Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
überholt.«
»In dem Fall hätte sie Unterhalt zahlen müssen«, stellte Bailey fest. »Darüber musste sie sich keine Gedanken mehr machen, als Zack tot war. Und wenn es eine Lebensversicherung gab, hat sie wahrscheinlich alles kassiert.«
»Könnte sein«, sagte ich wenig überzeugt. »Sollte Larry seine Taktik auf diese Annahme gegründet haben, wird mir allerdings langsam klar, warum es nicht funktioniert hat. Wenn der Angeklagte nicht zum Verbrechen passt, muss man den Fall über das Motiv angehen. Er hatte eine Angeklagte, die wie eine Porzellanpuppe aussah, und ein Verbrechen, das aussah, als hätte es der Satan auf Crack begangen. Da bestand eine gewisse Erklärungsnot, und wie es aussieht, ist Larry dem nicht gerecht geworden.«
»Das heißt aber nicht, dass Lilah es nicht getan hat.«
»Nein«, sagte ich.
Wir hatten die Berge hinter uns gelassen, und Einfamilienhäuser im Ranch-Stil überschwemmten die Landschaft am Freeway. Das San Fernando Valley war eine einzige riesige Fläche vorstädtischen Lebens. Zu meiner Rechten erschien der vertraute gelbe Doppelbogen, der meinen Magen zum Knurren brachte und mich daran erinnerte, dass ich schon eine Weile nichts mehr gegessen hatte.
»Hast du Hunger?«, fragte ich.
»Ich könnte meine eigene Hand verspeisen«, antwortete Bailey.
»Wie wär’s mit Tar Pit?«
»Perfekt«, sagte sie lächelnd. »Da waren wir schon eine Weile nicht mehr. Das wäre eine nette Abwechslung.«
30
D as gemütliche Art-déco-Restaurant mit Bar in La Brea servierte fantastisches Essen und großartige Drinks. Obwohl ich in Sachen Alkohol eigentlich Puristin war, geriet ich wie jeder, der auch nur ein bisschen tollkühn war, bei Cocktails wie Fashionista oder Warsaw Mule ins Schwärmen.
Der Kellner kam im selben Moment, als wir uns gesetzt hatten, und erkundigte sich nach unseren Getränkewünschen.
»Tu dir keinen Zwang an«, sagte Bailey. »Ich fahre ja.«
Nun, Freunde ließen Freunde nicht zusehen, wie sie sich allein betranken. Ich bestellte also einfach ein Glas Pinot Noir und Chicken à la King und nahm mir vor, Bailey meine Opferbereitschaft bei passender Gelegenheit unter die Nase zu reiben. Bailey bestellte einen Eistee und Wildschwein mit Pilzen.
»Chicken à la King?«, fragte sie ungläubig. »Seit wann isst du denn wie ein normaler Mensch?«
Die gehaltvolle Soße war die reinste Sünde. »Die letzten Tage waren ziemlich hart für mich, da brauche ich ein wenig Trost.«
»Vor mir musst du dich nicht rechtfertigen, zumal ich vielleicht zum ersten Mal seit Monaten mein Essen für mich allein behalten kann. Besser noch, ich könnte ja mal von deinem Teller mitessen.«
»Das würde ich dir nicht raten«, warnte ich sie und fuchtelte drohend mit der Gabel.
Der Kellner brachte die Getränke, und ich probierte meinen Wein. Sehr gut, schön trocken. Ich nickte zu ihrem Glas hinüber. »Erfüllt der Eistee alle deine Wünsche?«, fragte ich scheinheilig.
»Hältst du das für den rechten Moment, um mich zu provozieren?«
Was mich betraf, war immer der rechte Moment, um Bailey zu provozieren, trotzdem ging ich schnell zum zweitwichtigsten Punkt des Abends über. »Eigentlich denke ich darüber nach, wo wir mit der Suche nach Lilah beginnen sollten.«
»Ich habe schon heute Morgen damit angefangen«, erklärte Bailey.
Ich blickte sie ungläubig an. »Du wusstest bereits, dass sie ein Praktikum bei der Staatsanwaltschaft absolviert hat, und hast mir nichts davon gesagt?«
Bailey grinste. »Die Bombe wollte ich eigentlich selbst platzen lassen«, sagte sie und nippte an ihrem Eistee. »Dieser verfluchte Larry ist mir zuvorgekommen. Es stand in ihrem Lebenslauf, dass sie bei der Staatsanwaltschaft war, aber es stand nicht dabei, wo. Für dich dürfte es allerdings ein Leichtes sein, das herauszufinden.«
»Ich werde mich darum kümmern.«
»Die Kanzlei hat sie übrigens nach ihrer Verhaftung rausgeschmissen«, fuhr Bailey fort.
»Und nach dem Freispruch auch nicht wieder eingestellt, wenn ich es recht verstehe?«
»Soviel ich weiß, nicht«, antwortete Bailey. »Welch Wunder.«
Das war es natürlich nicht. Eine wichtige Kanzlei konnte sich nicht den Hauch eines Skandals leisten, ganz zu schweigen von einem Partner, der mal wegen Mordes angeklagt war – Freispruch hin oder her.
»Und wo ist sie dann abgeblieben?«, fragte ich.
»Das ist ja das Komische an der Sache«, sagte Bailey. »Dann verliert sich jede Spur.«
Wie konnte das sein? Ein Anwalt musste bei
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