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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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Vanessa-Williams-Doppelgängerin, tat aber so, als wollte er sie nicht in der Nähe haben.
    Hah!
    Wenn es nach Mr Stiefel-und-Ketten ginge, würden sie noch in dieser Nacht miteinander im Bett landen. Aber Vanessa war nicht von gestern. Sie steckte die Nase in ihr Buch und vermied jeglichen Augenkontakt mit Mr Stiefel. Offenbar besaß sie genauso viel Grips wie Schönheit.
    Und sie war schön. Charles hatte ein bisschen mit ihr geflirtet, bevor er in die Stille seines Zimmers geflüchtet war. Die Frau hieß Alyssa, was sogar noch hübscher klang als Vanessa. Sie hatte ihn angelächelt und ein wenig zurückgeschäkert. Hinter der Fassade des Drill Sergeants verbarg sich ein richtig süßes Ding.
    Charles kletterte in sein Bett – ein Kunststück, das in einem Altersheim sicher als olympische Disziplin durchgegangen wäre. Nachdem er eine Neun Komma neun hingelegt hatte, brauchte er einen tiefen Zug aus der Sauerstoffflasche neben seinem Bett und dachte daran, dass er wohl keine glatte Zehn mehr bekommen würde, denn selbst nach fast sechzig Jahren hätten ihn die deutschen Richter wahrscheinlich immer noch auf dem Kieker.
    Er hatte ihnen weiß Gott genügend Gründe geliefert, ihn zu hassen – und diese Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Hass und Angst ergaben eine üble Kombination und sorgten dafür, dass einem der wirklich ekelhafte kalte Schweiß ausbrach. Und gerade die Ashtons vermieden es nach Möglichkeit, zu stinken.
    Zumal Charles bereits fast das komplette Jahr 1944 müffelnd verbringen musste. Er erinnerte sich daran, wie er in jener unangenehm warmen Sommernacht am Bahnhof im Dunkeln gestanden hatte und sicher gewesen war, dass die Deutschen ihn vielleicht zwar nicht zu sehen vermochten, ihn jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit riechen konnten.
    Jede Faser seines Körpers war in Alarmbereitschaft, als er dort Schmiere stand, lauschte und Ausschau hielt, ob sich Deutsche näherten, während Henri und Luc Un Sprengladungen an den Bahngleisen anbrachten.
    Sein Herz hämmerte buchstäblich in seiner Brust. Und dass er Cybele von seiner Position aus nicht sehen konnte, machte ihn fast wahnsinnig. Er hätte darauf bestehen sollen, dass sie zurückblieb. Er hätte von Anfang an freiwillig anbieten sollen, mitzugehen.
    Er hätte mit ihr schlafen sollen, als sie zu ihm gekommen war.
    Dann passierte es. Charles wusste nicht, was schiefgelaufen war. Er wusste nur, dass er eben noch den nahen Wald mit den Augen nach Deutschen abgesucht hatte, im nächsten Moment aber schon mit dem Gesicht auf dem Boden lag und Dreck ausspuckte. Ihm klingelten die Ohren von einer donnernden Explosion. Die Hitze und die Flammen versengten ihm den Handrü-
cken.
    Cybele!
    Schnell versuchte er, aufzustehen, schlug aber gleich wieder hart auf dem Boden auf. Verdammt, er hatte sich irgendwie den Knöchel verdreht – vielleicht sogar gebrochen. Gott stehe ihm bei! Und zu allem Überfluss handelte es sich um dasselbe verfluchte Bein, auf dem er wochenlang herumgehumpelt war.
    Er hatte höllische Schmerzen, konnte jedoch nur die Zähne zusammenbeißen und zu der Stelle kriechen, an der er Cybele zuletzt gesehen hatte.
    Dort lag sie, und sie lebte. Gott sei Dank! Doch im Licht der Flammen, die um den brennenden Güterwaggon herum züngelten, erkannte er, dass sie bewusstlos war. Blut rann aus ihrem Ohr.
    Er musste sie von hier wegbringen. In der Ferne waren bereits rüde Rufe auf Deutsch und das Bellen von Hunden zu hören. Beides klang erstaunlich ähnlich, aber gleichsam furchterre-
gend.
    Unter beständigem Fluchen, das ihm gegen die Schmerzen half, stemmte er sich auf die Füße und hob Cybele hoch.
    Da kam Joe aus dem Rauch gerannt. Und Charles konnte ihm vom Gesicht ablesen, dass er das Schlimmste befürchtete.
    »Sie lebt«, teilte er dem anderen Mann mit.
    Joe schloss kurz die Augen. »Gott sei Dank.« Er atmete tief ein und schaute hinter sich durch den Rauch auf die Flammen. »Bring sie in Sicherheit«, wies er Charles an. »Henri hat es erwischt. Ich gehe zurück, um Luc zu holen.«
    Selbst aus dieser Entfernung spürte Charles die Hitze. »Das kann er unmöglich überlebt haben. Warum willst du dein eigenes Leben riskieren, um –«
    »Wenn er nicht tot ist, hat er schwere Verbrennungen und wird vermutlich sterben. Aber wenn die Deutschen ihn finden …« Mit entschlossener Miene prüfte Joe, ob seine Waffe geladen war. »Ein Mann kann nur ein bestimmtes Maß an Schmerz ertragen, und es gibt zu viele Geheimnisse, die er

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