Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
was in den Akten steht.«
»Vielleicht rückt er sie ja nun, nach Löblers Ableben, einfach raus«, grinste Kullmer, gähnte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
»Darauf lässt er sich nie ein, der kennt sich viel zu gut aus mit allem«, widersprach Hellmer.
»Aber der aktuelle Sachstand wird es uns ermöglichen, eine entsprechende Anordnung zu erwirken«, mischte Berger sich ein und notierte etwas auf seinem Notizblock. »Ich erledige das gleich nach der Besprechung.«
»Gut, ansonsten ist Schultheiß ja ein renommierter Psychiater, und wir führen ihn nicht als Verdächtigen«, konstatierte Julia, »ganz im Gegenteil zu einem meiner besonderen Lieblinge, diesem Reporterheini.«
Sie kritzelte Niels Schumanns Namen aufs Papier und vermerkte darunter außerdem:
ONLINE-SCHREIBERLING BEIM STADTMAGAZIN
GIBT VOR, INFOS PER MAILS ERHALTEN ZU HABEN
NACHWEIS ÜBER DEREN HERKUNFT NICHT ENDGÜLTIG GEKLÄRT
ERHIELT DENSELBEN FLYER WIE J. DURANT
»Bei dem kannst du gleich noch Alibi und Motiv ergänzen«, warf Hellmer ein. »Für mich gehört der ganz klar zu den Verdächtigen, mehr noch als die Markov.«
»Möglich ist vieles«, nickte Julia und ergänzte die beiden Zeilen. »Wie war noch mal sein Alibi?«
»Für Silvester recht schwammig«, erinnerte sich Hellmer nach einem kurzen Blick in seine Notizen. »Er sei auf irgendeiner Party des HR gewesen, erinnert sich jedoch an keine Gäste, die uns das bestätigen könnten. Das ist natürlich dürftig, aber wir haben nichts anderes.«
»Wir haben immerhin ein Foto auf seinem PC, das am Tatort und in der Tatnacht aufgenommen wurde.«
»Aber keinen Hinweis darauf, dass er es selbst geschossen hat.«
»Okay, solange Schreck uns da kein endgültiges Ergebnis liefert, müssen wir das offenlassen«, seufzte die Kommissarin. »Was fällt euch zum Motiv ein? Sensationsgier? Wichtigtuerei?«
»Karrieregeil ist er«, kam es sofort von Hellmer.
»Selbstverliebt auch«, nickte Julia. »Aber reicht das? Und was ist mit den Löblers?«
Es gab tatsächlich einiges, das Julia Durant an Schumann störte, aber auch hier verliefen sich die möglichen Hinweise in Sackgassen.
»Schaut mal, selbst wenn er diesen Flyer selbst erstellt hat und die Morde an Lara und Karl von Eisner inszeniert hat, hätte er zwar eine heiße Story, aber die Löblers blieben außen vor.«
»Es bleibt immer jemand außen vor, merkt ihr das?«, entfuhr es Hellmer, er sprang auf und lief erregt einige Schritte auf und ab. »Verdammt und zugenäht!«, ereiferte er sich und schlug klatschend die Faust auf seine Handfläche. »Wir rennen seit Tagen wie die aufgescheuchten Hühner von einer Leiche zur nächsten, und letzten Endes passt immer irgendetwas nicht ins Gesamtbild.«
Julia durchlief ein kurzer Schauer. Sie dachte über Hellmers Worte nach.
»Daraus ergibt sich eine weitere Hypothese«, reagierte sie dann, langsam mit dem Zeigefinger an die Oberlippe klopfend. »Was wäre denn, wenn jemand genau das erreichen möchte?«
Kullmer und Kaufmann begannen zu tuscheln, Berger legte den Kopf schief, und Hellmer blieb wie angewurzelt stehen.
»Ja, genau, so etwas ging mir schon einmal durch den Kopf«, sagte er hastig. »Viel besser als eine Zwei-Täter-Theorie und die einzige, bei der keine Leiche offenbleibt, oder?«
»Nun mal langsam«, ging Berger dazwischen, »und setzen Sie sich vor allem mal wieder hin, Sie machen mich total nervös mit Ihrem Herumtrappeln. Wir können nicht einfach einen Serienkiller hineininterpretieren, nur weil wir es nicht hinbekommen, vier Todesfälle aufzuklären«, fuhr er fort. »Einmal abgesehen von Lara Emmels könnte es sich noch immer um eine Selbstmordserie handeln, oder nicht?« Er kratzte sich am Kinn. »Die drei arbeiteten in derselben Branche, vielleicht gibt es dort ja irgendeinen Hintergrund, den wir übersehen. Jedenfalls sollten wir das bei aller Sorge um einen möglichen Serientäter nicht außer Acht lassen.«
Hellmer kehrte zu seinem Stuhl zurück und griff ein wenig eingeschnappt zu seinem Kaffeebecher, der jedoch bereits leer war.
»Natürlich geht es uns nicht in erster Linie darum, alles ganz schnell einem Serienmörder zuzuschieben«, schaltete sich Julia vermittelnd ein. »Doch es scheint bei jedem Fall ein Hintergrundgeschehen zu geben, zum Beispiel die Plazierung von Laras Leiche, dann den unbekannten Mann in Eisners Büro oder diese Anrufe bei der Polizei wegen der Löblers. Versteht ihr? Da mischt möglicherweise jemand mit, jemand, den
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