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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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draußen glaubt niemand, dass du es warst.«
    Drei Augenpaare sahen zu, wie sich langsam die Worte bildeten: »Jetzt bist du Nummer eins. Die Leute lieben dich... genau wie ich.«
    Coleridge war ein geübter Beobachter, was Gesichter anging, und er kannte Dervla nach vielen Stunden eingehender Betrachtung gut. Deutlich sah er die Abscheu in ihrer Miene.
    »La di da«, sagte sie mit gleichgültigem Achselzucken und fing an, sich die Zähne zu putzen.
    Coleridge spürte Carlisles Anspannung, als der Mann seine Kamera scharf stellte und Dervla durch seinen eigenen kleinen Camcorder betrachtete. Offensichtlich war Carlisle auf jedes verfügbare Bild seiner heimlichen Liebe aus, und einmal mehr hielt er seine kleine Linse so nah ans Glas, wie er sich traute, ohne daran zu stoßen. Zuerst gönnte er sich eine Nahaufnahme des dunklen Haarbüschels in Dervlas Achselhöhle, als sie den Arm zum Zähneputzen angehoben hatte. Dann schwenkte er ein Stück, um jenes leichte Beben ihrer Brüste unter dem Handtuch einzufangen, das durch ihre Armbewegung ausgelöst wurde. Schließlich schwenkte er mit geübtem Timing seine Linse gerade so rechtzeitig aufwärts, dass er aufnehmen konnte, wie das ahnungslose Mädchen die Zahnpasta ausspuckte. Coleridge hörte, wie der winzige Motor des Camcorders summte, als Carlisle zu einer extremen Nahaufnahme auf Dervlas feuchten, weiß schäumenden Mund zoomte.
    Als sie fertig war, verließ Dervla das Bad und kehrte ins Mädchenzimmer zurück. Im Haus war wieder alles still. Sämtliche Bewohner befanden sich auf der anderen Seite des Hauses, weit weg vom Schaumgang. Coleridge drückte den Knopf an seinem kleinen Pieper, den ihm die Tonabteilung von Peeping Tom gegeben hatte und der Geraldine im Kontrollraum darüber in Kenntnis setzte, dass er genug gesehen hatte.
    Nachdem Geraldine Carlisle unter einem arbeitstechnischen Vorwand herausgerufen hatte, verließ er, genau wie abgesprochen, seine Kamera.
    Coleridge folgte ihm, als er den Gang verließ. Sobald er blinzelnd im grellen Neonlicht des Verbindungstunnels zwischen Haus und Kontrollkomplex stand, packte Coleridge Carlisle beim Kragen und forderte ihn auf, mit zum Revier zu kommen.

45. Tag 12:00 Uhr

    »Oh, mein Gott. Ich glaube, mir wird schlecht. Ich glaube wirklich, mir wird gleich schlecht.«
    Coleridge zeigte Dervla, was auf dem Camcorder zu sehen war, den er Larry Carlisle abgenommen hatte. Neben dem Videorecorder stapelten sich siebzehn Mini-Kassetten, die man in Carlisles Wohnung gefunden hatte.
    »Anscheinend ist dieser Mann in gewisser Weise süchtig nach Ihnen«, sagte Coleridge. »Wenn man sich seine Videosammlung so ansieht, scheint es, als könnte er einfach nicht genug von Ihnen bekommen.«
    »Bitte nicht. Das ist schrecklich. Schrecklich.«
    Es gab jede Menge davon. Stunden über Stunden Bandmaterial. Nahaufnahmen von Dervlas Lippen, wenn sie sprach, wenn sie aß, ihre Augen, ihre Ohren, ihre Finger, aber vor allem anderen natürlich ihr Körper. Carlisle hatte seit dem dritten Tag praktisch jeden Augenblick gefilmt, den sie im Bad verbracht hatte, wobei er immer geübter darin geworden war, Nahaufnahmen jedes Intimbereichs zu erhaschen, der ihm ahnungslos preisgegeben wurde.
    Häufig war Dervlas durchnässtes Höschen durch das Wasser ein Stück weiter nach unten gerutscht, sodass ihr Schamhaar und, wenn sie sich umgedreht hatte, manchmal sogar ein Daumenbreit der Falte ihres Hinterns zu sehen gewesen war. Offensichtlich hatte Carlisle für diese Augenblicke gelebt und jedes Mal in eine extreme Nahaufnahme gezoomt, wenn sich die Gelegenheit ergeben hatte.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich so dumm war«, stieß Dervla mit erstickter Stimme hervor, aus der eine Mischung aus Abscheu und Verlegenheit klang. »Natürlich hätte ich ahnen können, wieso er mich so ermutigt hat, aber ich hatte ja keine Ahnung... ich...«
    Dervla, die normalerweise so stark und so selbstbewusst war, betrachtete die gespenstisch lautlosen, unzusammenhängenden Bilder auf dem Bildschirm — ein Mensch, kaum je als Ganzes betrachtet, zerrissen in intime Nahaufnahmen — und brach in Tränen aus. Tränen liefen über ihr Gesicht, während das Seifenwasser auf dem Bildschirm über ihren Bauch und ihre Oberschenkel rann.
    »Haben Sie jeden Tag Botschaften im Spiegel bekommen?«
    »Nicht jeden Tag, aber an den meisten.«
    »Und was stand dort?«
    »Oh, nichts besonders Aufregendes. >Wie geht es dir? < Solche Sachen. >Du machst dich gut.<«
    »Also hat er

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