Tödlicher Ruhm
sich zu dem Spiel geäußert.«
»Na ja, nicht in Einzelheiten. Schließlich hat er ja rückwärts auf beschlagenes Glas geschrieben.«
»Hat er je Kelly erwähnt?«
»Nein.«
Es war eine blödsinnige Lüge.
»Eigentlich doch. Ich meine, er hat sie erwähnt«, sagte Dervla eilig.
»Ja oder nein, Miss Nolan?«
»Ich hab doch gerade >Ja< gesagt, oder? Manchmal... mehr oder weniger... hat er sie alle erwähnt.«
Halb gelogen. War das besser? Oder schlechter?
»Ich weiß nicht, wieso er mir Botschaften geschickt hat«, fügte sie hinzu. »Ich habe ihn nicht darum gebeten.«
»Er ist in Sie verliebt, Miss Nolan.«
»Sagen Sie das bitte nicht.«
»Er liebt Sie, Dervla, und Sie werden sich damit auseinander setzen müssen, da ich bezweifle, dass er für das, was er getan hat, ins Gefängnis wandern wird. Sobald Sie das Haus verlassen, wird er auf Sie warten.«
»Glauben Sie wirklich?«
»Das sagt mir meine Erfahrung mit Besessenen. Sie können nicht einfach damit aufhören. Er glaubt, Sie erwidern seine Liebe. Schließlich haben Sie wochenlang mit ihm geflirtet.«
»Ich hab nicht...« Doch schon während sie es sagte, war Dervla klar, dass alles Leugnen zwecklos war. »Ich... bin da irgendwie so reingerutscht«, fuhr sie fort. »Es war ein Spaß, ein Spiel. Es ist langweilig in diesem Haus. Ständig dieselben dämlichen, langweiligen Leute, die man nicht mal richtig mögen kann, weil man mit ihnen im Wettbewerb steht. Sie können sich das nicht vorstellen... Und dann war da dieses kleine Spielchen, ganz für mich allein. Ich hatte einen heimlichen Freund, der mir Glück wünschte und sagte, dass ich mich gut mache. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie entfremdet und ausgeliefert man in diesem Haus ist, wie verletzlich man sich fühlt. Es war schön, einen heimlichen Freund zu haben.«
Dervla sah zum Bildschirm, auf dem Larry Carlisles Band noch immer lief. Wieder stand sie unter der Dusche. Ihre Hand steckte im Körbchen ihres nassen Büstenhalters, seifte ihre Brüste ein, und deutlich waren die Umrisse ihrer Brustwarzen zu erkennen. »Könnten wir das bitte abstellen?«
»Ich möchte, dass Sie sich die nächste Passage ansehen.«
Das Bild auf dem Schirm flackerte und wechselte zum Mädchen-Schlafzimmer. Es war Nacht, und die Mädchen schienen zu schlafen.
»Mein Gott, er hatte ein Nachtsichtgerät an seinem Camcorder!«, stöhnte Dervla.
»Leider, meine Liebe, muss ich Ihnen sagen, dass diesem Mann nichts entgangen ist.«
Auf dem Bildschirm war Dervla im Bett zu erkennen. Offensichtlich war es eine heiße Nacht gewesen, da sie nur mit einem dünnen Laken zugedeckt war. Sie schlief, oder zumindest sah es so aus, bis sie die Augen für einen Moment aufschlug und blinzelte. Dann schwenkte die Kamera von ihrem Gesicht abwärts auf ihren Körper. Man konnte sehen, wie sich Dervlas Hand unter dem Laken bewegte und abwärts bis unter Hüfthöhe glitt, wobei die Umrisse ihrer Knochen unter dem Laken deutlich zu erkennen waren, da sich ihre Finger sanft bewegten. Erneut konzentrierte sich die Kamera auf Dervlas Gesicht: Ihre Augen waren geschlossen, aber ihr Mund stand offen. Sie seufzte vor Wohlbehagen.
Dervla lief vor Ärger und Verlegenheit rot an. »Bitte!«, bettelte sie. »Das ist nicht fair.«
Coleridge stellte das Video ab. »Ich wollte nur, dass Sie sehen, wie wenig Respekt dieser Mann vor Ihnen hatte. Sie waren in gewisser Weise eine Weile Komplizen. Jetzt sind Sie es nicht mehr.«
Dervla bekam es mit der Angst zu tun. »Aber Inspector, Sie glauben doch wohl nicht ernsthaft, dass es eine Verbindung zwischen diesem seltsamen Menschen und... und... Kellys Tod gibt?«
Coleridge wartete einen Moment, bis er antwortete. »Sie sagten, in seinen Botschaften stand etwas von Kelly?«
»Ja, schon, aber...«
»Was stand da?«
»Da stand... da stand, dass die Leute sie mochten und dass sie mich mochten. Sie mochten uns beide.«
»Ich verstehe. Und stand da jemals, wen sie lieber mochten? Die Rangfolge, sozusagen?«
Dervla sah dem Chief Inspector in die Augen. »Nein. Nicht ausdrücklich.«
»Sie wussten also nicht, dass Sie vor dem Mord an Kelly nach ihr an zweiter Stelle standen.«
»Nein, wusste ich nicht.«
»Sagen Sie mir doch bitte noch einmal, Miss Nolan, wie hoch das Preisgeld für den Sieger dieses Spiels ist.«
»Na ja, es ist seitdem gestiegen, aber zum Zeitpunkt des Mordes war es eine halbe Million Pfund, Chief Inspector.«
»Wie läuft es auf dem Hof Ihrer Eltern in
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