Toedlicher Hinterhalt
Whu-huh-ich-wurde-gerade-flachgelegt-Ausdruck im Gesicht.«
Darüber musste er lachen. »Kein Mensch wird dir das ansehen können.«
»Ach nein?« Sie schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Du siehst genauso aus. Solltest du jetzt nach unten gehen, werden Joe und mein Vater es sofort erraten. Und wenn du nicht aufpasst, finden wir uns beide mitten in einer Zwangsheirat wieder.«
»So altmodisch ist dein Vater nicht.«
»Er nicht, aber Joe.« Sie zögerte, eine Hand auf dem Türknauf. »Im Kühlschrank steht chinesisches Essen. Wenn du Hunger bekommst, brauchst du es dir nur in der Mikrowelle warm zu machen.«
»Hey, krieg ich keinen Abschiedskuss von dir?«
Sie lachte. »Machst du Witze? Ich trau mir selbst nicht, wenn ich nur anderthalb Meter von dir entfernt bin. Aber ich geb dir später gern einen Begrüßungskuss.«
»Na gut.«
»Ich muss mich wirklich beeilen.« Doch sie rührte sich noch immer nicht. »Danke für den besten Tag, an den ich mich erinnern kann, vielleicht sogar aller Zeiten.«
»Danke dafür, dass …« Du du bist. Oh Mann, wann hatte er sich denn in eine kitschige Grußkarte verwandelt?
»Gott«, entfuhr es ihr, »ich kann es nicht glauben, dass ich Tom Paoletti endlich ins Bett gekriegt habe und mich jetzt ins Auto setze, um wegzufahren.« Als sie die Tür hinter sich schloss, hörte er ihr Lachen.
Sie war tatsächlich gegangen.
Tom lehnte sich zurück und atmete den im Zimmer verbliebenen Hauch ihres Parfums ein. Auch er musste lachen. Da waren sie also schon zu zweit. Auch er konnte nicht fassen, dass er in Kellys Bett lag, fand es heftig, was er fühlte, wenn sie ihn anlächelte. Kaum zu glauben, dass auch sie ihn so sehnsüchtig begehrt hatte und dass sie nun endlich miteinander geschlafen hatten.
Er stand auf und ging auf den Balkon, um zuzusehen, wie sie in ihr Auto stieg. Sie schaute nicht nach oben, blickte nicht zurück, sondern fuhr einfach weg.
Er war sich nicht sicher, ob ihm das auch gelingen würde, wenn er in ein paar Wochen gehen müsste.
Mallory versuchte, ihr Wohnzimmer durch Davids Augen zu betrachten.
Schäbiges Sofa. Schäbiger Fernsehsessel. Schäbiger, fleckiger Teppichboden. Ein kleiner Raum mit nur einem Fenster – das von einer angerosteten, weiß-türkisen Markise überschattet wurde, die das Zimmer noch dunkler und hässlicher aussehen ließ, als es sein musste.
An den Wänden hingen billige Bilder, aus der Zeit, als Angela in dem Hotel nahe des Highway 128 in Beverly gearbeitet hatte. Als die Besitzer pleitegegangen waren, hatte ihre Mutter – brillanterweise – statt ihres letzten Gehaltschecks diese sechs Ölgemälde angenommen.
David starrte auf das Stillleben an der Wand hinter der Couch, wobei er sorgsam darauf achtete, keine Miene zu verziehen. Mal wusste, was er sah, war erstaunlich mies gestaltete Kunst in einem protzigen, goldfarben angestrichenen Rahmen im Barockstil. Aber für sie hatte es noch eine ganz andere Bedeutung. Es erinnerte sie tagtäglich an die Dummheit ihrer Mutter.
Warum zum Teufel hatte sie David bloß hergebracht? Was stimmte denn nur nicht mit ihr?
Sie hatten in Davids Wohnung gesessen und sich die Fotos angeschaut. Die meisten waren extrem gut geworden. Und obwohl es sich komisch anfühlte, sich selbst im Bikini zu sehen, fand sie doch, dass sie hübsch auf den Bildern aussah. Sie hatte es geschafft, so zu wirken, wie diese Nightshade-Figur sein sollte – stark, mutig und unbesiegbar.
Die Belichtung ließ auf einigen der Aufnahmen allerdings tatsächlich zu wünschen übrig. Die Kussfotos waren komplett überbelichtet. War ja klar. Sie würden die Küsse noch einmal fotografieren müssen. Hatte sie ein Glück.
Das von David zubereitete Sandwich schmeckte köstlich und während sie es aß, hatte sie ihn über das Zeichnen von Graphic Novels ausgefragt. Arbeiteten alle Comiczeichner so – machten sie Fotos?
David erklärte ihr, dass jeder seine eigene Methode besaß. Es gab kein richtig oder falsch – obwohl manche Leute fanden, solche Aufnahmen zu machen, sei geschummelt. Aber es war ja nicht so, als würde David sie abpausen. Er benutzte sie nur, um sich vor Augen zu führen, wie sich der menschliche Körper bewegte.
Er hatte ihr gezeigt, welches Foto er vermutlich am häufigsten verwenden würde. Er wollte es direkt über seinen Zeichentisch hängen. Und sie hatte ihm das Kompliment gemacht, dass sie viel besser seien, als alle, die sie je geschossen habe.
Typisch David, war er natürlich direkt
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