Toedlicher Hinterhalt
weißt du noch?«, fragte er leise.
Kelly nickte. Oh ja!
»Dann vertrau mir auch, dass ich dazu in der Lage bin, die U-Bahn zum Bahnhof zu nehmen. Vertrau mir, dass ich es nach Baldwin’s Bridge schaffe. Ich sehe dich dann dort. Glaub mir, um nichts in der Welt möchte ich es verpassen, heute Abend mit dir essen zu gehen.«
Wieder küsste er sie, doch diesmal nur kurz. Gerade lange genug, um ihre Lippen zum Kribbeln und ihren Puls zum Rasen zu bringen.
Dann ging er winkend durch die Drehtür nach draußen.
Kelly sah zu, wie er zu der überirdischen U-Bahn-Station lief, die in der Mitte der Straße lag.
Obwohl viele Menschen auf dem Bahnsteig standen, stach er heraus, so besonders und prachtvoll wirkte er in seiner Uniform.
Tom Paoletti …
Heute Abend.
Oh mein Gott!
Als David von der Arbeit nach Hause kam, saß Mallory Paoletti auf der Holztreppe, die zu seiner Wohnung hinaufführte.
Während er aus dem Auto stieg, klappte sie ihr Buch zu und stand auf. »Hey, ich dachte, deine Schicht wäre um halb elf zu Ende.«
Vermutlich wegen der Hitze trug sie heute tief sitzende Shorts kombiniert mit ihrem Markenzeichen, einem schwarzen Tanktop, und in ihrem Bauchnabel glitzerte ein roter Stein statt wie sonst ein blauer. Ebenso wie ihre langen, blassen Beine sah das Piercing zusammen mit den Shorts gut aus. Sehr gut sogar.
»Hey, Nightshade.« Er schulterte seinen Rucksack und begann, die Treppe hinaufzusteigen. »Mein Chef hat mich gebeten, noch die halbe Mittagsschicht mitzumachen. Wie spät ist es denn?«
»Es ist nach eins. Du musst geschafft sein.«
Saß sie etwa schon seit zehn Uhr dreißig hier?
Der Gedanke war absurd. Das konnte nicht sein.
Und doch lag da auf den Stufen ein Haufen Kaugummipapier – Kaugummi stellte zurzeit ihren Ersatz für Zigaretten dar – neben nicht einer, sondern ganzen zwei Dosen Limo und einem leeren Kaffeebecher.
David war bis gerade eben noch total kaputt gewesen. Als er vor seinem Wohnhaus ankam, hatte er nur noch in sein Bett kriechen und den ganzen Nachmittag über schlafen wollen. Doch nun besaß er auf einmal neue Energie und fühlte sich einfach großartig. Mallory hatte stundenlang hier gesessen und auf ihn gewartet.
»Mir geht’s ganz gut«, teilte er ihr mit. »Ich bin fast gar nicht müde.«
Da sie eine Sonnenbrille trug, konnte er ihre Augen nicht sehen, als sie ihn anschaute. »Du machst Witze, oder? Du warst mit Sicherheit nicht vor halb zwei im Bett. Und du hast gesagt, dass du um halb fünf bei der Arbeit sein müssest. Das heißt, du hattest weniger als drei Stunden Schlaf –«
»Mir geht’s prima.« Er schloss seine Wohnungstür auf. »Komm doch rein. Hast du schon zu Mittag gegessen? Wann musst du wieder bei der Arbeit sein?«
»Ich hab heute frei.« Sie hob ihre Sachen auf, folgte ihm nach drinnen und schloss die Tür hinter sich. »Ich muss erst morgen Mittag wieder arbeiten.«
Wie schade. Bis dahin musste David so ziemlich ohne Pause durcharbeiten. Bereits in ein paar Stunden würde er wieder zum Hotel fahren, um ab sechs Uhr bei einer Abendveranstaltung auszuhelfen. Dafür bekam er natürlich Überstunden bezahlt, was eigentlich gut war, doch welche Bedeutung hatte Geld, wenn Mallory Paoletti in seiner Wohnung stand und ihm sagte, sie habe die nächsten vierundzwanzig Stunden frei.
»Ich hatte quasi ein flüssiges Mittagessen«, erwiderte sie und schlenderte auf seinen PC zu. Sie bewegte die Maus und holte den Computer damit aus dem Ruhezustand. Als er ansprang, ertönten einige Piepstöne sowie eine kurze, laute Melodie, was Mallory zurückschrecken ließ. »Oh Gott, was hab ich ge-
macht?«
David stellte seinen Rucksack auf dem Tisch nahe der Tür im Küchenbereich seiner Wohnung ab. »Alles okay.« Er durchquerte den Raum und drehte die Lautsprecher leiser. »Ich habe ihn so konfiguriert, dass er direkt online geht und meine E-Mails abruft.«
»Ist das eine Webcam?«, fragte sie und zeigte vorsichtig darauf. Ganz offensichtlich hatte sie Angst, noch irgendetwas anzufassen. »Ziemlich abartig, David Sullivan. Was machst du damit, tanzt du nackt und filmst es fürs Internet?«
»Oh Gott, nein! Ich benutze sie, um Ren Shimoda, meinem früheren Partner in Kalifornien, Zeug zu zeigen – Artwork«, erklärte er schnell. »Wenn ich an einer Graphic Novel zeichne, ist das Papier zu groß, um es einzuscannen und …«
Mallory lachte ihn aus. »Ganz ruhig, ich hab nur Spaß gemacht. Ich dachte mir schon, dass es um so was in der Art geht. Du
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