Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
genauer anzusehen, und entdeckte eine sanfte, rundliche Frau in den Fünfzigern.
»Gibt es denn irgendwelche Autos, die unter Lilahs Namen registriert sind?«, fragte ich.
Bailey nickte langsam. »Einen Audi«, sagte sie, und ihre Stimme klang angespannt. »Führerschein- und Zulassungsnummer stimmen aber nicht überein.«
Wenn Führerschein- und Zulassungsnummer nicht übereinstimmten, dann sollte das Thema eigentlich gegessen sein, aber Bailey starrte immer noch vor sich hin.
»Was besagt das denn schon?«, fragte ich. »Es muss doch Tausende von alten Audis geben.«
»Ja«, sagte Bailey. »Ich habe mir aber Lilahs Führerschein- und Zulassungsnummer notiert.« Sie holte ihr Notizbuch aus der Tasche, schlug eine Seite auf und reichte es mir. »Überzeug dich selbst.«
Ich las die Zahlen, die sie in ihr Notizbuch geschrieben hatte, und zog das Protokoll hervor. Dann sah ich wieder ins Notizbuch.
Führerschein- und Zulassungsnummer wichen nur in einer Stelle voneinander ab. Das konnte kein Zufall sein, der Meinung waren auch meine Nackenhaare.
»Was ist denn mit Lilahs Wagen passiert?«, fragte ich.
»Den Bericht habe ich soeben bekommen«, sagte Bailey. »Laut Zulassungsstelle hat ein Typ namens Conrad Bagram ihn gestohlen gemeldet …«
»Gestohlen?« Plötzlich saß ich kerzengerade da.
»Ja.«
»Er hat Lilah das Auto also abgekauft, und dann wurde es gestohlen?«, fragte ich.
»Er hatte es in Kommission«, antwortete Bailey. »Bagram hat eine Tankstelle mit Reparaturwerkstatt auf dem Sunset Boulevard und verkauft nebenher auch noch Autos. ›King des Sunset‹ nennt er sich.«
»Wann hat der King den Wagen denn gestohlen gemeldet?«
»Zwei Tage nachdem Alicia Morris ihren Wagen gestohlen gemeldet hat«, sagte Bailey.
»Alicia Morris möchte die Polizei also ihre Adresse und ihre Telefonnummer nicht wissen lassen«, stellte ich fest.
»Aber sie möchte sie wissen lassen, dass ihr Wagen gestohlen wurde«, ergänzte Bailey.
Ich runzelte die Stirn. »Das Auto existiert also, aber Alicia Morris nicht?«
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W ir ließen diese Einsichten eine Weile sacken.
»Die Ähnlichkeit zwischen Alicias und Lilahs Auto kann kein Zufall sein«, sagte ich. »Lass uns mal von der Hypothese ausgehen, dass Alicia Morris vielleicht Lilahs Deckname ist.« Ich hatte mich eher lustlos auf die Suche nach Alicia begeben, aber plötzlich beflügelte mich die Aussicht, dass wir Lilahs Welt betreten hatten.
Bailey sah auf die Uhr. »Halb sieben«, sagte sie. »Vermutlich zu spät, um Bagram einen Besuch abzustatten.«
Da wir offenbar eine Glückssträhne hatten, wollte ich aber nicht einfach Feierabend machen. Ich überflog den Bericht – und musste grinsen. »Scheint so, als wäre der Wagen in der Nähe des La Poubelle gestohlen worden. Alicia hat behauptet, sie habe es um die Ecke abgestellt.«
Bailey las meine Gedanken. »Nein, wie schade. Da müssen wir ja im La Poubelle ermitteln.« Im nächsten Moment zog sie vom Straßenrand weg und fuhr in Richtung Sunset Boulevard.
»Ihr Polizisten bringt uns arbeitsame Staatsanwälte immer vom rechten Pfad ab«, sagte ich.
»Du kannst ja zusehen, wie ich esse, um deinen Ruf zu wahren«, schlug Bailey vor. »Du solltest aber deine Bodyguards anrufen, damit sie auf dich aufpassen, wenn du mir beim Essen zusiehst.«
Ich zog mein Handy heraus und bat die Männer, zu dem Restaurant zu kommen.
Der Verkehr war dicht, und obwohl wir nur ein paar Meilen zu fahren hatten, waren wir erst um sieben dort.
Das La Poubelle lag in einem Block mit hippen, schrillen Läden mit viel Charakter – einschließlich vieler Charakterköpfe – und wenig modischem Schnickschnack. Ein paar Häuser weiter lag das Birds, ein Barbecue-Restaurant mit einem überdimensionierten Vogelkäfig, in dem Menschen, die betrunken genug waren, um es für eine gute Idee zu halten, tanzen konnten.
An der Bar des La Poubelle herrschte bereits reger Andrang. Die Kunden standen in drei Reihen, während die Barkeeper sich beeilten, den Bestellungen nachzukommen. Es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten und ich eine Ecke entdeckte, in der ich nicht mit Fremden Lambada tanzen musste. Wir arbeiteten uns zum Essbereich im hinteren Teil des Lokals vor. Das Restaurant versorgte vor allem späte Gäste, sodass noch ein paar Tische frei waren.
Unser Kellner schlenderte derart zwanglos herbei, dass ich gar nicht erst auf einen herkömmlichen Service zu hoffen wagte. Sein Haar war
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