Tödlicher Mittsommer
Unternehmen betrieb.
Sie verließ die Website der Registerbehörde und loggte sich in die Datenbank der Auskunftszentrale für Finanzangelegenheiten ein, kurz UC . Auch hier hatte ihre Bank einen Abonnements-Zugang. In dieser Datenbank waren Angaben zur Liquidität und sonstigen finanzrelevanten Merkmalen verzeichnet. Die UC speicherte alles über jeden, egal, ob Unternehmen oder Privatperson. Es war eine sehr nützliche Quelle, um sich ein Bild von der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens zu machen. Vor jemandem, der einen Zugang zu den Datenbanken der UC hatte, konnte man nur sehr wenig verbergen.
Laut UC ging es dem Unternehmen Fahlén und Co. offenbar recht gut. Es gab weder Vermerke über Zahlungsrückstände, noch hatte die Firma Steuerschulden. Die Kreditwürdigkeit des Unternehmens wurde sogar im oberen Bereich eingestuft, da die Liquidität hoch war und die Schuldenlast gering. Das Unternehmen war wirtschaftlich anscheinend sehr gesund.
Als Nora alles Material beisammen hatte, einen ziemlich dicken Blätterstapel, legte sie ihn in eine blaue Mappe und verstaute diese in ihrer Tasche. Dann schaltete sie den Rechner aus und ging zu den Fahrstühlen.
Höchste Zeit, zum Strandvägen zu gehen, wenn sie die nächste Fähre zurück nach Sandhamn noch erreichen wollte.
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Kapitel 55
Die Cinderella war wie üblich voller Leute, die auf die Schären wollten. Aber da es eine Abendfähre war, mit der vor allem Pendler und späte Besucher reisten, war es kein Problem für Nora, einen Tisch in einer abgelegenen Ecke zu finden, wo sie ihre Papiere ausbreiten konnte.
Sie holte die blaue Mappe heraus und begann die Geschäftsergebnisse, die Fahlén & Co in den letzten zehn Jahren erzielt hatte, genau zu studieren.
Als Justiziarin einer Bank war sie es gewohnt, Jahresabschlüsse und Bilanzen zu lesen, und außerdem hatte sie schon immer einen Sinn für Zahlen gehabt. Sie hatte auch ihren guten alten Taschenrechner dabei, den sie immer benutzte, wenn sie Zahlenmaterial überprüfen musste.
Nora beschloss, als Erstes die Gewinnentwicklung der letzten fünf Jahre unter die Lupe zu nehmen. Danach würde sie sich die Kostenseite ansehen, um sich ein Bild von den Gewinnmargen des Unternehmens zu machen.
Seit Langem wusste sie, dass die Gewinnmargen im Gastgewerbe nicht gerade hoch waren. Das galt vermutlich auch für die Zulieferer.
Schnell und methodisch errechnete sie die Prozentsätze für jedes einzelne Jahr. Flink tippten ihre Finger die Ziffernreihen in den kleinen Apparat, und ihr Notizblock füllte sich mit Summen und Kalkulationen.
Nach einer knappen Stunde war es höchste Zeit für eine Belohnung, deshalb ging sie in die Cafeteria, um sich ein kaltes Bier zu kaufen. Sie nickte einigen Bekannten aus Sandhamn zu und plauderte ein paar Minuten mit dem jungen Mann an der Kasse. Auch er konnte es nicht lassen, die Sandhamnsmorde zu kommentieren.
Das Thema war immer noch in aller Munde.
Zurück an ihrem Platz, setzte sie ihre Analyse fort. Langsam zeichnete sich ein Muster ab, und je mehr Zahlen Nora in ihren Taschenrechner eingab, desto deutlicher trat es hervor.
Das hier musste sie Thomas erzählen.
Sie griff zu ihrem Handy und rief ihn an.
Er meldete sich schon nach dem ersten Klingeln.
»Thomas.« Kurz und knapp, aber nicht unfreundlich.
»Nora. Ich glaube, ich habe etwas sehr Interessantes gefunden, das Fahléns Firma betrifft. Du musst dir das ansehen, so schnell du kannst.«
»Wo bist du?«
»Auf der Cinderella, unterwegs zurück nach Sandhamn. Wir legen ungefähr in einer halben Stunde an. Was machst du heute Abend?«
»Ich hatte eigentlich vor, in der Stadt zu bleiben«, erwiderte er zögernd. »Andererseits wäre es natürlich schön, aus dieser stickigen Hitze herauszukommen.«
»Ich lade dich zum Essen im Seglerrestaurant ein, wenn du kommst. Ins Bistro«, lockte Nora.
Sie hatte mehr mit ihm zu besprechen als nur Philip Fahléns Geschäfte. Sie wollte ihm unbedingt von ihrem Treffen mit Rutger Sandelin erzählen. Es war ihr wichtig, die Meinung eines Mannes zu der ganzen Sache zu hören, bevor sie mit Henrik in den Ring stieg.
»Du solltest dir dieses Material wirklich ansehen. Ich kann es dir nicht am Telefon erklären, dafür ist es viel zu kompliziert«, fügte sie hinzu.
Thomas lachte leise am anderen Ende.
»Meinetwegen. Aber ich komme erst mit der letzten Fähre, vorher schaffe ich es nicht. Die geht um halb acht von Stavsnäs, glaube ich. Das wird ein spätes
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