Tödlicher Champagner (German Edition)
wieder zurückziehen?
„Pandora, niemand hat mir jemals etwas geschenkt, das mir mehr bedeutet hätte.“
Die Falte über seiner Nasenwurzel verschwand, als ihr Lächeln aufblühte. Die alberne Freude, die sie empfand, war schwer zu verbergen. „Wirklich?“
Er streckte ihr die Hand entgegen. „Wirklich.“ Michael blickte wieder auf die Zeichnung und lächelte. „Das ist ganz er.“
„So habe ich ihn in Erinnerung.“ Sie verschlang ihre Finger mit seinen. Pandora konnte sich einreden, dass Jolley und nur er sie beide verband. Und sie konnte es beinahe glauben. „Ich dachte, du könntest dich vielleicht auch, so wie ich ihn eingefangen habe, an ihn erinnern. Der Rahmen ist ein wenig protzig.“
„Und passend.“ Michael betrachtete ihn etwas genauer, den matten Glanz und die tief eingeritzten Girlanden und Linien. Man hätte den Rahmen in ein Antiquitätengeschäft stellen und als Erbstück ausgeben können. „Ich wusste gar nicht, dass du so etwas machst.“
„Ab und zu. Die Boutique, für die ich arbeite, hat ein paar Rahmen ausgestellt.“
„Passt gar nicht in die Kategorie Armbänder und Halsketten“, sagte er nachdenklich.
„Ach nein?“ Sie hob das Kinn. „Ich hatte überlegt, ob ich dir ein breites goldenes Halsband mit Strasssteinen machen soll, nur um dich zu är gern.“
„Ich hätte mich geärgert.“
„Dann vielleicht im nächsten Jahr. Ich werde eine ganze Kollektion für dich entwerfen. Oder vielleicht mache ich ein Halsband für Bruno.“ Sie sah sich um. „Wo steckt er denn?“
„Wahrscheinlich hinter dem Baum und kaut an den Geschenken. Während seines kurzen Aufenthalts in der Garage hat er ein Paar Golfschuhe aufgefressen.“
„Dem werden wir einen Riegel vorschieben“, erklärte Pandora und machte sich auf die Suche.
„Weißt du, Pandora, ich hatte keine Ahnung, dass du so zeichnen kannst.“ Michael betrachtete noch einmal das Bild. „Warum malst du nicht?“
„Warum schreibst du nicht den großen amerikanischen Roman?“
„Weil mir das, was ich tue, Freude macht.“
„Genau.“ Da sie hinter dem Baum keine Spur des Welpen fand, suchte Pandora unter den Möbeln. „Obwohl zahlreiche Maler … Michael!“
Er stellte sein unberührtes Champagnerglas wieder weg und lief zu dem Diwan, neben dem sie kniete. „Was ist?“, fragte er. Dann sah er es selbst. Mit geschlossenen Augen und flach und schwer atmend, lag der Welpe halb unter dem Diwan. Als Pandora ihn berührte, winselte Bruno und versuchte aufzustehen.
„Michael, er ist krank! Wir müssen ihn zu einem Tierarzt bringen.“
„Wir wären nicht vor Mitternacht in der Stadt. Am Weihnachtsabend finden wir um Mitternacht keinen Tierarzt.“ Michael legte sachte seine Hand an Brunos Bauch und hörte ihn stöhnen. „Vielleicht bekomme ich jemanden ans Telefon.“
„Meinst du, er hat etwas gefressen?“
„Sweeney hat sein Futter wie eine Mutter überwacht.“ Aufs Stichwort zuckte Bruno zusammen, krümmte und streckte sich und übergab sich. Von der Anstrengung erschöpft, legte er sich auf die Seite und döste auf der Stelle unruhig ein. „Etwas, das er getrunken hat“, murmelte Michael.
Pandora streichelte den Hund zärtlich und beruhigend. „Von diesen paar Tropfen Champagner kann ihm nicht schlecht geworden sein.“ Weil der Hund schon schlief und wieder normal atmete, entspannte sie sich ein wenig. „Charles wird sich nicht freuen, dass Bruno auf den Teppich gebrochen hat. Vielleicht sollte ich …“ Sie stockte, als Michael sie am Arm packte.
„Wie viel Champagner hast du getrunken?“
„Ich habe nur genippt. Warum bist …“ Sie stockte wieder undstarrte ihn groß an. „Der Champagner! Meinst du, dass damit etwas nicht stimmt?“
„Ich bin ein Idiot, dass ich bei einem anonymen Geschenk nicht misstrauisch wurde!“ Er hielt ihr Kinn fest. „Nur genippt? Bist du sicher? Wie fühlst du dich?“
Pandora bekam eine Gänsehaut, blieb aber ganz ruhig. „Es geht mir gut. Sieh mal, mein Glas ist noch ganz voll. Glaubst du, der Champagner ist vergiftet?“
„Wir werden es herausfinden.“
Sie schüttelte den Kopf. „Aber, Michael, die Flasche war verschlossen. Wie hätte man etwas hineinmischen sollen?“
„In der ersten Saison von ‚Logan‘ habe ich einen solchen Trick ausgearbeitet.“ Er erinnerte sich daran, wie er seine Theorie getestet hatte, indem er Lebensmittelfarbe in eine Flasche Dom Perignon injizierte. „Der Killer vergiftete Champagner, indem er Zyankali mit einer
Weitere Kostenlose Bücher