Toedlicher Irrtum
Desert Haven herzubringen. Das sind die Bestattergehilfen, die bei Rita Bennetts Beerdigung dabei waren.«
»Klingt vernünftig«, sagte Grissom nickend. »Falls Black die Leichen ausgetauscht hat, könnte einer von ihnen etwas gesehen haben. Das soll keine Kritik sein, Jim, aber wir hätten sie schon viel früher befragen sollen.«
Brass seufzte. »Ja, ich weiß, und das hätten wir auch, hätte Black uns nicht ständig in die Irre geführt, sodass wir dauernd damit beschäftigt waren, seine Lügen aufzudecken.«
»Sagen Sie mir Bescheid, wenn die Bestattergehilfen hier sind. Ich möchte mir die Befragungen ansehen.«
»Mach ich.«
Der Erste, der von einem Streifenbeamten hereingeführt wurde, war Mark Grunick. Der Mann trug einen konservativen Anzug, dessen Farbe an Gewitterwolken erinnerte. Sein kurzes Haar war über der Stirn völlig verschwunden und seine Ohren standen ein wenig ab.
In dem Beobachtungsraum, der an das Vernehmungszimmer grenzte, beobachtete Grissom das Verhör aufmerksam lauschend.
Im Vernehmungszimmer standen neben einem Tisch, auf dem ein Kassettenrekorder bereitlag, nur zwei Stühle. Auf einem davon hatte Grunick Platz genommen. Der Mann hatte eine passive Haltung, die vielleicht von dem Fatalismus genährt wurde, den sein Beruf mit sich brachte.
Brass, der Grunick gegenüber auf dem anderen Stuhl saß, drückte die Aufnahmetaste. »Bitte nennen Sie Ihren Namen.«
»Mark Patrick Grunick.« Der junge Mann starrte Brass ungerührt, wenngleich ein wenig verdrossen an. »Ich würde gern wissen, warum ich hier bin.«
Brass umriss die Lage in sehr groben Zügen, was ihr aber kaum den Schrecken nehmen konnte. Der Bestattergehilfe zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern.
»Glaube ich nicht«, sagte Grunick.
»Was glauben Sie nicht?«, fragte Brass.
»Dass da irgendwer ausgetauscht worden ist. Eine Verwechslung, vielleicht, und das ist schon eine ziemlich wilde Vorstellung. Aber ein absichtlicher Austausch? Das ist kein Horrorfilm, sondern ein Bestattungsinstitut.«
Brass legte den Kopf schief. »Mr Grunick, ich war dabei, als der Sarg exhumiert wurde. Und die Frau in dem Sarg war nicht Rita Bennett, sondern eine junge Frau namens Kathy Dean.«
»Schön, wenn Sie es sagen – aber ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte. Jimmy und ich haben den Sarg vor der Zeremonie selbst geschlossen.«
Brass’ Lächeln wirkte beinahe geduldig, doch das war es nicht. »Wie wäre es, wenn Sie noch einmal genau nachdenken und mir mehr Details liefern? Erheblich mehr.«
Grunick seufzte, das erste Anzeichen dafür, dass der junge Mann zu einer emotionellen Reaktion im Stande war; dann starrte er die Decke an, als suche er dort nach Antworten.
Endlich sagte er: »Wir haben die Trauerfeier abgewartet, den Sarg geholt und in den Leichenwagen geladen, sind zum Friedhof gefahren, haben die Beerdigung abgehalten und den Sarg begraben. Ende.«
Brass kniff die Augen zusammen. »Sie waren in jeder Sekunde bei dem Sarg?«
»Ja. Darum ist es ja auch unmöglich.«
Brass warf ein Foto von Kathy Dean im Sarg direkt vor dem jungen Mann auf den Tisch. »Es ist nicht unmöglich. Es ist passiert. Ich frage Sie noch einmal, und denken Sie scharf nach. Waren … Sie … in … jeder … Sekunde … bei … dem … Sarg?«
Der Mann zog die Brauen zusammen, als er endlich wirklich nachdachte. Dann erbleichte er. »Warten Sie, einen Moment mal … Tut mir Leid. Es tut mir wirklich Leid.«
»Was?«
Plötzlich kam Leben in den jungen Mann und seine Miene. »Jetzt weiß ich, wie es passiert ist … Verstehen Sie, in den meisten Fällen sind die Sargträger heutzutage nur Formsache. Wir sind diejenigen, die die Arbeit erledigen, und die ist immer gleich: Mr Black setzt den Leichenwagen rückwärts vor die Tür, Jimmy und ich laden den Sarg ein. Aber bei dieser Beerdigung, bei Rita Bennett, war das ein bisschen anders.«
»Was genau ist passiert, Mark?«
»Naja, Mr Black und Jimmy haben sich über irgendwas unterhalten. Ich bin vorgegangen, und die beiden haben den Handwagen mit dem Sarg durch den Korridor zum Hinterausgang geschoben. Jedenfalls haben sie geredet, und ich konnte nicht verstehen, worüber. Es war mir auch egal, aber plötzlich hat Jimmy kehrtgemacht und ist zurück in die Kapelle. Als wir an der Tür waren, hat Black mir gesagt, er würde bei dem Sarg bleiben, und ich solle den Leichenwagen holen.«
»Also war Black mit dem Sarg allein?«
»Klar, und das bedeutet, er war auch allein mit der
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