Toedlicher Hinterhalt
sie ihm eigentlich mitteilen wollte, und brachte auch nichts mehr heraus.
Denn er stand kurz davor, sie zu küssen.
Und, oh Mann, sie sah es bereits kommen, wurde ausgiebig vorgewarnt, indem er sich ganz langsam auf sie zu bewegte. Als seine Lippen nur noch einen Hauch von ihren entfernt waren, hielt er kurz inne.
»Jetzt weiß ich, dass ich vollkommen verrückt bin«, flüsterte er.
Und dann küsste er sie, wobei er zum Schluss mit seinem Mund dermaßen leicht und zärtlich über ihren fuhr, dass es leicht kitzelte. Als er erneut ansetzte, berührte er sie immer noch sanft, teilte dieses Mal jedoch ihre Lippen mit seiner Zunge, kostete sie und ergriff auf süßeste Weise von ihrem Mund Besitz.
Kelly schmolz förmlich dahin. Das war der Kuss, an den sie sich mehr als gut erinnerte. Er wollte sich von ihr lösen, doch sie küsste ihn noch einmal, wollte mehr. Jahrelang hatte sie darauf gewartet.
Plötzlich klopfte es an der Tür, und sie schwang auf. Joe stand im Rahmen. Ihm konnte unmöglich entgangen sein, wie Kelly schuldbewusst aufsprang und von Tom wegrückte.
Sie brachte es nicht über sich, einen der beiden Männer anzusehen.
»Entschuldigung.« Joe räusperte sich. Es war ihm ebenso peinlich wie ihr. »Wie lautet das Urteil?«
Auch Tom hüstelte. »Mir geht’s gut.«
»Ich habe Kelly gefragt.«
»Tom wird sich im Krankenhaus untersuchen lassen«, sagte Kelly so energisch sie konnte. »Aber erst morgen früh. Ich werde ihn nach Boston fahren, damit ein CT gemacht wird.«
»Gut.« Joe schaute zwischen Tom und Kelly hin und her. »Gut.« Er machte die Tür wieder zu. »Ich bringe Charles zurück ins Haus.«
Kelly sprang auf und stürzte zur Tür. »Oh«, rief sie, »nein, ich mach das schon. Ich wollte eh … gerade gehen.«
Aber Joe war schon verschwunden und sie wieder mit Tom allein im Zimmer.
»Also, lass uns einfach morgen früh nach Boston fahren«, schlug sie vor und versuchte dabei weiterhin, möglichst unbefangen zu klingen, doch sie konnte Tom noch immer nicht in die Augen sehen. »Aber erst, wenn sich der Berufsverkehr gelegt hat. So gegen neun Uhr dreißig?«
»Klar«, entgegnete er. »Danke.«
Sie wandte sich zum Gehen um.
»Kelly.«
»Entschuldige dich bitte nicht wieder«, meinte sie. »Wag es ja nicht. Das war …« Gott, nun sag’s schon. Wie sollte er jemals erfahren, was sie für ihn empfand, wenn sie nicht den Mund aufmachte und es endlich sagte? Sie drehte sich wieder zu ihm um und schaute ihm in die Augen. »Das war unglaublich. Und ich freue mich schon auf einen Nachschlag. Vielleicht morgen Abend nach unserem Essen?«
Also damit hatte sie ihn erneut überrascht, so viel stand fest. Es schien, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. Kelly gab sich größte Mühe, innerlich nicht tausend Tode zu sterben. Gut möglich, dass er es nicht unglaublich fand, sie zu küssen. Gut möglich, dass er es nur getan hatte, um ihr etwas zu beweisen, um ihr klarzumachen, dass er nicht langweilig war. Gut möglich, dass er gar nicht die Absicht hatte, sie jemals wieder zu küssen.
Während sie ihn ansah, rieb Tom sich die Stirn und drückte mit den Fingern gegen seine Nasenwurzel. »Dann gehe ich mal stark davon aus, du hast kein Problem damit, dass ich verrückt bin, was?«
Darüber musste Kelly lachen, auch wenn sie nicht so recht sagen konnte, was schlimmer war – der Gedanke, dass Tom sich den Kaufmann nur einbildete, oder die Vorstellung, dass sich wirklich ein Terrorist in Baldwin’s Bridge aufhielt. »Du hattest schon in der Highschool den Ruf, ein bisschen verrückt zu sein. Abgesehen davon zählen die Begleiterscheinungen einer Kopfverletzung klinisch gesehen nicht zum Verrücktsein.«
Er schaute zu ihr hoch. »Ich hoffe, du hast nicht alles von dem geglaubt, was in der Highschool über mich erzählt wurde.«
»Nur die guten Sachen natürlich.«
Tom lächelte. »Gott, gab es da überhaupt gute Sachen?«
Oh ja … Wobei ihre Mutter wahrscheinlich nicht mit ihrer Definition von gut einverstanden gewesen wäre. Kelly öffnete die Tür. »Ich sehe dich dann morgen früh. Solltest du aber doch schon heute Nacht ins Krankenhaus wollen, dann ruf einfach an. Wenn du mich brauchst, bin ich in einer Minute hier.«
»Kelly.« Abermals hielt er sie auf, zu gehen. »Alles, was ich dir erzählt habe – über den Kaufmann und so. Du musst das –«
»Ich werde niemandem davon erzählen«, versicherte sie ihm. »Das weißt du.«
Er nickte. »Ich musste das einfach noch mal
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