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Toedlicher Irrtum

Toedlicher Irrtum

Titel: Toedlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
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dazu.«
    Die Schwester nickte weise. »Ach so. Sie sind bestimmt wegen Vivian hier.«
    »Richtig«, sagte Warrick.
    Sie lächelten einander zu, und Vega – der offenbar keinerlei romantische Ader besaß – sagte: »Können wir uns irgendwo unterhalten?«
    »Hören Sie«, sagte sie, und ihre Augen suchten an Warrick vorbei nach denen von Vega. »Ich habe kein Problem damit, Fragen über Vivian zu beantworten, aber ich fürchte, das ist kein guter Zeitpunkt. Ich bin um diese Zeit die einzige Schwester in diesem Flügel.«
    »Wenn Sie gerufen werden«, sagte Warrick, »dann warten wir solange auf Sie.«
    »Naja …« Sie lächelte, zuckte mit den Schultern und konzentrierte sich nur auf Warrick. »Also gut.«
    Sie führte die Ermittler in einen kleinen Pausenraum, in dem gerade genug Platz war für drei runde Tische, einen Küchentresen, einen Kühlschrank und die vier anwesenden Personen.
    »Nehmen Sie sich einen Kaffee«, lud die Schwester sie ein. »Im Kühlschrank sind auch Wasser und Soda.«
    Kenisha holte sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. »Man muss immer genug Wasser trinken«, predigte sie.
    Sie nahmen an einem der Tische Platz.
    »Was soll ich Ihnen über Vivian erzählen?«, fragte die Schwester.
    »Zuerst sollten Sie wissen«, sagte der Detective, »dass Vivian ermordet wurde.«
    Kenisha Jones zuckte mit den Schultern. »Und?«
    Warrick und Catherine blickten einander mit hochgezogenen Brauen an. Vega starrte die Frau nur an, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Das scheint sie nicht besonders zu überraschen«, stellte Catherine fest.
    »Ich habe mir schon so was gedacht.«
    Die Frau hatte gewusst, dass sie gekommen waren, um über Vivian zu sprechen, und da die Kriminalisten und Vega schon gestern hier gewesen waren, um sich die Tote anzusehen, schien diese Schlussfolgerung durchaus logisch zu sein. Aber von einem Mord auszugehen …?
    »Sie haben es sich gedacht?«, hakte Vega nach.
    »Klingt das kaltherzig?«
    »Ein bisschen«, meinte Warrick.
    »Das wollte ich nicht. Aber in diesem Flügel finden die wenigsten Dinge ein glückliches Ende, nicht wahr? Die Leute kommen hierher, um schmerzfrei zu sterben.«
    »Zugegeben«, sagte Warrick, »aber mit Mord haben Sie hier nicht jeden Tag zu tun.«
    »Nein, das stimmt. Aber wenn eine gesunde Frau plötzlich einen Herzanfall hat und stirbt, kann einen das auf solche Gedanken bringen. Mit Mrs Elliot war verdammt noch mal alles in Ordnung – zum Teufel, sie war in besserer Verfassung als ich. Und stirbt einfach so? Das habe ich nie geglaubt. Und ich glaube es immer noch nicht. Und da Sie sagen, sie wurde ermordet, glauben Sie es offenbar auch nicht.«
    Catherine beobachtete Warrick, als die junge Frau ihm mit ihrer schlagfertigen Art ein Lächeln entlockte. Mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken erregte sie seine Aufmerksamkeit.
    Warrick reagierte sofort. »Sie haben Recht, Ms Jones«, sagte er. »Wir ermitteln in dieser Sache. Und darum brauchen wir Ihre Hilfe. Sie hatten Dienst, als sie gestorben ist?«
    »Ja«, sagte Kenisha und nickte mehrfach bekräftigend. »Ich habe nach ihr gesehen. Dann bin ich den Korridor hinuntergegangen, um bei Mrs Jackson reinzuschauen. Vivian ging es gut, als ich sie verlassen habe. Und dann, zehn Minuten später … verdammt. Ihr Herz ist stehen geblieben. Auf einmal.«
    Catherine und Vega hielten sich zurück und überließen es Warrick, mit der jungen Frau zu sprechen, die sich in seiner Gegenwart offenbar wohler fühlte als in der der anderen beiden.
    »Was haben Sie dann getan, Ms Jones?«
    »›Kenisha‹. Wie ist noch Ihr Name?«
    »Warrick.«
    »Warrick. Die ganze verdammte Truppe war da. Mannschaft und Ersatzspieler – Doktor Whiting und ich und die zwei aus dem anderen Flügel, Schwester Sandy Cayman und Doktor Miller.«
    Vega warf einen Blick auf seine Notizen und fragte: »Doktor Miller?«
    »Ja.«
    Warrick nahm den Faden wieder auf. »Gut, Kenisha. Was ist dann passiert?«
    »Naja, also ich war zuerst bei ihr. Nur … da war sie schon gestorben, das arme Ding. Obwohl ›armes Ding‹ nicht so ganz stimmt. Warrick, die Frau war stinkreich. Und sie hätte nicht sterben dürfen. Alle lebenswichtigen Funktionen waren zehn Minuten vorher noch völlig in Ordnung. Sie war eine der ganz wenigen, wissen Sie?«
    »Der wenigen?«
    »Der wenigen, die eine Zukunft hatten. Der wenigen, die hier rausspazieren sollten, um richtig zu leben. Keine Gehhilfe, kein Rollstuhl – alles ganz aus eigener Kraft. Wir genießen so

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