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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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ausschließen, dass zwei Bewohner einander nicht unbekannt gewesen waren? Dass irgendeine alte Feindschaft unwissentlich Eingang in dieses Haus gefunden hatte? Dass irgendein finsterer, grausamer Zufall im Auswahlverfahren zu diesem Mord geführt hatte?
    Wie auch immer die Antwort lauten mochte, würde Coleridge sie sicher nicht dort im dunklen alten Hangar in Shepperton finden. Sie lag im echten Haus, in den Menschen im echten Haus.
    Müde kehrte er zu seinem Wagen zurück, in den sich Hooper schon vor einer halben Stunde zurückgezogen hatte, und gemeinsam fuhren sie wieder nach Sussex, wo das echte Peeping-Tom-Haus stand. Es war eine Fahrt von etwa zwanzig Meilen, für die sie, wenn sie Glück hatten, nur den restlichen Morgen brauchen würden.

30. Tag 9:15 Uhr

    Während Coleridge und Hooper im Schneckentempo über den M25 krochen, unterhielt sich Trisha mit Bob Fogarty, dem Regisseur von Hausarrest. Fogarty stand in der Hierarchie von Peeping Tom direkt unter der Grausamen Geri. Trish wollte mehr darüber erfahren, wie es kam, dass die Leute so präsentiert wurden, wie sie es gesehen hatte.
    » Hausarrest ist im Grunde Fiktion«, sagte Fogarty, reichte ihr einen Styroporbecher mit wässrigem Schaum, wobei er im Dunkel des Monitorbunkers beinahe ihre Hand verfehlte. »Wie alles beim Film und Fernsehen wird es erst beim Schneiden zusammengebastelt.«
    »Sie manipulieren das Image der einzelnen Bewohner?«
    »Aber selbstverständlich. Wir sind keine Wissenschaftler, sondern machen ein Fernsehprogramm. Menschen sind doch belanglos. Wir müssen sie interessant machen, sie in Helden und Schurken verwandeln.«
    »Ich dachte, Sie sollten als Beobachter fungieren, und das Ganze wäre ein Experiment sozialer Interaktion?«
    »Hören Sie, Constable«, erklärte Fogarty nachsichtig, »um eine Abendsendung von einer halben Stunde zu bekommen, stehen uns Bilder von insgesamt dreißig Fernsehkameras zur Verfügung, die vierundzwanzig Stunden am Tag laufen. Das macht siebenhundertzwanzig Stunden Material für eine halbe Stunde Fernsehen. Es lässt sich gar nicht vermeiden, subjektive Entscheidungen zu treffen, selbst wenn wir es wollten. Erstaunlich ist nur, dass die Nation glaubt, was wir zeigen. Die Zuschauer akzeptieren, dass das, was wir ihnen zeigen, real ist.«
    »Ich glaube kaum, dass sie viel darüber nachdenken. Ich meine, wieso sollten sie?«
    »Das stimmt wohl. Solange es gutes Fernsehen ist, kümmert es sie nicht, deshalb bleiben wir auch so nah wie möglich am Skript.«
    »Am Skript bleiben?«
    »Den Ausdruck verwendet man bei Nachrichten und Reportagen.«
    »An welchem Skript?«
    »Angenommen, Sie produzieren einen kleinen Beitrag für die Nachrichten über den Drogenkonsum in Wohnsiedlungen. Wenn Sie einfach nur mit einer Kamera in die nächstbeste Drogenhöhle spazieren und rumschnüffeln, können Sie bis Weihnachten auf die richtige Geschichte warten. Also erstellen Sie vorher ein Skript Ihrer Ermittlungen. Sie sagen... okay, wir brauchen zwei Kids, die sagen, dass sie in der Schule >H< bekommen können. Wir brauchen ein Mädchen, das sagt, sie würde für einen Schuss auf den Strich gehen; wir brauchen einen Sozialarbeiter, der sagt, dass die Regierung Schuld hat... Man schreibt das ganze Ding. Dann schickt man jemanden auf Recherche, der ein paar Schaumschläger auftreibt und ihnen im Großen und Ganzen sagt, was sie sagen sollen.«
    »Aber wie können Sie das bei Hausarrest tun? Ich meine, Sie können den Bewohnern doch nicht vorschreiben, was sie sagen sollen, oder?«
    »Nein, aber Sie können sich über die Geschichte, die Sie erzählen wollen, im Klaren sein und dann nach den entsprechenden Szenen suchen. Nur so lässt sich vermeiden, dass man völlig im Chaos, versinkt. Sehen Sie sich das hier zum Beispiel mal an... Es ist Kellys erster Gang in den Beichtstuhl am Nachmittag des ersten Tages.«

1. Tag 16:15 Uhr

    »Es ist völlig geil, voll fett, einfach unfassbar. Ich bin voll drauf und total drin«, sprudelte es atemlos aus Kelly auf dem Hauptmonitor hervor. Sie war in den Beichtstuhl gekommen, um zu erzählen, wie spannend und aufregend alles war.
    »Ich meine, heute war der coolste Tag überhaupt, weil ich diese Leute wirklich, wirklich liebe und einfach weiß, dass wir alle einfach total gut miteinander auskommen werden. Ich gehe davon aus, dass es zu Spannungen kommt. Ich werde sie irgendwann alle hassen, zumindest für einen Augenblick. Aber das könnte man doch über jeden sagen, oder? Vor allem

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