Toedliche Verfolgung
wenn sie schließlich zurückschlug. Allerdings musste sie dafür erst einmal wieder auf die Beine kommen. Mit Mühe unterdrückte sie einen Schmerzenslaut, als sie sich langsam aufrichtete. Ihr linker Arm fühlte sich an, als hätte jemand sämtliche Muskeln darin durchtrennt. Nutzlos hing er herab. Ungeduldig griff George unter ihre Achseln und hob sie auf die Beine.
»Holen Sie mir die Kiste.«
»Aber …«
»Sofort. Oder muss ich noch deutlicher werden, was mit Ihnen passiert, wenn ich die Datenspeicher nicht bekomme?«
Stumm schüttelte Lissa den Kopf. Er hatte bewiesen, dass er ein gewissenloser Bastard war, sie brauchte keine weitere Demonstration. »Wir müssen die Sicherungsseile entfernen.«
Gemeinsam lösten sie die Spanngurte, warfen sie beiseite und hoben die ersten Kisten herunter. Mehr als einmal fiel Lissa dabei beinahe ein Karton herunter, weil ihr linker Arm immer noch gefühllos war. Langsam wurde George ungeduldig. Sein Gesichtsausdruck wurde immer grimmiger, während er Paket um Paket öffnete, hineinschaute und es dann zur Seite stellte. Unauffällig warf Lissa einen Blick auf ihre Uhr. Sie konnte gerade noch einen erleichterten Seufzer unterdrücken: Bereits fünfzig Minuten, seit sie im Mesa Verde National Park aufgebrochen waren. Nur noch kurze Zeit, dann würde sicher Hilfe eintreffen. Während sie mechanisch die Kartons überprüfte, dachte sie daran, wie es wäre, Jack wiederzusehen. Der Anflug eines Lächelns überzog ihr Gesicht.
Der Angriff kam völlig unerwartet. Eben noch hatte sie sich ihren Träumen hingegeben, im nächsten Moment lag sie am Boden. Das Paket, das sie gerade in der Hand gehabt hatte, lag schwer auf ihrem Brustkorb. Ihr Hinterkopf schmerzte, wahrscheinlich war sie damit auf dem Boden aufgeprallt. Lissa wollte sich aufsetzen, doch das ging nicht. George stand über ihr, seinen Fuß auf den Karton gestemmt. Deshalb bekam sie also kaum Luft und konnte sich nicht bewegen.
Als er sprach, war seine Stimme über dem Rauschen in ihren Ohren kaum zu verstehen. »Ich habe Sie gewarnt. Ich lasse mich nicht zum Narren halten.« Der Druck auf ihrer Brust verstärkte sich. Lissa hustete und rang nach Atem. »Die Datenspeicher sind überhaupt nicht hier versteckt, oder?« Als Lissa nicht antwortete, breitete sich Röte in seinem Gesicht aus. »Ich habe diese Sache lange Zeit geplant, ich werde sie mir nicht von einer dämlichen, hohlköpfigen Tussi kaputt machen lassen. Wenn Sie glauben, dass es Ihnen jetzt schlecht geht, dann warten Sie ab, bis ich mich einige Zeit mit Ihnen beschäftigt habe. Sie werden um Gnade flehen.« Er beugte sich zu ihr herab und verstärkte dabei noch einmal das Gewicht, das ihren Brustkorb fast zerquetschte. »Überlegen Sie es sich gut. Sie können es einfach haben oder schwer. Mir ist das im Grunde egal, aber Sie werden das vielleicht anders sehen.« Er beobachtete, wie Lissa hilflos versuchte, nach Luft zu schnappen, und drückte noch einmal zu, bevor er den Fuß vom Paket entfernte. »Also, was soll es sein?«
Lissa wollte ihm sagen, dass er sich zum Teufel scheren sollte, aber das würde ihr außer einer kurzzeitigen Befriedigung nicht weiterhelfen. Mit ihrem unverletzten Arm schob sie die Kiste von ihrer Brust und versuchte, sich aufzusetzen. Ein Husten schüttelte sie, sodass sie gezwungen war, sich wieder hinzulegen. In ihrem Kopf drehte sich alles, ihr Brustkorb fühlte sich an, als hätte jemand darauf Tango getanzt. Während sie noch damit beschäftigt war, genug Luft zu bekommen, um zu antworten, hatte George bereits wieder die Pistole auf sie gerichtet.
»Es gibt einige Körperteile, in denen eine Kugel zwar sehr schmerzhaft, aber nicht tödlich wäre. Damit werde ich anfangen, so lange, bis Sie mir sagen, was ich wissen will.«
»Ich … w-will doch … reden! L-lassen Sie mich nur erst … zu … Atem kommen.«
»Dafür hatten Sie genug Zeit.« George griff nach ihrem Arm und zog sie grob auf die Füße. Als sie schwankte, lehnte er sie an die Wand des Anhängers. »Wo – sind – die – verdammten – Speicherkarten?«
»M-mine.«
»Wie bitte?«
Lissa räusperte sich. »In der Mine.«
»Und wir haben hier die ganze Zeit umsonst gesucht.« Drohend trat er dicht vor sie. »Ich sollte Sie jetzt gleich erschießen.« Er rückte wieder ab und zog sie mit sich zur Laderampe. »Aber ich denke, es ist besser, Sie noch eine Weile als Pfand zu behalten, falls Sie mich wieder angelogen haben.« Verächtlich blickte er in ihr blasses,
Weitere Kostenlose Bücher