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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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sicher, dass deine Stimme wirklich reif genug ist für die Bühne? Solltest du dir nicht noch ein bisschen Zeit gönnen?«
    »Wenn ich jetzt ablehne, kann es Jahre dauern, bis ich wieder die Chance bekomme, an der Wiener Staatsoper aufzutreten. Die Konkurrenz ist groß.«
    »Dein Vater kann später doch bestimmt etwas arrangieren?«
    »Ich will keinen Job, nur weil Papa das organisiert hat!«
    Gegen dieses Argument hatte Michael Steen ganz und gar nichts einzuwenden. »Du musst mir aber versprechen, vorsichtig zu sein, Maria.«
    »Opa, ich habe doch nur eine ganz kleine Rolle. Und außerdem scheint es der Killer nur auf die großen Stars abgesehen zu haben.«
    »Hat dein Vater denn einen guten Vertrag für dich ausgehandelt?«
    Maria zögerte, als gewahrte sie etwas. Sie mochte den Konflikt zwischen ihrem Vater und ihrem Großvater nicht und wollte sich auch nicht für eine Seite entscheiden müssen. »Du weißt ja, wie das ist. Kamarov Management schluckt einen großen Teil des Honorars. Und Papa macht auch bei mir keine Ausnahme.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, antwortete Steen. Er wollte weiterreden, bremste sich dann aber.
    Maria, die ihren Großvater gut kannte, bemerkte das für ihn ungewöhnliche Zögern. »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, nein, es ist alles in Ordnung. Ich wollte eigentlich nur wissen, wie es dir geht. Die Zeit vergeht so langsam für einen alten Mann auf einer einsamen Insel.«
    Michael Steen wurde plötzlich von Müdigkeit übermannt. Er konnte Maria da nicht mit hineinziehen. Er wusste nicht einmal, ob er überhaupt jemandem von seinen Entdeckungen berichten konnte, ohne die Zukunft seiner Enkelin zu gefährden. Es war schon schlimm genug, dass er Medina diesen Brief geschrieben hatte. Machte er bekannt, was er wusste, würde zwar Victor Kamarov fallen, Maria aber auch ihr gesamtes Erbe verlieren.
    »Kommst du zur Premiere?«
    »Erträgst du es denn, wenn ich da bin?«
    »Aber sicher. Und es gibt da jemanden, den ich dir gerne vorstellen möchte.«
    Steen spürte einen Anflug von Eifersucht. »Etwas Ernstes?«
    »Vorläufig sind wir nur gute Freunde. Er arbeitet bei Papa. Vielleicht kannst du mir ja dann einen Rat geben. Ob ich es ernst nehmen soll, meine ich. Aber jetzt muss ich los. Der Inspizient hat mich nach oben auf die Bühne zitiert.«
    Michael Steen legte auf. Er nahm den Stapel Papiere und ging zum Kamin, in dem ein Feuer brannte. Im letzten Augenblick entschied er sich aber doch anders, betrat das Schlafzimmer, schob die Unterlagen unter den Matratzenschoner und strich die Decke glatt. Dann griff er zum Telefon und wählte eine Nummer. Als abgenommen wurde, sagte er: »Stan, du musst mir etwas versprechen …«
     

Eine fantastische Chance
    Maria Steen Kamarov saß mit dem neu ernannten Casting-Berater von Kamarov Management in der Kantine der Wiener Staatsoper, als die Stimme des Inspizienten aus der Sprechanlage krächzte: »Maria Steen, bitte umgehend auf die Bühne kommen.«
    Victor Kamarovs Tochter wurde eine glänzende Karriere an der Oper prophezeit. Sie war extrem jung für eine Opernsängerin, aber ihre Stimme besaß eine Reife und Einzigartigkeit, die sie über jeden Zweifel erhaben machte. Sie selbst führte das auf ihre russischen Wurzeln zurück. Wenn sie sang, beschwor ihre Stimme Russlands Natur und Historie: Sie war licht wie ein Birkenwald im Frühling, weit wie die russische Taiga und melancholisch wie die Wolga. Dass Maria gertenschlank wie eine Balletttänzerin war, große dunkelbraune Augen und perfekte Zähne hatte, war darüber hinaus kein Unglück.
    Maria hatte eine kleine Rolle in Terror in der Oper bekommen und war glücklich darüber. Auf eigene Initiative hin hatte sie Olga Martonovas Partie einstudiert, um einspringen zu können, falls etwas Unvorhergesehenes geschah. Dass nicht wenige junge Sänger vor ihr mit dieser Strategie über Nacht berühmt geworden waren, hatte ihr Vater ihr eingeimpft. Er hatte seinen Einfluss nie eingesetzt, um ihr zu einer Rolle zu verhelfen – nicht aus mangelnder Liebe zu seiner Tochter, eher im Gegenteil.
    Noch glücklicher als über ihre Chance an der Wiener Staatsoper war Maria aber darüber, in der Nähe des Mannes sein zu können, der ihr am Kantinentisch gegenübersaß.
    »Merkwürdig, ich bin eigentlich erst nach der Pause dran.« Maria stand auf, um sich auf den Weg zu machen.
    »Warte, Maria. Lass mich erst beim Inspizienten nachfragen, worum es geht.« Der Casting-Berater von Kamarov Managements strich die

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