelne Minute, die sie George aufhalten konnte, war ein Gewinn. Er durfte nur nicht merken, dass er die Arbeit vergebens machte. Sollte er dahinterkommen, dass sie ihn bewusst in dem Glauben ließ, dass sich die Datenspeicher im Lastwagen befanden, würde er sie sicher nicht ungeschoren davonkommen lassen. Sie zweifelte nicht daran, dass er sogar Spaß daran haben würde, sie für ihre Lüge zu bestrafen.
38
Als wären sämtliche Höllenhunde hinter ihm her, jagte Jack die kurvige Straße nach Silverton hinauf. Schneller konnte er auf dieser Strecke nicht fahren, ohne einen schweren Unfall zu riskieren, der nicht nur sein Leben, sondern auch das von Lissa gefährden würde. Er musste in einem Stück bei der Mine ankommen, was danach passierte, stand auf einem ganz anderen Blatt. Ständig hatte er den stetig vorrückenden Zeiger der Uhr vor seinen Augen. Hoffentlich würde Lissa eine Möglichkeit finden, Gibson so lange aufzuhalten, bis er da war. Oder Hawk mit einem Hubschrauber. Deutlich konnte er fühlen, wie seine Angst um Lissa und seine Wut auf Gibson mit jedem Kilometer zunahmen, den er zurücklegte. Sollte der Verräter ihr irgendetwas getan haben, konnte Jack nicht dafür garantieren, dass er ihn nicht auf der Stelle töten würde.
Im letzten Moment wich er einem dahintuckernden Wagen aus, dessen Insassen mehr an der Umgebung als am Fahren interessiert waren. Hart schlug sein Herz gegen seine Rippen.
Er musste einfach rechtzeitig kommen.
Er würde sich nie verzeihen, wenn Lissa seinetwegen etwas zustieß. Jack lockerte kurz seine Muskeln, dann beugte er sich wieder tief über den Lenker und gab Gas.
Mit einem triumphierenden Auflachen knackte George nach weniger als fünf Minuten das Schloss des Anhängers. »So, das war’s. Wie bekomme ich jetzt die Rampe herunter?«
»An der Seite ist ein Schalter.«
George stellte sich neben sie und betrachtete den Mechanismus. »Dafür brauche ich den Schlüssel.«
»Es sieht so aus.«
Diesmal hörte er wohl die Genugtuung in ihrer Stimme, denn er trat dicht an sie heran und umfasste mit einem schmerzhaften Griff ihr Kinn. »Sie glauben wohl, Sie hätten gewonnen, aber das stimmt nicht.« Sein gehässiges Grinsen sandte einen Schauer über Lissas Rücken. Er ließ einen Schlüsselbund vor ihrem Gesicht baumeln. »Die Grundausrüstung eines Agenten. Natürlich brauchen wir so etwas heute kaum noch, aber ich fand es wichtig, in allen Bereichen umfassend
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