Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
Vom Netzwerk:
gehe die Verandastufen hoch und klopfe an die Tür.
    Nach einer Weile klopfe ich wieder, diesmal mit dem Handballen. Als sich immer noch nichts tut, überkommt mich absolute Frustration. Verdammt . Die Hände rechts und links um die Augen gelegt, spähe ich durchs Türfenster, aber der Eingangsbereich ist dunkel und still. Ich drehe mich um und lasse den Blick schweifen, überlege, ob sie vielleicht gerade das Vieh füttern und/oder auf dem Feld Heu bündeln. Nicht zum ersten Mal verfluche ich die Amischen, weil sie sich modernen Hilfsmitteln verweigern. Ein Telefon würde alles viel einfacher machen.
    Ich gehe zurück zum Wagen, mache die Tür auf und bleibe mit dem Griff in der Hand einen Moment unentschlossen stehen. Es wäre gut, noch vor dem Regen in Buck Creek zu sein, andererseits muss ich wissen, warum mir die Masts nichts vom Tod ihrer Tochter vor zehn Jahren erzählt haben.
    »Verdammt.« Ich knalle die Tür zu und mache mich auf den Weg zur Scheune, vorbei am Schlachtschuppen, in dem Tomasetti und ich erst vor zwei Tagen mit Perry Mast gesprochen haben. Die abgetrennten Schweineköpfe sind weg, doch die Vertiefungen im Gras sind noch zu sehen, auch die ölige Blutschmiere. Da die Tür geschlossen ist, gehe ich weiter, vorbei an einem Hühnerstall aus Hasendraht, in dem etwa ein Dutzend Hennen auf dem Boden rumpicken.
    Der Gestank nimmt zu, je näher ich der Scheune komme. Im Pferch zu meiner Rechten stecken mehrere Schweine ihre rosa Schnauze zwischen den Holzlatten durch und hoffen auf einen Snack. Ich schiebe die große Tür auf und trete ein, warte einen Moment, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Überall sind Schatten, und es riecht nach muffigen Leinensäcken und Schweinemist. Auf der Westseite tanzen Staubflocken im trüben Licht des schmutzigen Fensters.
    »Hallo?«, rufe ich. »Mr und Mrs Mast?«
    Oben auf dem Dachsparren sitzt eine gurrende Taube. Neben einem uralten Dungstreuer steht ein großer Heuwagen, dem ein Rad fehlt, an der Wand lehnt ein rostiger Handbohrer, an einem Nagel darüber hängt Ledergeschirr. Ich rieche Sattelseife. In der Ecke liegen mehrere leere Leinensäcke über den Boden verstreut, die Maiskörner drum herum heben sich leuchtend gelb von dem schmutzigen Untergrund ab.
    »Hallo? Mr Mast? Hier ist Kate Burkholder.«
    Ich gehe zu dem Fenster im hinteren Bereich und sehe hinaus. Direkt darunter befindet sich ein kleiner Pferch mit mindestens einem Dutzend Hampshire-Schweinen, einige liegen im Schatten, andere suhlen sich im Matsch. Rechts davon, auf einer relativ großen Weide, stehen dösend zwei alte Zugpferde sowie ein Wallach mit glänzendem Fell im Schatten eines Walnussbaumes, halten sich schwanzwedelnd die Fliegen vom Leib.
    Mein Blick wandert zu dem Feld hinter der Weide, in der Hoffnung, dass dort jemand Heu mäht, aber ich sehe weder Drescher noch Wagen, noch Pferde. Die Masts sind nicht zu Hause, aber ich kann nicht nach Buck Creek fahren, bevor ich mit ihnen gesprochen habe.
    »Verdammt«, stöhne ich, denn der ganze Tag ist futsch.
    Ich verlasse die Scheune und schließe die Tür hinter mir. In dem Moment fällt mein Blick auf das Gewächshaus zu meiner Rechten. Manche Amischen ziehen in solchen Glashäusern ihre Setzlinge, solange der Boden im Freien noch nicht warm genug dafür ist. Obwohl ich mir kaum Chancen ausrechne, dort jemanden zu finden, mache ich mich auf den Weg dorthin. Inzwischen habe ich auch beschlossen, hier nicht tatenlos auf die Masts zu warten, sondern zum Sheriffbüro zu fahren und dort mit jemandem zu sprechen. Wenn möglich auch mit dem Bischof, falls ich ihn ausfindig machen kann. Irgendjemand wird hoffentlich ein bisschen Licht ins Dunkel um Rebecca Masts Tod bringen können.
    Auf dem Weg zum Gewächshaus komme ich an einer Feuerstelle mit einer niedrigen Backsteinumrandung vorbei. In der Mitte steht ein Fünfzig-Gallonen-Fass mit zahllosen Schusslöchern, die zur Luftzufuhr dienen. In meiner Kindheit haben wir auch alles, was nicht kompostierbar war, in ein großes Fass geworfen und verbrannt. Und mit etwas Glück erlaubte unser Datt meinen Geschwistern und mir, Marshmallows über dem Feuer zu rösten.
    In der Ferne grollt der Donner wie ein leise knurrender Hund. Der leichte Wind dreht die silbrige Unterseite der Ahornblätter nach oben, so dass sie sich jetzt schimmernd vom schwarzen Himmel abheben. Der beißende Geruch von Asche hängt in der Luft, aber auch von etwas anderem. Und das macht mich stutzig.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher