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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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geschlachtet wird und die Lappen zum Reinigen oder Desinfizieren der Geräte benutzt worden sein könnten.
    Obwohl das also kein ungewöhnlicher Fund ist, hole ich einen Beweismittelbeutel aus der Tasche, fische damit den kleinsten Lappen heraus und will ihn gerade schließen, als mein Blick weiter unten auf ein anderes Stück Stoff fällt. Es ist von feinerer Qualität, also kein Putzlappen, aber zerrissen, schmutzig und voller Spreu. Mit meinem zweiten Beutel – dem letzten – ziehe ich den etwa fünfzehn Zentimeter langen Fetzen heraus. Ich blase die Spreu weg, leuchte mit der Taschenlampe direkt darauf und spüre, wie sich mir beim Anblick der weißen Nähte auf schwarzer Seide die Nackenhaare aufstellen. Mir ist sofort klar, dass es von Sadie Millers Tanktop stammt, das sie an dem Tag auf der Brücke getragen hat.
    Adrenalin durchflutet meinen Körper. Ich leuchte um mich herum, doch es ist niemand hier, ich bin allein. Regen hämmert aufs Dach, übertönt alle anderen Geräusche. Schnell reiße ich den Stoff in zwei Teile, werfe den einen zurück in die Tonne – für die Spurensicherung –, stecke den anderen in den Beweismittelbeutel, stopfe beide Beutel in meine Gesäßtasche und gehe zur Tür.
    Ich will so schnell wie möglich hier raus, laufe den Korridor zurück, wo ich nach rechts abbiegen muss, um zum Ausgang zu kommen. Ich leuchte mit der Taschenlampe nach links und entdecke gegen Ende des Gangs eine weitere Tür, neben einem Verschlag, der wahrscheinlich die letzte Station der Schweine vor der Schlachtbank ist. Ich zögere kurz, gehe dann nach links, stehe kurz darauf vor der Tür und drehe am Knauf, doch sie ist verschlossen.
    Fluchend leuchte ich mit der Taschenlampe zu dem Verschlag, sehe einen steinernen, aber leeren Wassertrog. Auf dem Boden liegen Holzspäne und Stroh, kein Mist. Die schmale halbhohe Klöntür in der Außenwand, die vermutlich in den Verschlag am Gebäude führt, ist geschlossen.
    Ich will gerade gehen, als mir am Boden etwas Merkwürdiges ins Auge fällt. Ich leuchte mit der Taschenlampe zwischen den Eisenstäben hindurch direkt auf die Stelle: Es sieht aus wie eine nur unvollständig mit Spänen und Stroh bedeckte Holzplatte.
    Neugierig schiebe ich den Riegel zurück, drücke die knarrende Tür auf. Auf halbem Weg klingt es auf einmal hohl unter meinen Füßen. Ich gehe in die Hocke, wische die Späne mit der Hand weg und bemerke, dass ich auf einer Spanplatte stehe.
    Die Platte ist etwa einen Quadratmeter groß. Ich trete neben die Platte und hebe sie an einer Ecke an, was mich ziemlich viel Kraft kostet. Staub wirbelt auf, doch als ich es schließlich geschafft habe, traue ich meinen Augen kaum: Ich blicke in ein Loch, in das eine uralte Steintreppe hinunterführt, die in einen schmalen Gang mündet. Die Wände sind aus Holzbalken und bröckligem Stein. Spontan glaube ich, einen alten unterirdischen Schutzraum oder einen Rübenkeller entdeckt zu haben. Doch als ich mit der Taschenlampe die Wände ableuchte, wird mir klar, dass es eine Art unterirdischer Tunnel sein muss.
    Warum in Gottes Namen befindet sich hier unter dem Schlachtschuppen der Masts ein unterirdischer Tunnel? Wo führt er hin? Wer benutzt ihn? Und wofür?
    Ich blicke auf die Uhr. Es sind erst zehn Minuten vergangen, seit ich um die Unterstützung durch einen Deputy gebeten habe, was heißt, dass er erst in zehn Minuten hier sein wird. Ich ziehe das Telefon aus dem Gürtelclip, drücke die Kurzwahltaste für Tomasetti. Es klingelt einmal, zweimal. Ich gebe es ungern zu, aber insgeheim hoffe ich, dass er nicht dran geht. Weil ich nicht will, dass er sich Sorgen macht, rede ich mir ein, doch in Wirklichkeit will ich nicht, dass er mir auszureden versucht, da runterzugehen. Das wird er aber tun – was ja auch vernünftig ist.
    Nach dem vierten Klingeln nimmt er ab, brummt unwillig seinen Namen.
    »Die Masts sind involviert.« Ich erzähle ihm schnell von dem Auto und dem Stück Stoff. »Sie hat das Tanktop an dem Tag getragen, als sie sich geprügelt hat.«
    »Wo bist du?«
    Wegen des lauten Regens kann ich ihn kaum verstehen. »Ich bin noch auf der Farm.«
    »Ist jemand vom Sheriffbüro bei dir?«
    »Ein Deputy ist unterwegs.«
    »Du bist allein?«
    Ich will ihm die Gründe erklären, doch er schneidet mir sofort das Wort ab: »Verdammt nochmal, Kate –«
    »Tomasetti, ich habe im Schlachtschuppen einen unterirdischen Tunnel entdeckt – der perfekte Ort, um jemanden zu verstecken.«
    »Wann trifft

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