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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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gesagt: ›Sie ist hübsch.‹ Danach haben Mutter und Kind minutenlang dagelegen und sich einfach nur angesehen. Dann hat sie die Augen wieder geschlossen und ist seitdem ohne Bewusstsein.« Der junge Arzt musterte Anna fürsorglich. Er war aufrichtig mitgenommen und berührt von dem Ereignis.
    »Wird sie sich je davon erholen?« Victor starrte mit leerem Blick vor sich hin. Der junge Arzt zögerte einen Moment, unsicher, wie er es am besten formulierte, ohne die beiden Männer zu sehr zu erschrecken, aber auch ohne zu große Hoffnungen zu wecken.
    »Sie befindet sich in Folge eines schweren Schädel-Hirntraumas in einem, wie wir vermuten, vegetativen Zustand, es könnte sich allerdings auch um einen sogenannten minimalen Bewusstseinszustand handeln. Sie zeigt vereinzelte reflexmäßige Zeichen von Bewusstsein, aber nur niederfrequent und inkonsistent. Die autonomen Funktionen wie Atmung und Herzrhythmus sind vorhanden, was ein gutes Zeichen ist. Es lässt sich aber noch nicht sagen, ob und wann sie das Bewusstsein wiedererlangen wird.«
    Der Arzt strich Anna über die Stirn. Er fühlte sich sichtlich unwohl als Überbringer schlechter Nachrichten und suchte nach etwas Positivem, das er den beiden Männern mitteilen konnte. »Dem Kind geht es jedenfalls gut. Sie dürfen es sich gerne anschauen.«
    Michael Steens Innerstes war in Aufruhr. Er war überzeugt, dass Victor Kamarov in irgendeiner Art schuld war am Zustand seiner Tochter. In seine Wut mischten sich zudem seine Angst, Anna zu verlieren, und seine Freude über die Enkelin. Die Kleine war hübsch. Mein Bindeglied zum ewigen Leben, dachte Steen. Dann fiel ihm ein, dass die Hälfte ihrer Gene von diesem kahlrasierten Nichtsnutz neben ihm stammten. Er krümmte sich innerlich.
    »Ich habe dir die Hölle auf Erden versprochen, wenn du nicht gut auf Anna achtgibst.« Steens Stimme war kaum hörbar.
    »Ich habe nichts damit zu tun. Anna lag vor der Treppe, als ich nach Hause kam. Sie muss gestürzt sein.«
    »Wenn Anna stirbt, werde ich meine Enkeltochter zu mir nach Stockholm holen.«
    »Das ist meine Tochter. Was du willst, interessiert mich nicht.« Victor war erstaunt über seine Antwort. Er sah das Mädchen an mit der kleinen Mütze auf dem Kopf, die es vor der Kälte der Welt schützen sollte, und stellte fest, dass dieses winzige Wesen ungeahnte Gefühle in ihm wachrief. Auf keinen Fall würde er es seinem Erzfeind Michael Steen überlassen.
    »Wenn nötig, gehe ich gerichtlich gegen dich vor.« Steen war jetzt eiskalt. »Der Dreck, den das aufwühlt, wird dir gar nicht gefallen. Der große Kamarov wird tiefe Kratzer im Lack davontragen.«
    »Du bluffst, du hast überhaupt nichts gegen mich in der Hand.«
    »Wieso bist du dir da so sicher?«
    »Weil ich ein reines Gewissen habe. Da kannst du wühlen, so viel du willst. Du wirst nur tiefer in deinem eigenen Dreck versinken.«
    Der junge Arzt mischte sich ein: »Meine Herren, ich muss Sie bitten, sich wieder zu beruhigen.« Er machte eine auffordernde Geste, das Krankenzimmer zu verlassen, und sie gehorchten. Zwei Männer, unfreiwillig miteinander verkettet durch das neue Familienglied, eine neue Generation.
    Wortlos winkte sich jeder von ihnen ein Taxi herbei, und sie fuhren in entgegengesetzten Richtungen in die Nacht hinein.
     

Bellini
    Der Oberkellner der Drei Husaren schlug die Hacken zusammen und verneigte sich mit professioneller Unterwürfigkeit, als Tom Hartmann eintrat. »Ihre Begleitung ist bereits eingetroffen, Herr Hartmann.«
    Es war ein ganz spezielles Vergnügen, auf diese Weise willkommen geheißen zu werden, auch wenn es sich nur um eingeübte Phrasen handelte. Tom fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Er hatte diesem Abend entgegengefiebert wie ein Teenager. Katja Henning. Die schönste Verabredung, die ich jemals hatte, dachte er.
    Der Oberkellner geleitete ihn zu dem Tisch, als wäre er der Engel, der Dante zu Beatrice und in den siebten Himmel führte. Sie erhob sich und lächelte ihn an. Eine bildschöne Frau, sonnenblumengelbes Kleid, vorn geknöpft, auf sonnengebräunter Haut. Sie begrüßte ihn mit einem gehauchten Kuss auf die Wange. Aqua di Parma, Iris Nobile. Tom konnte gar nicht genug bekommen von diesem Duft.
    »Mein Lebensretter.«
    »Tut mir leid, dass Sie warten mussten.«
    »Kommt immer drauf an, worauf man wartet … Die Speisekarte sieht fantastisch aus.«
    »Das ist Medinas Lieblingsrestaurant. War .«
    Zeichen von Unruhe huschten über Katjas Gesicht. Sie strich sich

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