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Tödlicher Champagner (German Edition)

Tödlicher Champagner (German Edition)

Titel: Tödlicher Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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überlegte Michael laut. „Er fehlt mir.“
    „Uns allen. Das Haus ist so ruhig. Aber ich …“ Charles errötete ein wenig bei der Vorstellung, er könne seine Grenzen überschreiten.
    „Sprich es aus, Charles.“
    „Ich möchte gern, dass Sie wissen, dass wir beide, Sweeney und ich, sehr glücklich sind, bei Ihnen im Dienst zu bleiben, bei Ihnen und Miss McVie. Wir waren froh, dass Mr. McVie das Haus Ihnen hinterlassenhat. Die anderen …“ Er straffte sich und fuhr fort: „Sie wären nicht würdig gewesen, Sir. Sweeney und ich, wir hatten davon gesprochen, unseren Dienst aufzukündigen, falls Mr. McVie bestimmt hätte, dass Folley einem seiner anderen Erben zufallen sollte.“ Charles faltete seine knochigen Hände. „Haben Sie vor dem Dinner noch einen Wunsch, Sir?“
    „Nein, Charles, danke.“
    Michael lehnte sich zurück und öffnete das Telegramm.
    Mutter schwer erkrankt. Ärzte ohne Hoffnung. Komm sofort nach Palm Springs. L.J. Keyser.
    Michael starrte eine volle Minute auf das Telegramm. Das war unmöglich! Seine Mutter war nie krank. Krankheit hielt sie für eine Art sozialen Fehlverhaltens. Er fühlte zuerst Unglauben, dann Schock und griff hastig nach dem Telefon.
    Als Pandora fünfzehn Minuten später an seinem Zimmer vorbeiging, sah sie, wie er Kleidung in eine Tasche warf. Sie hob eine Augenbraue, lehnte sich gegen den Türrahmen und räusperte sich. „Du verreist?“
    „Palm Springs.“ Er warf sein Rasierzeug zu den anderen Sachen.
    „Wirklich?“ Jetzt verschränkte sie die Arme. „Suchst du ein sonnigeres Klima?“
    „Es geht um meine Mutter. Ihr Mann hat mir ein Telegramm geschickt.“
    Sofort gab Pandora ihre kühle, spöttische Pose auf und kam in das Zimmer. „Ist sie krank?“
    „Das Telegramm hört sich nicht gut an.“
    „Oh, Michael, das tut mir leid. Kann ich etwas tun? Den Flughafen anrufen?“
    „Das habe ich schon getan. Meine Maschine geht in zwei Stunden. Ich muss zwar ein halbes Dutzend Mal umsteigen, aber eine bessere Verbindung habe ich nicht gefunden.“
    Sie fühlte sich hilflos und sah ihm zu, wie er den Reißverschluss zuzog. „Ich fahre dich zum Flughafen, wenn du willst.“
    „Nein. Ich dank dir aber.“ Als er sich zu ihr umdrehte, erkannte er an ihrem Gesicht, dass sie sich sorgte. „Pandora, ich werde die halbeNacht unterwegs sein, um überhaupt hinzukommen. Und dann weiß ich nicht …“ Er brach ab, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass seine Mutter ernsthaft krank sein könnte. „Ich schaffe es vielleicht nicht rechtzeitig wieder zurück – nicht innerhalb von achtundvierzig Stunden.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich möchte nicht, dass du dir darüber den Kopf zerbrichst. Ich rufe Fitzhugh an und erkläre es ihm. Vielleicht kann er etwas unternehmen. Immerhin handelt es sich um einen Notfall. Und wenn nicht, dann eben nicht.“
    Womöglich entzog er ihr mit seinem Wegbleiben Millionen von Dollar und das Heim, das sie liebte. Michael ging zu ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. Sie war so schlank. Er hatte es vergessen, wie stark eine schwache Frau sein konnte. „Es tut mir leid, Pandora. Gäbe es eine andere Möglichkeit …“
    „Michael, ich habe dir doch gesagt, dass ich das Geld nicht wollte. Und ich habe es so gemeint. Und jetzt geh, sonst versäumst du dein Flugzeug.“ Sie wartete, bis er seine Tasche aufgenommen hatte, und begleitete ihn auf den Korridor. „Ruf mich an, wenn du Gelegenheit hast, und lass mich wissen, wie es deiner Mutter geht.“
    Er nickte, stellte seine Tasche an der Treppe ab und zog Pandora heftig an sich. Sein Kuss war fest und lang und voll von kaum eingedämmtem Feuer. Dann schob er sie genauso abrupt von sich. „Bis später.“
    „Ja.“ Pandora schluckte. „Bis später.“
    Sie rührte sich nicht von der Stelle, bis die Haustür ins Schloss fiel.
    Pandora hatte viel Zeit, um über den Kuss nachzudenken, während des einsamen Dinners, während der Stunden, in denen sie an dem munteren Feuer im Salon zu lesen versuchte. In diesem einen Kuss hatte sie mehr Leidenschaft gefunden als in allen ihren sorgfältig aufgebauten Beziehungen.
    Sie fühlte sich einsam. Nach wenig mehr als einem Monat hatte sie sich so an Michaels Gesellschaft gewöhnt, dass sie darauf angewiesen war. Wann würde sie ihn wohl wiedersehen?
    Falls die Bedingungen des Testaments gebrochen wurden, gab es für sie beide keinen Grund mehr, zusammenzubleiben. Dann besaßen sie nicht einmal das Recht, auf Folley zu bleiben.

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