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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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irgendwann danach das Gesicht verändern hat lassen.«
    Sie bewegte sich wieder in sein Blickfeld und sah nun nicht mehr den Bildschirm, sondern ihn an. Aus nächster Nähe schimmerten ihre Augen verboten blau. »Du nimmst es an?«
    »Ich an seiner Stelle hätte es machen lassen.« Er versuchte, nicht verzweifelt zu klingen. »Kannst du mir einen Riesengefallen tun und bitte einen Morgenmantel anziehen?«
    Sie schaute ihn mit einem Gesichtsausdruck an, der wohl unschuldig wirken sollte, mit großen Augen – doch das war er überhaupt nicht. Sie genoss es, ihn zu quälen. »Meinst du den, auf dem du sitzt?«
    Tom stand auf, und als sie etwas vom Stuhl zog, das einem Bademantel ähnelte, segelte Unterwäsche auf den Fußboden.
    Natürlich …
    Schlimm genug, dass er davon umgeben war, wenn er ohne sie in diesem Zimmer saß. Aber in ihrer Gegenwart … Es war, als würde man herausfinden, dass Johanna Spyris’ Romanfigur Heidi heimlich für Victoria’s Secret modelte. Und man erhielte eine Einladung zu einem Fotoshooting.
    »Ups«, sagte sie. »Das sind die sauberen Sachen.«
    Sie warf sich den Morgenmantel über – falls man ein Kleidungsstück, das aus sehr dünnem Baumwollstoff bestand und nur bis zur Mitte des Oberschenkels ging, überhaupt als solchen bezeichnen konnte –, warf ihr Kleid auf das Bett, sammelte die »sauberen Sachen« ein und stopfte sie in die oberste Schublade ihrer Kommode. »Du hast nicht zufällig irgendwo den Gürtel gesehen, oder?«
    Lieber Gott, es gab keinen Gürtel zu diesem sogenannten Morgenmantel. »Nein, aber ich wette, wenn du Mrs Lerner einen Grubenhelm und achtundvierzig Stunden Zeit gibst, könnte sie ihn finden.«
    Kelly lachte. » So schlimm ist es hier drin nun auch wieder nicht.«
    »Bewahrst du eigentlich irgendetwas in deinem Schrank auf? Ich meine, wozu hat man den denn?«
    »Zu Hause bin ich sehr ordentlich – in meiner Wohnung in Boston.« Sie wühlte sich durch den Stapel Kleidung auf einem Stuhl neben ihrem Bett. »Ich glaube, ich weigere mich nur, meine Sachen einzuräumen, weil ich mir damit eingestehen würde, dass ich wieder hier wohne. Mit der Krankheit meines Vaters klarzukommen, ist schon schwer genug, da muss ich mir nicht auch noch mein eigenes Scheitern vor Augen halten.«
    Sie fand den Gürtel – danke, lieber Gott –, fädelte ihn durch die Schlaufen des Morgenmantels und band ihn dann fest zu.
    »Dein eigenes Scheitern?«, fragte er.
    »Ich passe«, meinte sie. »Das Thema ist zu erbärmlich – und ich habe zu gute Laune. Und sie wurde noch besser, als ich nach Hause kam und meinen Vater zusammen mit Joe auf der Veranda habe sitzen sehen. Sie haben den ganzen Tag miteinander verbracht haben, ohne dass einer von ihnen zusätzlichen Sauerstoff brauchte, wusstest du das?«
    Tom ließ sie das Thema wechseln. Er hatte selbst genügend Probleme, über die er momentan nicht reden wollte. Die Tatsache, dass bei seinem CT keine Auffälligkeiten zu sehen gewesen waren und es für seinen Zustand keine offensichtliche, einfache Erklärung gab, rangierte ebenfalls ganz weit oben auf der Liste der Themen, die er lieber vermied.
    »Ja, sie haben den frühen Nachmittag wieder damit verbracht, das Hotel für mich zu überwachen. Ich habe ihnen zwar mitgeteilt, dass sie womöglich nur ihre Zeit verschwenden, aber es ist ihnen egal. Sie sitzen im Hotel, spielen Schach und halten nach verdächtig aussehenden Männern Ausschau.« Tom lachte. »Das ist eine ziemlich ungenaue Anweisung, aber für sie geht das in Ordnung. Ich glaube, es gibt ihnen einen Vorwand, Zeit miteinander verbringen zu können. Außerdem habe ich ihnen gesagt, dass sie mir nicht helfen dürfen, wenn sie sich streiten. Also lassen sie es. Zumindest, solange ich dabei bin.«
    »Das ist lieb von dir«, entgegnete Kelly. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin, dass du hier bist.«
    In ihren Augen lag so viel Wärme, und ihr Morgenmantel war viel zu kurz. Tom versuchte, nicht auf ihre Beine zu stieren.
    So viel zum Thema Probleme und Scheitern. Er versagte gerade auf ganzer Linie.
    Er musste aus diesem Zimmer, und zwar schnell. Ehe er sie noch einmal küsste. Später, wenn sie beide vollständig bekleidet unten saßen, wäre das in Ordnung. Aber im Moment …
    »Erzähl mir mehr von diesem Kaufmann.« Noch bevor er aufstehen und auf die Tür zustürzen konnte, schob Kelly sich ihm in den Weg und lenkte die Unterhaltung blitzschnell in eine andere Richtung. »Hast du noch andere Fotos?

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