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Tödlicher Champagner (German Edition)

Tödlicher Champagner (German Edition)

Titel: Tödlicher Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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verbunden, und ihre Arbeit war leicht und feminin und romantisch gewesen. Das ergibt Sinn, stellte sie befriedigt fest. Jetzt, da sie an etwas Starkem, Energischem und Arrogantem arbeitete, sollte sich das Problem von selbst lösen.
    Eigentlich sollte es gar kein Problem geben. Mit zusammengebissenen Zähnen schlug sie das Blatt um und begann von vorne. Ihre Gefühle für Michael waren stets klar gewesen. Abneigung. Wenn man gegenjemanden Abneigung verspürte und von ihm angezogen wurde, ging einem das gegen den Strich.
    Es handelte sich gar nicht um wirkliche Anziehung. Es war mehr eine Art von verdrehter … Neugierde. Ja, Neugierde. Das Wort stellte Pandora völlig zufrieden. Es war nur natürlich, dass sie neugierig auf die Sexualität eines Mannes gewesen war, den sie von Kindheit an kannte. Ebenfalls natürlich war es, neugierig darauf zu sein, was Michael Donahue an sich hatte, um diese ‚Spielgefährtinnen des Monats‘, wie eine bestimmte Männerillustrierte sie nannte, anzuziehen. Sie hatte es herausgefunden: Michael besaß die Fähigkeit, einer Frau das Gefühl zu geben, ganz Frau zu sein – ganz engagiert und nur allzu willig. Das war ihr zuvor noch nie passiert, und sie suchte so etwas auch nicht. So wie Pandora es sah, war das eine Kunstfertigkeit, die Michael wie jeder geschickte Handwerker einsetzte. Sie konnte ihm daraus zwar kaum einen Vorwurf machen, dachte aber gar nicht daran, sich der Herde anzuschließen. Hätte er gewusst oder auch nur geahnt, dass sie genauso reagieren würde wie vermutlich Dutzende anderer Frauen, wäre er einen Monat lang vor Zufriedenheit strahlend herumgelaufen. Hätte er erraten, dass sie manchmal – aber nur für einen Augenblick – wünschte, er möge ihr die gleiche Aufmerksamkeit entgegenbringen wie jenem Dutzend Frauen, hätte er doppelt so lang gestrahlt. Dieses Vergnügen wollte sie ihm auf jeden Fall nicht verschaffen.
    Individualität war ein Teil von ihr. Selbst wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie nicht wie eine seiner Frauen sein wollen. Nachdem nun ihre Neugierde befriedigt war, wollten sie die nächsten fünf Monate überstehen können ohne weitere … Komplikationen.
    Dass sie Michael als menschliches Wesen einigermaßen akzeptabel und als Gefährten fast erträglich fand, sollte sich dabei nicht störend auswirken. Falls es überhaupt eine Rolle spielte, würde der Winter dadurch nur etwas schneller vorübergehen.
    Entgeistert ertappte sie sich dabei, dass sie soeben die letzten Striche an einer Skizze von Michaels Gesicht machte. Wenn auch etwas flüchtig, hatte sie doch die Arroganz um seine Augen und die Sinnlichkeit um seinen Mund gut eingefangen. Merkwürdig fand sie, dass er – so wie sie ihn gezeichnet hatte – recht intelligent wirkte. Sie riss das Blatt aus dem Skizzenblock, zerknüllte es und warf es in den Papierkorb.Ihr waren die Gedanken davongelaufen, das war alles. Pandora griff wieder nach ihrem Bleistift, legte ihn weg und holte die Skizze aus dem Korb. Trotz allem blieb ein Kunstwerk stets ein Kunstwerk, sagte sie sich, während sie Michaels Gesicht glättete.
    Michael hatte mit seiner Arbeit nicht viel Glück. Er saß an seinem Schreibtisch und tippte fünf Minuten lang wie irre. Dann starrte er fünfzehn Minuten lang ins Leere. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Wenn er arbeitete, arbeitete er gleichmäßig, routiniert und durchgehend, bis eine Szene stand.
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, griff nach einem Kugelschreiber und ließ seine Finger von einem Ende zum anderen gleiten. Was Krankheitsstatistiken auch zu beweisen trachteten, er hätte das Rauchen niemals aufgeben sollen. Deshalb war er so gereizt. Rastlos stieß er sich vom Schreibtisch ab, ging hinüber ans Fenster und starrte auf Pandoras Werkstatt hinunter. Das Gebäude wirkte heiter unter einer leichten Schneeschicht.
    Das war es, was ihn so gereizt machte.
    Pandora war nicht so, wie er es erwartet hatte. Sie war weicher, süßer. Wärmer. Es machte Spaß, mit ihr zu sprechen, ganz gleich ob sie stritt und schnippisch war und ihn an den Rand eines Wutausbruchs trieb oder ob sie entspannt und kameradschaftlich war. Mit Pandora gab es nur selten eine seichte Unterhaltung. Sie hielt Michaels Verstand beschäftigt, und wenn es nur darum ging, ihre nächste Bissigkeit abzuwehren.
    Es fiel ihm nicht leicht, zuzugeben, dass er ihre Gesellschaft genoss, aber ihre gemeinsamen Wochen auf Folley waren wirklich schnell vergangen. Nein, es fiel ihm nicht leicht, das

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