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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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einem anderen Wochentag hingegangen bin.« Letzteres wurde von einem ironischen Augenzwinkern begleitet.
    »Haben Sie beruflich mit dem Systembolaget zu tun?«, fragte Margit.
    »Gar nicht. Wir haben überhaupt keine staatlichen Unternehmen als Klienten. Den meisten Umsatz machen wir mit kleinen oder mittleren Firmen. Im privaten Sektor«, fügte er eilig hinzu.
    Thomas schwieg.
    Pieter Graaf lächelte und breitete die Arme aus.
    »Ich würde Ihnen ja gerne helfen, aber ich fürchte, ich habe keine Informationen, die Ihnen nützlich sein könnten.«
    Thomas beschloss, das Thema zu wechseln.
    »Was ist mit Jonny Almhult? Kannten Sie ihn?«
    Der Mann sah ihn skeptisch an.
    »Wer soll das sein?«
    »Seine Leiche wurde vorige Woche im Meer vor dem Trouvillestrand gefunden. Er war einer der Einheimischen hier auf der Insel, verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Tischler. Er malte übrigens auch Bilder.«
    »Tut mir leid. Ich habe ihn nie kennengelernt. Wir sind ja noch ziemlich neu auf Sandhamn und hatten bisher nicht viel mit den Bewohnern zu tun. Das Haus war gut in Schuss, als wir es gekauft haben, deshalb haben wir bisher noch keine Handwerker gebraucht.« Er klopfte mit dem Zeigefingerknöchel auf die Tischplatte. »Toi, toi, toi.«
    Der kleine Junge auf seinem Schoß begann sich sichtbar zu langweilen. Er wand sich wie ein Wurm.
    »Ich will Ball spielen, Papa. Können die Tante und der Onkel nicht weggehen?« Er zupfte am Pullover seines Vaters. »Die sollen weggehen, jetzt gleich«, wiederholte er.
    Thomas lächelte den Jungen an.
    »Wir sind sofort fertig«, versprach er. »Nur noch eine Sache.«
    Er betrachtete den Mann ihm gegenüber einige Sekunden.
    »Haben Sie Rattengift im Haus?«, fragte er dann.
    »Rattengift?«
    Pieter Graaf machte ein verdutztes Gesicht.
    »Rattengift«, wiederholte Margit. »Wir würden gerne wissen, ob Sie Rattengift im Haus haben.«
    Der Mann überlegte, dann setzte er seinen Sohn behutsam auf die Erde und stand auf.
    »Da muss ich meine Frau fragen«, sagte er. »Gut möglich, dass wir was dahaben.«
    Er ging zur offenen Eingangstür und rief etwas ins Haus. Eine schlanke Frau mit dickem Zopf, der ihr über den Rücken herabhing, erschien in der Türöffnung. Sie blickte fragend von ihrem Mann zu den beiden Fremden auf den Gartenstühlen. Pieter Graaf erklärte ihr rasch den Zusammenhang.
    »Anna«, sagte er dann, »haben wir Rattengift im Haus?«
    Sie schüttelte den Kopf, blieb aber stehen.
    »Das heißt, doch«, erwiderte sie. »Es könnte sein, dass unten im Keller noch was ist, in dem kleinen Verschlag, weißt du?«
    Sie wandte sich an Thomas und Margit.
    »Der Vorbesitzer hat eine Menge Zeug im Keller gelassen und gesagt, wir sollen uns davon nehmen, was wir haben wollen. Ich könnte mir vorstellen, dass da unten noch eine Packung ist. Soll ich mal nachsehen?«
    Sie verschwand wieder im Haus und kam nach einer Weile mit einer Plastikdose zurück, auf der ein Warnsymbol prangte.
    Mittel zur Nagerbekämpfung, stand mit schwarzen Buchstaben darauf. Sie übergab Thomas die Dose, der vorsichtig den kindersicheren Schraubverschluss öffnete. Der Behälter enthielt blau eingefärbte Getreidekörner.
    Sie stellten noch einige Fragen zu den Kontakten, die Pieter Graaf während des Sommers auf der Insel gehabt hatte, dann verabschiedeten sie sich. Der Junge hatte die Geduld verloren und wieder angefangen zu spielen. Er versuchte gerade erfolglos, sich auf den kleinen Ball zu setzen.
    »Das hat ja nicht besonders viel gebracht«, stellte Margit fest, sobald sie außer Hörweite waren. »Es gibt keine offensichtliche Verbindung, er hat kein Motiv, und er hat ein wasserdichtes Alibi. Was will man mehr? Das Einzige, was zu seinen Ungunsten spricht, ist, dass er Zugang zu Rattengift hat.«
    »Das sehe ich auch so«, sagte Thomas. »Man ist ja nicht gleich ein Mörder, nur weil man Rattengift im Haus hat.«
    Er wischte sich mit einem Hemdzipfel die Stirn ab. Es war ziemlich heiß. Der Wind war nun vollkommen eingeschlafen, und bis zu einer erfrischenden Abendbrise war es noch lange hin.
    Thomas warf Margit einen prüfenden Blick zu.
    »Bereit für einen Besuch bei Philip Fahlén?«
    »Absolut. Zeig mir den Weg, ich folge dir.«

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Kapitel 49
    Sie gingen in Richtung Fläskberget und Friedhof. Unterwegs kamen sie an mehreren modern aussehenden Sommerhäusern vorbei, gebaut in den Sechzigerjahren und danach. Typische Ferienhausarchitektur, weit entfernt von dem traditionellen Stil, der

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