Tödlicher Mittsommer
Blutergüsse auf.«
»Irgendeine Idee, was das sein könnte?«, sagte Margit und sah Thomas fragend an.
Er sah wieder auf das Fax.
»Der Bericht beschreibt nur die Verletzungen, er sagt nichts darüber aus, wie sie entstanden sind oder wer sie ihm zugefügt hat.«
Margit zog die Augenbrauen hoch.
»Scheint so, als hätten unsere Freunde in der Gerichtsmedizin es sich diesmal ziemlich einfach gemacht. Wir müssen wohl anrufen und nachfragen, ob sie wenigstens eine Theorie haben, in die wir einhaken können«, murrte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Gesichtsausdruck signalisierte deutlich, dass sie sich mehr von den Künsten der Ärzteschaft erwartet hatte. Sie machte keinen Versuch, ihre schlechte Laune zu verbergen.
Der Alte war ebenfalls unzufrieden. Er seufzte hörbar und wandte sich an Margit und Thomas.
»Was sind die nächsten Schritte?«
»Wir haben einen Tipp zu Almhult erhalten«, sagte Thomas. »Anscheinend hat ihn jemand auf der Direktfähre nach Stockholm gesehen, am vorletzten Sonntag, also vor gut einer Woche. Wir werden das schnellstmöglich überprüfen. Außerdem haben wir ein Plakat auf Sandhamn ausgehängt, auf dem wir nach Personen suchen, die mit Kicki Berggren gesprochen haben. Vielleicht schaffen wir es auf diesem Weg, eventuelle Kontakte aufzuspüren.«
Thomas sah Margit an, die zustimmend nickte, und fuhr fort:
»Wir werden außerdem prüfen, ob es irgendwelche Verbindungen zwischen den Grundstückseigentümern und dem Systembolaget gibt. Irgendwas, das eine Verbindung zu Krister Berggren herstellt.«
»Macht das«, sagte der Alte. »Wie ihr wisst, bin ich ab übernächster Woche im Urlaub. Also seht zu, dass ihr den Fall bis kommenden Samstag gelöst habt. Wenn ihr so freundlich sein wollt.«
Sein halbherziger Versuch, witzig zu sein, traf auf keine größere Gegenliebe. Er stand auf und wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab, das offensichtlich schon fleißig im Einsatz gewesen war.
Die Sitzung war beendet.
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Kapitel 45
Die Frau, die beim dritten Klingeln die Tür öffnete, hatte überall auf dem Pullover Flecken, die nach Gemüsebrei aussahen. Sie hielt ein Geschirrtuch in der Hand und wirkte gestresst. Aus dem Inneren des Hauses war Kindergeschrei zu hören.
»Sind Sie der Polizist, der angerufen hat?«, fragte sie hastig und warf einen Blick über die Schulter ins Haus, wo das durchdringende Schreien jetzt in wütendes Gebrüll übergegangen war.
Thomas nickte.
»Mein Name ist Thomas Andreasson. Das hier ist meine Kollegin Margit Grankvist. Dürfen wir ein paar Minuten hereinkommen? Wir würden gern mit Ihnen sprechen, falls das geht.«
Das Gebrüll hielt unvermindert an, und die Frau sah noch angespannter aus.
»Kommen Sie rein. Meine Tochter sitzt ganz allein in der Küche, ich muss wieder hin.«
Sie verschwand in einen schmalen Flur, der rechts von der Diele abging. Margit und Thomas folgten ihr.
Es war ein hübsches Häuschen, gepflegt und gut in Schuss, das mitten in Enskede lag, einem älteren Vorort von Stockholm. Ein typisches altmodisches Haus mit gelber Holzfassade und weißen Eckpfosten und einem kleinen Garten nach Süden hinaus. Thomas zählte vier Apfelbäume und einen Pflaumenbaum.
Eine graue Katze schlüpfte vorbei, ohne sich um die Besucher zu kümmern.
In der Küche saß ein sehr wütendes Kleinkind im Hochstuhl und patschte mit einem Löffel in einen Teller. Die Reste von etwas Orangefarbenem waren über den ganzen Fußboden verspritzt. Sie hatten dieselbe Farbe wie die Flecken auf dem Pullover der Frau.
Die schwer geprüfte Mutter strich sich mit dem Handrücken eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie trocknete sich die Hände im Geschirrtuch ab und streckte die rechte Hand aus.
»Ich bin Malin. Tut mir leid, dass es hier so aussieht. Meine Tochterist heute sehr ungnädig. Bitte setzen Sie sich doch.« Sie deutete auf die Küchenstühle am Tisch. Margit versuchte unauffällig festzustellen, ob sich etwas Orangefarbenes auf dem Stuhlsitz befand, bevor sie Platz nahm.
»Sie wollen mit mir über die Rückfahrt von Sandhamn sprechen, nehme ich an?«
Margit warf ihr einen Blick zu und nickte.
»Wir haben gehört, dass Sie und Ihre Familie auf demselben Schiff waren wie der Mann, dessen Leiche einige Tage später auf Sandhamn gefunden wurde«, sagte sie.
»Ich glaube schon.« Ein unsicherer Ausdruck huschte über das Gesicht der Frau. »Nur wenige Plätze von uns entfernt saß jemand, der genauso aussah wie der
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