Tödlicher Champagner (German Edition)
sah sich ihrerseits um. „Dafür scheinst du das auszugleichen. Chi-Chi?“, fragte sie und griff nach einer Schachtel mit einer rosa Schleife.
„Eine Meeresbiologin“, antwortete Michael vergnügt.
„Faszinierend. Und Madge ist vermutlich Bibliothekarin.“
„Wirtschaftsanwältin“, korrigierte er sanft.
„Hmm. Also, wer immer das geschickt hat, ist vermutlich sehr schüchtern.“ Sie griff nach einer Magnumflasche Champagner mit einem glitzernden roten Band. Auf der Karte stand: ‚Schöne Feiertage, Michael‘, sonst nichts.
Michael betrachtete anerkennend das Etikett. „Manche Leute möchten nicht mit ihrer Großzügigkeit protzen.“
„Wie ist das mit dir?“ Sie legte den Kopf schief. „Immerhin ist es eine Flasche Magnum. Teilst du sie?“
„Mit wem?“
„Ich dachte mir schon, dass du gierig bist.“ Sie griff nach einem Päckchen mit ihrem Namen. „Als Rache esse ich diese Schachtel mit importierten Pralinen ganz allein auf.“
Michael betrachtete das Päckchen. „Woher weißt du, dass es Pralinen sind?“
Sie lächelte. „Henri schenkt mir immer Pralinen.“
„Importierte?“
„Schweizer.“
Michael streckte die Hand aus. „Zu gleichen Teilen.“
Pandora war einverstanden. „Ich kühle den Champagner ein.“
Stunden später funkelten die Sterne über der verschneiten Landschaft, im Kamin prasselte ein Feuer, und Pandora entzündete die Kerzen. Genau wie Michael vermisste sie keine der hektischen, lauten Partys, die in New York stattfanden. Sie war, wo sie sein wollte. Innerhalb weniger Wochen hatte Pandora erkannt, dass sie gar nicht so sehr an dem Tempo der Stadt hing, wie sie immer angenommen hatte. Folley war ihr Zuhause. War das nicht immer schon so gewesen? Nein, sie dachte nicht mehr daran, im Frühling nach Manhattan zurückzukehren. Aber wie würde es sein, auf Folley allein zu leben?
Michael würde kaum bleiben. Sie ärgerte sich darüber, dass es ihrtatsächlich leid tat, trat an den Kamin und stocherte gedankenverloren in der Glut herum.
Als hinter ihr ein Tumult losbrach, drehte sie sich ungläubig um. Ein kleiner weißer Hund mit übergroßen Pfoten tappte in den Raum, rutschte und schlitterte über den kostbaren Aubusson-Teppich und knallte unsanft gegen den Tisch. Wie verrückt bellend, überkugelte er sich zweimal, kam auf die Beine, dann stürzte er sich auf Pandora, sprang an ihr mit heraushängender Zunge hoch. Begeistert ging Pandora in die Hocke. Der Welpe sprang auf ihren Schoß und leckte ihr Gesicht.
„Wo kommst du denn her?“ Lachend wehrte sich Pandora, so gut sie konnte, und fand eine Karte an der roten Schleife um den Hals des Welpen.
MEIN NAME IST BRUNO. ICH BIN EIN GEMEINGEFÄHRLICHER, HÄSSLICHER HUND UND SUCHE EIN FRAUCHEN, DAS ICH VERTEIDIGEN KANN.
„Bruno?“ Noch immer lachend kraulte Pandora seine unbeschreiblich langen Ohren. „Wie gemeingefährlich bist du denn?“, fragte sie, als er ihr Kinn leckte.
„Er greift mit Vorliebe unzufriedene Verwandte an“, verkündete Michael, während er einen Servierwagen mit einem Sektkübel hereinrollte. „Und er ist auf alle dressiert, die Anzüge von Brooks Brothers tragen.“
„Und echt italienische Luxusschuhe.“
„Das kommt als Nächstes an die Reihe.“
Tief bewegt wandte sie sich wieder dem Welpen zu. „Er ist eigentlich gar nicht hässlich“, murmelte sie.
„Sie haben mir versprochen, dass er es noch wird.“
„Sie?“ Pandora drückte ihr Gesicht in das Fell des Hundes. „Wo hast du ihn her?“
„Tierheim.“ Michael entfernte die Goldfolie von der Champagnerflasche. „Als wir letzte Woche in die Stadt zum Einkaufen fuhren und ich dich im Supermarkt allein gelassen habe.“
„Und ich dachte, du hättest dir irgendwo Pornomagazine gekauft.“
„Mein Ruf eilt mir voraus“, sagte er halb zu sich selbst. „Jedenfallsbin ich ins Tierheim gefahren und zwischen den Zwingern durchgegangen. Bruno hat einen anderen Hund in den … also, in eine empfindliche Körpergegend gebissen, um als Erster ans Gitter zu kommen. Dann hat er mich absolut ohne jede Würde angegrinst. Da wusste ich, dass er derjenige ist, welcher.“
Der Korken schoss mit einem Knall aus der Flasche, und Champagner tropfte auf den Fußboden. Bruno krabbelte aus Pandoras Schoß und leckte gierig die Tropfen auf. „Seine Manieren lassen vielleicht etwas zu wünschen übrig“, stellte Pandora fest. „Aber sein Geschmack ist erstklassig.“ Sie stand auf und wartete, bis Michael zwei Gläser gefüllt
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