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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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Ballymagoon?«
    »Wie bitte?«
    »Ich glaube, Ihre Eltern verlieren möglicherweise Haus und Hof. Ich habe mich nur gefragt, wie sie damit zurechtkommen.«
    Dervlas Miene wurde eisig. »Ich weiß es nicht, Inspector. Ich war in diesem Haus. Aber ich denke, sie werden es wohl überleben. Wir sind hart im Nehmen.«
    »Danke. Das wäre alles, Miss Nolan«, sagte Coleridge. »Für den Augenblick.«

45. Tag 13:30 Uhr

    Anfangs hatte Geraldine nicht gewollt, dass Dervla wieder ins Haus kam. »Scheiß auf die verlogene kleine Fotze. Ich werd sie lehren, meinem Kameramann schöne Augen zu machen und meiner Sendung zu schaden.«
    Geraldine war wütend, und es war ihr peinlich, dass so etwas vor ihrer Nase hatte stattfinden können, ohne dass sie etwas davon ahnte. Ihr Berufsstolz war zutiefst verletzt, und sie wollte sich an Dervla rächen, auf die sie ohnehin schon eifersüchtig war. Doch schon bald hatte die Vernunft wieder die Oberhand gewonnen. Dervla hinauszuwerfen war praktisch gleichbedeutend mit dem Eingeständnis, dass es dafür einen Grund gab, was Geraldines peinliche Situation nur noch verschlimmert hätte. Dervla war inzwischen das beliebteste Mitglied im Haus, wobei sie eindeutig durch die Tatsache gepunktet hatte, dass die Polizei sie zum Verhör mitgenommen hatte.
    Ihr Foto fand sich in allen Morgenzeitungen: blass und schön, als man sie aus dem Haus geholt hatte. Die Presse musste ihre Überzeugung, dass Sally die Mörderin war, noch einmal überdenken, und die Schlagzeilen lauteten: »Polizei verhört Dervla«, »Dervla verhaftet«. Bald wäre sie in sämtlichen Abendnachrichten, und die Reporter würden draußen vor dem Haus atemlos verkünden, dass es die Polizei versäumt hatte, Klage gegen sie zu erheben. Genau so einen Zwischenfall brauchte Geraldine, um die Geschichte oben auf der Tagesordnung der Nation, wenn nicht der ganzen Welt zu halten.
    Alles in allem war Dervla zu wichtig für die Show, als dass man sie einfach gehen lassen konnte.
    »Es bedeutet, dass wir auch diesen widerwärtigen Perversling Carlisle behalten müssen«, klagte Geraldine. »Wenn wir ihn rausschmeißen, sie aber in Ruhe lassen, wird der Pisser uns erpressen. Ich jedenfalls würde es so machen.«

20. Tag 12:40 Uhr

    William Wooster oder Woggle, wie man ihn besser kannte, wurde gegen eine Kaution von fünftausend Pfund freigelassen, die seine Eltern stellten. Die Polizei hatte Einspruch gegen die Kaution erhoben, mit dem Argument, Woggle könne sich, da er als Mitglied der wohnungslosen, alternativen Gemeinde und als unbelehrbarer Tunnelgräber bekannt war, zu einfach aus dem Staub machen. Der Richter warf einen kurzen Blick auf Dr. und Mrs. Wooster — er im Tweed, sie mit Perlenkette — und kam zu dem Schluss, dass es eine Kränkung zweier derart offensichtlicher Stützen der Gesellschaft wäre, ihnen den ungeratenen Sohn vorzuenthalten.
    Wieder draußen, türmte Woggle nach kaum zweihundert Metern.
    Nach seinem kurzen Auftritt vor dem Gericht hatte er sich mit seinen Eltern einen Weg durch das Gedränge der Reporter gebahnt, die vor dem Gerichtssaal warteten, war in das wartende Taxi gestiegen und mit ihnen weggefahren. Weiter allerdings wollte Woggle nicht ins Familienleben zurück. Er wartete die erste rote Ampel ab, und als das Taxi hielt, stieg er einfach aus und rannte los. Seine Eltern ließen ihn gehen. Sie hatten das schon häufiger erlebt und waren einfach zu alt, ihm hinterherzulaufen. Sie saßen im Wagen und dachten über die Tatsache nach, dass die Gesellschaft ihres Sohnes sie über tausend Pfund pro Minute gekostet hatte.
    »Nächstes Mal machen wir das nicht mehr«, sagte Woggles Dad.
    Woggle rannte etwa eine Meile, schlug hier und da einen Haken und malte sich aus, wie sein alter Herr ihn mit dem Regenschirm in der Hand verfolgte. Als er sich schließlich in Sicherheit glaubte, beschloss er, auf ein Bier und ein Solei in einen Pub einzukehren. Und genau dort musste er sich zum ersten Mal mit dem Ausmaß dessen, was Peeping Tom ihm eingebrockt hatte, auseinander setzen. Nicht nur Polizei und Presse kannten ihn nun mittlerweile. Alle kannten ihn, und sie mochten ihn nicht, kein bisschen.
    Etliche Männer umzingelten ihn am Tresen, als er darauf wartete, dass man ihn bediente. »Du bist doch diese Fotze, oder?«, sagte der Typ, der am übelsten aussah.
    »Wenn Ihr damit meint, ich sei hübsch, warm, einladend und haarig, ja, dann ließe sich wohl sagen, dass ich eine Fotze bin.«
    Es war ein Akt des Wagemuts,

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