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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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Bankreihe zu dem Platz, auf dem Tom Hartmann sitzen würde, nahm ein dünnes Handy, ein Freisprechset und ein doppelseitiges Klebeband aus der Tasche, entfernte die Folie und befestigte Handy und Freisprechset an der Unterseite von Hartmanns Stuhl. Danach aktivierte er Bluetooth und stellte den Ton aus. Er hatte Tom instruiert, wo er das Handy finden würde, Toms wichtigste Waffe in dem Kampf, den er im Namen der Brüder Maier führen würde.
    Er schaute sich um, ob irgendjemand ihn beobachtete, aber außer Maria und Wassermann war niemand zu sehen, und die beiden waren in ihr Gespräch vertieft. Zufrieden lächelnd stand Hans auf und signalisierte Maria, dass er ihnen einen Kaffee holen wollte.
    Bei einem seiner letzten Besuche im Gebäude hatte er auf dem Weg zur Kantine eine Besenkammer entdeckt. Er schlüpfte in den kleinen Raum, löste die Abdeckplatte des Lüftungsschachts an der Decke und schob seine Hand hinein. Das flache, kleine Paket lag noch immer dort. Er nahm es an sich und stopfte es in die Innentasche seiner Anzugjacke. C-4-Plastiksprengstoff, stabil und leicht zu formen. Er pfiff vergnügt und trat aus der Besenkammer.
    Ein Bühnentechniker mit schwarzem Rollkragenpulli starrte ihn verdutzt an.
    »Immer das Gleiche!« Hans schüttelte resigniert den Kopf. »Mit meinem Orientierungssinn ist es wirklich nicht weit her. Jedes Mal erwische ich die falsche Tür.«
    Der Bühnentechniker lachte ihn mit nikotingelben Zähnen an.
    Hans nickte ihm zu und ging weiter. Verdammt, noch mehr solche brenzligen Situationen verkrafte ich nicht, dachte er. Er holte rasch den Kaffee und lief zurück in den Zuschauerraum, wo er die zwei Tassen auf den Bühnenrand stellte.
    Maria warf ihm einen dankbaren Blick zu, während sie Wassermanns Anweisungen lauschte. Er legte besonderen Wert auf die Details und war konzentriert bei der Sache.
    Hans war erleichtert, das gab ihm die nötige Arbeitsruhe. Er zog sich in den dunkleren Teil des Saales zurück, wo neben einigen Türen und an den hinteren Wänden Boxen mit Pyroeffekten montiert waren, im Grunde Rauchbomben und harmlose Knaller, die das Publikum nur etwas erschrecken sollten. Es war beabsichtigt, dass die Zuschauer sich mit Voranschreiten des Terrorstückes selbst wie Geiseln fühlen sollten. Sicherheitshalber waren Schilder und Absperrungen um die Boxen herum aufgestellt worden, damit keiner auf die Idee kam, zu dicht an sie heranzutreten. Die Boxen waren mit einfachen Clips am Boden befestigt, damit sie nach der Vorstellung schnell wieder abgebaut werden konnten.
    Er nahm zwei Boxen aus den Halterungen, setzte sich in die letzte Reihe und tauschte den ursprünglichen Inhalt gegen die Kunststoffmasse aus seiner Tasche aus. Die erste Ladung sollte lediglich eine Warnung sein, dass es jetzt ernst wurde. Hans hatte den Sprengstoff mit einem Handy gekoppelt, das er ebenfalls in die Box legte. Sobald er das Handy anwählte, würde es knallen. Die zweite Sprengladung war um einiges kräftiger, aber wenn alles nach Plan lief, würde er sie gar nicht zünden müssen. Sie sollte nur im äußersten Notfall – dem Fall, dass er flüchten musste – zum Einsatz kommen.
    Plötzlich ging das Licht im Saal an, und eine Gruppe von etwa zehn festlich gekleideten Leuten erschien, begleitet von dem laut dozierenden Opernchef. Hans erstarrte, als die Gruppe sich rasch auf ihn zu bewegte.
    »Grüß Gott, Herr Maier! Darf ich Ihnen ein paar Freunde von mir vorstellen?«
    Hans brach der kalte Schweiß aus. Eine merkwürdige Kraftlosigkeit machte sich in seinem Körper breit. Das war’s. Er hatte keine Idee, wie er dem Opernchef und seinem Hofstaat auch nur ansatzweise erklären sollte, was er hier gerade trieb. Ihm war, als würde er in Zeitlupe über eine Klippe in den Abgrund gestoßen.
    »Was zum Teufel soll das!?« Die Stimme, die durch den Saal hallte, war nicht die des Opernchefs. »Wollen Sie alles sabotieren? Wir versuchen hier oben, ernsthaft zu arbeiten! Raus mit Ihnen!«
    Es war Philip Wassermann, dessen Schimpfkanonade dem Opernchef und seinem Gefolge galt.
    »Oh«, sagte der Opernchef kleinlaut zu Wassermann. »Ich wollte meinen Freunden nur kurz den Saal vor der Vorstellung zeigen.«
    »Das ist mir scheißegal, und wenn Sie der Präsident der Vereinigten Staaten wären. Raus hier, oder ich blase die Premiere ab!«
    Der Opernchef warf Hans einen entschuldigenden Blick zu, drehte sich um und scheuchte seine Gäste durch die nächste Tür nach draußen, bevor er diese mit einem

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