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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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Baseballcap. Der Großteil seines Gesichts war somit verborgen, doch das, was sie sehen konnte, wirkte müde, so als hätte er schlecht geschlafen oder als würden ihn die Kopfschmerzen immer noch plagen, die er am Vorabend erwähnt hatte. Doch er roch großartig, nach Sonnencreme, Kaffee und frischer Wäsche. Sie widerstand dem Drang, die Nase an den Ärmel seines sauberen, eng anliegenden und somit seine Muskeln betonenden T-Shirts zu drücken und tief einzuatmen.
    »Lies das mal.« Kelly wühlte in ihrer Handtasche nach den Kopien, die sie in der Bibliothek von den Mikrofiche-Dateien gemacht hatte. »Das stammt aus der Baldwin’s Bridge Trum-
pet .«
    Er lachte. »Wir denken ähnlich. Ich wollte auch gleich in die Bibliothek.«
    »Ich war mehr als zwei Stunden dort, und das ist alles, was ich finden konnte«, berichtete sie ihm. »Aber vielleicht hast du ja mehr Glück.«
    »8. Mai 1946«, las er, nachdem sie ihm die Kopien gegeben hatte. »Da war der Krieg schon seit fast einem Jahr zu Ende.«
    »Ja. Das war ziemlich genau ein Jahr nach dem offiziellen Kriegsende. Die Stadt hat an dem Tag eine besondere Statue enthüllt. Diese hier«, erklärte sie und blickte erneut zu dem Denkmal hinauf. »Es wurde von Mrs Harper Baldwin in Auftrag gegeben und bezahlt – zur Erinnerung an einen Sohn und einen Neffen, die beide im Krieg ums Leben gekommen waren. Laut diesem Artikel hier hatte sie aber noch zwei S ö hne. Beide haben in der Fünfundfünfzigsten gedient und überlebt, was zumindest zu einem Teil Joe zu verdanken ist, der die Division vor einem geplanten Angriff warnte. Also ließ Mrs Baldwin den Künstler die Statue nach einem Foto von Joe anfertigen, hat aber seine – ich zitiere – höchst bescheidene Bitte respektiert, nicht namentlich verewigt zu werden.«
    Kelly sah zu, wie Tom still die drei kopierten Seiten mit Zeitungsartikeln überflog und die Bilder betrachtete. Auf einem von ihnen stand Joe steif und mit einem Ausdruck des Unbehagens im Gesicht neben Mrs Harper Baldwin, um sie herum eine Ansammlung schick angezogener Leute aus der Stadt. Dann gab es eins mit Joe in seiner Uniform, er wirkte unglaublich jung darauf. 1946, nach dem Krieg, war er zweiundzwanzig, und als er in Frankreich das erste Mal abgeschossen wurde, gerade einmal achtzehn Jahre alt gewesen. Achtzehn!
    »In dem zweiten Artikel wird kurz der Vorfall geschildert, bei dem Joe die Division rettete«, berichtete sie Tom. »Es steht nicht viel mehr darin, als das, was Dad uns gestern erzählt hat. Aber wohlgemerkt wird erwähnt, dass Joe …« Sie trat näher zu Tom, um über seine Schulter blicken zu können, und ihr Arm streifte seinen, als sie auf die betreffende Textstelle deutete. »Da steht es. ›Joseph Paoletti ist momentan bei der Familie Ashton in Baldwin’s Bridge als Hausverwalter angestellt. Er lernte Charles Ashton, einen Offizier der Fünfundfünfzigsten, kennen, als dieser im Juni 1944 in Frankreich verwundet wurde. Paoletti half, den verletzten Offizier vor den Nazis zu verstecken, da sich die Kampflinie nach einem Gegenangriff der Deutschen viel weiter nach Westen verschoben hatte und Lieutenant Ashton auf feindlichem Gebiet festsaß‹.«
    Sie schaute zu Tom auf. »Mein Vater war auch dort. Hinter der Angriffslinie der Deutschen. Wusstest du das?«
    Er blickte sie mit hochgezogenen Augenbrauen über die Ränder seiner Sonnenbrille hinweg an, sodass sie lachen musste. »Dumme Frage«, meinte sie. »Als ob einer der stummen Zwillinge dir davon erzählt hätte. Entschuldige bitte.«
    Während sie ihn weiter beobachtete, schaute Tom von dem verschwommenen Foto von Joe in der Zeitung – von einem jungen, aber dennoch so ernst wirkenden Joe – hinauf zu der grimmig dreinblickenden Statue.
    »Es ist Joe, definitiv«, stimmte Kelly ihm nun verspätet zu und betrachtete ebenfalls das Denkmal. »Er hat diesen Paoletti-Blick.«
    Tom lachte. »Du meinst, diesen verschlagenen Blick?«
    Sie wandte sich ihm zu. »Gott, nein! Du hast keinen –«
    »Whow«, machte er. »Ganz ruhig! Ich hab nur Spaß gemacht.«
    Kelly stand dicht genug vor ihm, um seine Augen hinter der Sonnenbrille erkennen zu können. »Nein, hast du nicht. Es mag Leute in dieser Stadt gegeben haben, die dich nicht mochten oder dir nicht getraut haben, Tom«, sagte sie scharf, »aber zu denen habe ich nie gehört.«
    Er schenkte ihr das für ihn typische schiefe Lächeln. »Ja«, entgegnete er dann. »Ich weiß … und wusste es auch schon immer zu

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