Toedliche Worte
begehen. Diese Morde waren nicht Tylers Idee. Sie sind niemals auf seinem Mist gewachsen.«
»Wir sind also wieder bei deiner Theorie eines Strippenziehers, der Derek Tyler wie eine Marionette manipuliert? Und jetzt ist er zu seinen alten Tricks zurückgekehrt?«
»Das ist eine Möglichkeit. Es würde bedeuten, dass er jemanden gefunden hat, der genauso leicht beeinflussbar ist wie Tyler, was bestimmt nicht einfach war. Oder vielleicht hat er in den letzten beiden Jahren den Mut gefasst, es selbst zu tun.«
»Oh Gott«, stöhnte sie. »Weißt du, wie verrückt sich das anhört?«
»Ja, weiß ich. Aber es ist das Einzige, das all den Informationen, die wir haben, einen Sinn gibt. Entweder hat der Zirkusdirektor ein neues Individuum unter Kontrolle, oder er tut es selbst.«
Carol kam allmählich ein besorgniserregender Gedanke. »Was für ein Mensch könnte eine andere Person in solchem Maße beherrschen?«, fragte sie, beinahe zögernd.
Tony runzelte die Stirn. »Man hätte es mit einer starken Persönlichkeit zu tun. Jemand mit der Fähigkeit, die Leute zu bezaubern, an sie heranzukommen. Er müsste einiges über Gehirnwäsche und die entsprechenden Methoden wissen. Wahrscheinlich hat er Fähigkeiten auf dem Feld der Hypnose entwickelt.«
»Jemand wie du also?« Carol versuchte, es wie einen Scherz klingen zu lassen, aber es gelang ihr nicht.
Tony warf ihr einen merkwürdigen Blick zu. »Er müsste besser mit Menschen umgehen können als ich«, sagte er sarkastisch. »Aber ja, ein praktizierender klinischer Psychologe könnte es wahrscheinlich tun.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Carol, was verschweigst du mir?«
»Nichts«, sagte sie mit einem nervösen Lachen. Dies war wohl kaum der richtige Moment, um Evans’ Wissensdurst in Bezug auf Aidan Hart zu erwähnen. Vorher wollte sie sich darüber klar werden, was sie selbst davon hielt. »Ich muss den Zusammenhang mit Tyler finden. Wer immer diese Viper ist, er spielte jedenfalls schon früher in Tylers Leben eine Rolle. Und ich muss die Teams auf den Straßen herumfragen lassen, ob jemand von der Viper gehört hat.«
Tony sah sie lange an und dachte über ihre Worte nach. Dann stand er auf und nahm seinen Mantel. »Und ich muss mir Gedanken machen. Ich gehe an die Stelle zurück, wo Paula verschwunden ist.« Auf dem Weg zur Tür blieb er stehen. »Sie lebt noch, Carol. Ich bin sicher.«
Und das Kaleidoskop drehte sich weiter. DC Evans war in einem extravaganten Pub mit Zimmervermietung im oberen Stockwerk. Der Besitzer war in den Dreißigern, hatte den Kopf glatt rasiert, trug eine Lederweste über dem nackten Oberkörper, dazu eine Lederhose und polierte mit einem Lappen Gläser. Die Fragen, die Fotos und die Aufnahme vom Band. Der Wirt zuckte mit der Schulter. »Sagt mir nix, Kumpel.«
»Wie viele Zimmer haben Sie also?«
»Acht Doppel- und zwei Einzelzimmer.«
»Ich würde sie mir gerne ansehen.«
»Vier davon sind belegt.« Der Gastwirt legte seinen Lappen hin.
»Die würde ich besonders gern sehen.«
Der Wirt grinste anzüglich. »Sie sind wohl Voyeurist, mein Kleiner?«
Evans stützte sich auf den Tresen und musterte den Gastwirt mit drohendem Blick. »Wann muss Ihre Ausschanklizenz erneuert werden, Sir?«
Und in einem Zimmer kaum fünfzig Meter von dem Pub entfernt lag Paula mit glasigen Augen auf dem Bett, die Fliege im Netz der Spinne. Ihr Mund war so trocken, dass ihre Lippen an dem Knebel festklebten. Ihr Peiniger war noch einmal gekommen, um die Kassette zu wechseln, aber diesmal hatte er sie in Ruhe gelassen und sich damit begnügt, mit dem Dildo vor ihrem Gesicht herumzufuchteln. Sie hatte noch nie im Leben solche Angst gehabt. In ihrem Gehirn begann alles durcheinander zu geraten, merkwürdige Ideen schossen ihr durch den Kopf. Ob dies die Strafe dafür war, dass sie an Carol Jordan gezweifelt hatte? Ob es die Strafe dafür war, dass sie lesbisch war? Nichts machte mehr Sinn. Sie lebte nur noch in der Hoffnung, dass die Tür aufging und nicht er es war, der draußen stand.
Und auf den Straßen, die sich wie ein Spinnennetz um die Beute zogen, lief das Leben nach den Mustern weiter, die so tief verwurzelt waren, dass sie sich auch bei der starken Polizeipräsenz nicht änderten. Die Leute waren vorsichtiger als sonst, aber die gewohnten Geschäfte gingen weiter. Dee hatte schon eine andere Absteige für ihre Kunden gefunden, und am Nachmittag hopste sie mechanisch auf einem Büromöbel-Vertreter herum, dessen Frau zur gleichen Zeit
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