Tödlicher Applaus
riss.
»Hilfe!«, heulte sie.
Als sie den Pullover auszog, um freizukommen, fiel ihr das Telefon aus der Hand und zersprang in vier Teile. Die Batterien rollten über den Boden.
Gott sei Dank, dachte Tom, ein Problem weniger!
»Hilfe!«, schrie sie erneut, machte einen Satz nach vorn und stolperte über die Spielzeugteile, die im Schlafzimmer verstreut lagen.
Tom handelte instinktiv. Er schlang von hinten seine Arme um sie und versuchte, ihr mit einer Hand den Mund zuzuhalten. Die Frau kreischte, biss nach seinen Händen und trat mit den Füßen nach ihm, als er versuchte, sie zu Boden zu zwingen. In einem abgelegenen Winkel seines Bewusstseins war Tom absolut klar, in was für eine Katastrophe er sich da hineinmanövrierte, aber wie sollte er der Frau erklären, dass er keine perversen Absichten hatte? Er legte sich über sie und presste sie auf das Bett.
Sie schluchzte, weinte, flehte ihn an: »Bitte, tun Sie das nicht, tun Sie das nicht!«
»Liegen Sie still! Verdammt noch mal, still liegen!« Tom war völlig fertig, verzweifelt über das, was hier gerade passierte. »Wenn Sie still liegen und sich nicht bewegen, geschieht Ihnen nichts. Verstehen Sie mich? Dann geschieht Ihnen nichts!«
Sie riss sich zusammen. Die Schluchzer verebbten, ihr Atem beruhigte sich, bis am Ende nur noch vereinzelte Hickser zu hören waren.
Tom lockerte vorsichtig den Griff. Keine Reaktion. Er sah sich um. Ein Springseil lag in seiner Reichweite. »Ich muss Sie fesseln«, sagte er.
Sie kniff die Augen zu, als könne sie ihn dadurch verschwinden lassen.
»Ich darf das Risiko nicht eingehen, dass Sie mich verraten.«
»Ich verspreche Ihnen, kein Wort zu sagen«, hauchte die Frau. »Aber tun Sie mir nichts.«
Tom schnappte sich das Seil. Sie fing wieder an zu weinen. Ein leises, verzweifeltes Wimmern, als zweifelte sie nicht daran, dass er sie töten würde. Er verdrängte das Mitgefühl, das in ihm aufstieg, und konzentrierte sich stattdessen darauf, ihr die Hände auf dem Rücken zu fesseln. Er fand sein Vorgehen extrem rational, effektiv und geschickt.
Mit einem festen Griff um die zusammengeknoteten Hände schob er die Frau vor sich her zum Kleiderschrank und zog Hemden heraus, wobei er ihre Arme keine Sekunde losließ und jede noch so kleine Bewegung ihrerseits registrierte. Dann zog er sie wieder aufs Bett und drückte sie mit dem Gesicht nach unten darauf. Als er sich rittlings auf ihren Rücken setzte, begann sie wieder zu zittern und zu schluchzen. Tom musste sich zwingen, das zu ignorieren.
Aus zwei Hemden wand er Stricke, die er rechts und links am Kopfteil des Bettes anknotete. Damit fesselte er ihre Arme ans Bett, nachdem er den Knoten des Springseils gelöst hatte. »Ich will nicht das Risiko eingehen, dass Sie die Knoten aufbekommen, bevor ich weit weg bin.«
Die Frau nickte leicht und leistete auch keinen Widerstand, als er ihre Beine mit dem Springseil zusammenschnürte.
»Ich bin unschuldig«, sagte er. »Ich habe nichts …« Er sah ein, dass das unglaubwürdig klang, und beschloss, den Mund zu halten.
Er betastete die Knoten. Gut. Sie saßen stramm, ohne das Blut abzuschnüren. Er knüllte eine Socke zu einem Ball zusammen und stopfte sie der Frau in den Mund.
Sie wand sich, würgte und spuckte sie wieder aus.
»Machen Sie es mir doch nicht unnötig schwer!«, fuhr er sie an. Die Frau war starr vor Angst.
Tom war schockiert über den bedrohlichen Ton seiner Stimme. Die Situation war völlig absurd. Er, der friedliebende, beinahe feige Mann war kaum von einem Vergewaltiger und Einbrecher zu unterscheiden. Korrektur: Er war ein Einbrecher, und gewalttätig war er auch.
Er schob ihr die Socke wieder in den Mund und knebelte sie mit einem Tuch. Als er ihr mit einem zweiten Tuch die Augen verbinden wollte, bekam sie einen hysterischen Anfall. Ihr Körper spannte sich an, sie schluchzte halb erstickt durch den Knebel und war innerhalb von Sekunden schweißgebadet.
Tom beschloss, sich nicht davon irritieren zu lassen, ging zurück ins Bad und erhaschte einen Blick von sich im Spiegel. Er sah irre aus: Die Haare standen wirr von seinem Kopf ab, und zu alledem war er immer noch nackt. Kein Wunder, dass sie Angst vor ihm hatte. Rasch rasierte er sich den Schädel, dann musste der Bart dran glauben. Die Haare sammelte er ein und stopfte sie in eine Plastiktüte. Im Schrank unter dem Waschbecken fand er eine Vielzahl von Reinigungsmitteln, deren Inhalt er großzügig über das Bad verteilte – eine starke
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