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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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unterhalten hatte, und da war er noch völlig verschlafen und in Unterhosen gewesen. War ihr unangemeldeter Besuch der Grund dafür, dass er die Wohnung so schnell verlassen hatte? Sie winkte ihm zu, aber er sah sie nicht. Er schien es wirklich eilig zu haben.
    Cathrine setzte sich in ihren Leihwagen und folgte ihm langsam. Rudi lief die Straße hinunter zu einem Parkhaus. Einen Moment lang war Cathrine unschlüssig, was sie tun sollte, wartete dann aber an der Ausfahrt. Eine echte Geduldsprobe, denn lange passierte nichts.
    Da hörte sie ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit und quietschenden Reifen die Garagenausfahrt heraufkommen. Es war ein schwarzer Volkswagen Passat mit getönten Scheiben, weshalb Cathrine nicht erkennen konnte, wer am Steuer saß. Dennoch fädelte sie sich in diskretem Abstand hinter dem schwarzen Passat ein.
    Das Gespräch mit Rudi Maier hatte sie neugierig gemacht. Sein Verhalten hatte Toms Theorie in gewisser Weise bestätigt. Im Laufe der Unterhaltung hatten sich seine Pupillen verengt, und er war blass geworden, wenn auch nicht aus Angst. Es war eher die Art Blässe gewalttätiger Männer, kurz bevor sie angreifen.
    »Kann ich Ihren Ausweis sehen?«, hatte er gefragt, worauf Cathrine ihm widerstrebend ihren Dienstausweis gezeigt hatte. »Das ist aber kein österreichischer Polizeiausweis.«
    »Nein, ein norwegischer, wir arbeiten an einem grenzüberschreitenden Fall.« Cathrine hoffte, dass ihr Bluff durchging.
    Rudi Maier rührte keinen Muskel, aber das Zusammenziehen seiner Pupillen verriet den heftigen inneren Stimmungswechsel. Das Schweigen, das dann folgte, zog ihr fast den Boden unter den Füßen weg.
    »Es handelt sich um eine Routineuntersuchung. Sind Sie Rudi Maier?«
    Der Mann nickte, sagte aber immer noch nichts.
    Wie jung er ist, dachte Cathrine verwundert, und wie selbstbeherrscht. »Sind Sie der Rudi Maier, der bei Victor Kamarov angestellt ist?«
    »Warum?« Er hatte mit einer Gegenfrage geantwortet. Dann hatte er ruhig und kontrolliert den Schwerpunkt vom rechten auf das linke Bein verlagert und sich mit nach oben gestrecktem Arm am Türrahmen abgestützt. Auf den ersten Blick eine zufällige Geste, auf den zweiten eine günstige Position, um Cathrine den Zutritt zu verweigern.
    »In dem Fall würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen …«
    Rudi unterbrach sie. »Ich möchte ja nicht unhöflich sein, Frau … Cathrine Price«, er betonte ihren Namen mit Nachdruck, »aber ich arbeite häufig bis spät in die Nacht, und Sie haben mich gerade aus dem Tiefschlaf gerissen. Kann ich Ihre Fragen später im Büro beantworten?«
    Diese Runde ging an ihn, aber zumindest hatte Cathrine die Bestätigung, dass er Rudi Maier war. »Gern, um welche Zeit?«
    »Wenn ich ausgeschlafen habe. Danach sind Sie jederzeit im Büro willkommen. Ich bin im Großen und Ganzen die ganze Zeit dort anzutreffen. Victor Kamarov ist ein strenger Arbeitgeber.«
    Rudi wollte die Tür schließen, aber Cathrine hatte bereits einen Fuß hineingesetzt. Sie wollte noch eine einfache, scheinbar unschuldige Frage loswerden. »Kennen Sie einen David Goldberg?«
    »In meinem Bekanntenkreis gibt es niemanden mit diesem Namen.« Rudi nagelte sie mit seinen eisblauen Augen fest. Seine Pupillen waren zwei schwarze Stecknadelköpfe.
    Cathrine hatte instinktiv den Fuß zurückgezogen.
    Rudi Maier hatte freundlich genickt und die Tür geschlossen.
    Cathrine wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Rudi Maiers Wagen vor der Wiener Staatsoper stehen blieb. Er sprang aus dem Auto und starrte eine Minute oder länger auf die Oper. Danach stieg er wieder ein und fuhr weiter, so langsam, als würde er etwas suchen. Cathrine musste ebenfalls vom Gas gehen, um nicht aufzufallen.
    Rudi öffnete das Handschuhfach und nahm einen Gegenstand heraus, der wie eine externe Festplatte aussah, auf dessen einer Seite aber mehrere Schalter angebracht waren. Rudi zitterte, mehr aus Wut als aus Beunruhigung, als er einen Schalter umlegte. Seine Befürchtungen bestätigten sich. Das Gerät blinkte nicht. Sein Laptop befand sich also nicht in einem Radius von einem Kilometer. Er legte den Sucher auf den Beifahrersitz und fuhr los.
    Wenn er erst den inneren und danach den äußeren Ring abfuhr, hätte er das gesamte Zentrum abgedeckt. Falls der Laptop sich dort befand, würde er ihn finden. Außerdem konnte er so erfahren, ob der Rechner bereits von der Polizei sichergestellt worden war.
    Rudi fuhr im Schneckentempo, um auch nicht das geringste

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