Tödlicher Irrtum
Ereignisse durchzugehen.
Sie hatten bereits Tee getrunken, nicht wahr?«
»Ja, wir nahmen unseren Tee, wie gewöhnlich, um fünf Uhr im Esszimmer. Wir waren alle dort – mit Ausnahme von Mr und Mrs Durrant, die in ihrem eigenen Wohnzimmer Tee tranken.«
»Ich war damals noch hilfloser als jetzt, denn ich war gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden«, warf Philip ein.
»Ich verstehe.« Huish wandte sich wieder an Leo. »Sie waren also alle im Esszimmer – würden Sie mir die Betreffenden bitte nennen?«
»Meine Frau und ich, meine Tochter Hester, Miss Smith und Miss Lindstrom.«
»Was geschah dann?«
»Nach dem Tee ging ich mit Miss Smith hinauf in dieses Zimmer, um die Arbeit an meinem Buch über die Volkswirtschaft des Mittelalters fortzusetzen. Meine Frau begab sich in ihr Wohnzimmer, das ihr gleichzeitig als Büro diente. Dort beschäftigte sie sich mit den Plänen für einen Kinderspielplatz, den sie der hiesigen Gemeinde stiften wollte.«
»Haben Sie gehört, dass Clark kam?«
»Nein, aber wir beide hörten die Haustürklingel, ohne zu wissen, wer geläutet hatte.«
»Fragten Sie sich nicht, wer es sein könnte, Mr Jackson?«
Leo sah ihn leicht belustigt an.
»Ich habe mir darüber nicht weiter den Kopf zerbrochen, Superintendent. Meine Gedanken waren im fünfzehnten Jahrhundert – nicht im zwanzigsten. Meine Frau, Hester, Miss Lindstrom und eine Putzfrau waren unten, und niemand erwartete, dass ich die Tür öffnen würde.«
»Und dann?«
»Nichts Besonderes. Viel später erschien meine Frau in der Bibliothek.«
»Wieviel später?«
Leo runzelte die Stirn. »Ich kann mich wirklich nicht mehr genau erinnern – etwa eine halbe Stunde, bestimmt nicht mehr als eine drei viertel Stunde später.«
»Ich glaube, Mrs Jackson ist zwanzig Minuten vor sieben in die Bibliothek gekommen«, stellte Gwenda fest. »Wir sind kurz nach halb sechs vom Tisch aufgestanden.«
»Was sagte Mrs Jackson?« fragte Huish.
Leo seufzte. »Muss ich es wirklich wiederholen? Sie berichtete, dass Clark bei ihr gewesen sei und Geld verlangt habe. Er sei heftig und erregt gewesen und habe behauptet, ins Gefängnis zu kommen, falls er das Geld nicht zur Verfügung hätte. Meine Frau weigerte sich, ihm auch nur einen Penny zu geben, aber sie war verstört und machte sich große Sorgen; sie wollte von mir wissen, ob sie richtig gehandelt habe.«
»Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Mr Jackson? Warum hat Ihre Frau Sie nicht gerufen, als Clark da war und Geld forderte – warum erzählte sie Ihnen erst hinterher davon? Erschien Ihnen das nicht merkwürdig?«
»Nein, durchaus nicht.«
»Mir wäre es nur natürlich erschienen, dass sie Sie vorher fragte. Sie hatten sich nicht mit Ihrer Frau gestritten?«
»Nein, bestimmt nicht. Meine Frau war daran gewöhnt, praktische Entscheidungen selbst zu treffen. Wir hatten uns über Clark und seine Probleme kurz zuvor sehr ernsthaft unterhalten, da wir bereits mehrmals größere Geldsummen aufwenden mussten, um ihn vor den Folgen seiner Handlungen zu bewahren. Dabei waren wir zu dem Entschluss gekommen, dass Clark von jetzt an selbst die Verantwortung für seine Taten übernehmen müsse.«
»Trotzdem war sie verstört?«
»Ja, sehr verstört. Ich glaube, dass sie ihm wohl doch noch einmal geholfen hätte, wenn er sich nicht so verletzend und herausfordernd benommen hätte.«
»Clark war bereits fort, als Ihre Frau zu Ihnen kam, nicht wahr?«
»Ja.«
»Woher wussten Sie das?«
»Von meiner Frau. Sie sagte, Clark habe das Haus fluchend verlassen; im Gehen habe er ihr den dringenden Rat gegeben, das Geld für ihn bereitzuhalten, und hinzugefügt, dass er bald wiederkommen werde.«
»Eine sehr wichtige Frage, Mr Jackson: Waren Sie beunruhigt bei dem Gedanken, dass Clark wiederkommen würde?«
»Durchaus nicht. Wir waren an Clarks Auftritte gewöhnt.«
»Sie fürchteten nicht, dass er zurückkommen und Ihre Frau angreifen würde?«
»Nein, wie ich Ihnen schon damals sagte – ich war wie vor den Kopf geschlagen.«
»Und mit Recht, denn wie sich jetzt herausgestellt hat, kann er es nicht getan haben. Können Sie sich noch genau daran erinnern, wann Ihre Frau die Bibliothek verließ?«
»Ja, kurz vor sieben – etwa sieben Minuten vor sieben.«
Der Superintendent wandte sich jetzt Gwenda Smith zu.
»Können Sie das bestätigen?«
»Ja.«
»Verlief die Unterhaltung wie geschildert? Können Sie etwas hinzufügen? Hat Mr Jackson etwas vergessen?«
»Ich habe nur einen
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