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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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Mixtur aus Salmiak und Chlor, Kachelreiniger und Scheuerpulver. Die Schaumentwicklung war enorm.
    Er lief ins Schlafzimmer und rieb die Frau mit einem Schwamm ab, um weitere Spuren zu tilgen. Dann holte er den Staubsauger, saugte Bettdecke und Boden ab, nahm den Staubsaugerbeutel heraus und stopfte ihn zusammen mit seinen alten Kleidern in die Plastiktüte zu den Haarresten. Das Staubsaugerrohr reinigte er mit Hilfe von Meister Proper. Mit dem Schwamm bearbeitete er dann noch alle Stellen, an denen er Fingerabdrücke hinterlassen haben konnte.
    Jetzt musste er zusehen, dass er Land gewann.
    Tom zog rasch die entwendeten Kleidungsstücke an. Sie passten hervorragend. Als er sein Spiegelbild sah, blieb er verdutzt stehen. Wie hatte er sich verändert! Sein Schädel war bleich und uneben, und an den trockenen Stellen der Kopfhaut hatte sich Schorf gebildet. Er sah wirklich zum Fürchten aus.
    Bevor Tom das Schlafzimmer verließ, flüsterte er der Frau zu: »Auf Wiedersehen. Es tut mir wirklich leid. Ich bitte um Verzeihung.«
    Er begab sich ins Erdgeschoss und zog die Schubladen der Kommode im Flur auf. Er hatte richtig vermutet, dort lagen drei Pässe. Karsten Ulrich war laut Pass vierzig Jahre alt und hatte die gleiche Augenfarbe wie Tom. Ohne Haare konnte Tom glatt als Ulrich durchgehen. Er steckte den Pass ein. In einem Verschlag fand er eine braune Reisetasche, in die er die Plastiktüte legte. Das sah doch unverdächtig aus: ein Mann vom Land, der einen Ausflug in die Stadt unternimmt.
    In der Einfahrt stand das Auto, und der Schlüssel steckte. Tom hatte zwar geplant, zu laufen, aber es war weitaus unauffälliger, mit dem Auto zum Bahnhof zu fahren. Jetzt bist du wirklich ein Dieb, dachte er, als er rückwärts aus der Einfahrt setzte.
    Er parkte das Auto in einer Seitenstraße und wischte sorgsam alle Teile ab, mit denen er in Berührung gekommen war. Dann legte er den Autoschlüssel auf einen der vorderen Reifen, betrat das Bahnhofsgebäude und stieg in den Regionalzug nach Lindau.
    Als er um 13.53 Uhr dort ankam, blieben ihm nur drei Minuten, ehe er in der Länderbahn den Bahnhof Richtung München verließ, wo er in den Intercity Express nach Wien umsteigen konnte. In München würde er Zeit genug haben, sich neu einzukleiden und alle Spuren des Gewalttäters aus Kressbronn zu beseitigen.
    In bocca al lupo, dachte er. Ins Maul des Wolfes. Das wünschten italienische Opernsänger einander vor dem Auftritt. Als er im Zug nach Wien saß, fühlte er sich wie auf dem Weg in ein Wolfsmaul.
     

Lochmann versus Price II
    Hauptkommissar Lochmann nickte Cathrine zu, als sie die Ankunftshalle des Wiener Flughafens betrat. Cathrine hatte ihn sich bei Weitem nicht so attraktiv vorgestellt. Er trug ein T-Shirt, das die Bauchmuskeln betonte, eine Jeans und eine halblange Lederjacke. Die schwarzen Haare waren mit Gel nach hinten gekämmt.
    »Willkommen im Mekka der Opernwelt, Kollegin«, spaßte er. Charmanter Typ, dachte Cathrine und war sogleich wachsam. Er schlägt mit der einen und tröstet mit der anderen Hand. Sie kannte diese Typen und wusste, wie sie mit ihnen umzugehen hatte.
    »Nett von Ihnen, dass Sie mir eine Polizeieskorte gewähren«, antwortete Cathrine.
    »Sollen wir die Höflichkeitsphrasen nicht überspringen und uns duzen?« Lochmanns Augen blitzten schelmisch.
    Der hat einen gefährlichen Charme. Geh ihm nicht auf den Leim.
    »Das ist weniger umständlich.« Er hielt ihr die Autotür auf, und sie nahm auf dem Beifahrersitz Platz. »Wir könnten einander eine große Hilfe sein.« Lochmann ging um das Auto herum und setzte sich hinters Steuer.
    »Ich bin überzeugt davon, dass Tom unschuldig ist.« Cathrines Stimme klang nach einer Mischung aus Überzeugung und verzweifeltem Flehen.
    »Vermutlich hast du die letzten Neuigkeiten noch nicht gehört?«
    »Ich habe gar nichts gehört.«
    »Tom Hartmann ist bei einer Familie in Kressbronn eingebrochen. Er war splitternackt und hat die Frau des Hauses ans Bett gefesselt.«
    »Mein Gott.« Cathrine verschlug es die Sprache. Das sah dem Tom, mit dem sie verheiratet gewesen war, ganz und gar nicht ähnlich. Er war immer nett und freundlich gewesen, weich, vielleicht sogar zu weich, um es in dieser Welt zu etwas zu bringen. »Gab es Spuren von …«
    »Sie haben kein Sperma gefunden. Die Frau steht nach den Geschehnissen natürlich unter Schock. Sie hat Erinnerungslücken und kann uns nicht sagen, was genau passiert ist. Aber er soll sie aufs Bett gepresst haben. Ob

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